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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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offen. Die mit dunklem Kajal umrandeten Augen standen ihr gut. »Bist du fertig?«, fragte sie.
    Herrjemine, ich hatte mich noch überhaupt nicht zurechtgemacht! Aber so viel Mühe musste ich mir ja wohl für eine Kleinkinder-
Soirée
nicht geben, und so sagte ich: »Klar. Einen Augenblick noch«, und zog mir nur meinen Mantel über meine Jeans und das Hemd, das ich einmal Mogens stibitzt hatte. Das Make-up musste so gehen. Sich zu sehr aufzubrezeln, war uncool, entschied ich, als Camille mir mit ihren langen Beinen, die in hohen Stiefeln steckten, die Treppe hinunter voranging.
    »Gut, dass Papa uns Geld für ein Taxi gegeben hat, sonst wären wir viel zu spät gekommen. Hoffentlich haben sie noch nicht angefangen«, sagte Camille, als wir im 17.
Arrondissement
nahe einem großen Park aus dem Auto stiegen und sie bezahlte.
    Ich kniff die Augen zusammen und las zwischen den Regentropfen im Streiflicht der Schweinwerfer
Parc Monceau
auf einem der blauen Straßenschilder, die entlang der
Avenue
standen.
    »Noch nicht angefangen? Womit denn?«
    »Das wirst du schon sehen. Komm«, sagte Camille und fasste mich unter, als wir beide über die
Avenue
zu einem der hohen Gebäude auf der anderen Seite rannten. Sie gab einen Code ein, es machte leise »klick« und wir stießen mit vereinten Kräften das schwere Eingangstor auf.
    Sie entfaltete einen Zettel.
    »Warte. Hier steht geschrieben, in welchem Stock es stattfindet.«
    »Ich denke, das sind Freunde von dir?«, fragte ich.
    »Sicher. Es sind Freunde von mir dabei. Aber die genaue Zusammensetzung wechselt ständig, und wo was genau stattfindet, wird erst in letzter Minute bekannt gegeben.«
    Sie stieß eine Tür auf, an der das Schild
Porte A
stand.
    »Na, jetzt bin ich aber gespannt.«
    »Das kannst du auch sein. Es wird bestimmt wieder lustig, vor allen Dingen, wenn du so etwas noch nie getan hast«, sagte sie mit einem seltsamen Glanz in ihren Augen, ehe sie vor mir die Treppe hinaufsprang. Im vierten Stock machte sie halt und drückte zweimal kurz und einmal lang auf einen Klingelknopf.
    »Was noch nie getan hast?«, fragte ich etwas außer Atem.
    »Pst. Leise.«
    »
Qui est-ce?
«, fragte eine Stimme auf der anderen Seite der schweren Eingangstür.
    »
C’est moi, Camille
.« Sie klopfte mit dem Knöchel dreimal kurz an die Tür.
    »Das klingt ja fast wie ein Signal.«
    »Das ist es auch«, sagte sie mit einem verschwörerischen Lächeln, als die Tür sich öffnete.
    Vor uns stand ein dürrer junger Mann, der schwarze Kleider trug und der seine Pickel im Gesicht mit einer dicken Schicht weißem Make-up verdeckt hatte. Er war geisterhaft blass und wirkte noch blasser, weil in dem Apartment mit den hohen Decken und riesigen Ölschinken an den Wänden kein Licht war, sondern überall Kerzen brannten: entlang der Fußleisten, auf der Kommode neben der Garderobe und sogar auf den kleinen Regalen unter dem Spiegel. War das Camilles großes Geheimnis? Ein Gruftie in seinem Bau? Ich biss mir auf die Lippen, um ein Lachen zu unterdrücken. Diese Küken! Das hatten wir schon gemacht, als sie noch nackt der Musik hinterherliefen, wie die Augsburger es so treffend sagten.
    »Wer ist das?«, fragte er Camille mürrisch und machte mit dem Kopf eine Bewegung in meine Richtung.
    »Eine Freundin.«
    »Du weißt, dass wir nicht einfach so Leute mitbringen können. Das kann sie vertreiben …«
    »Das geht schon okay, Charles«, sagte Camille kurz. »Wem das nicht passt, der kann zu mir kommen, und ich spreche mit ihm.«
    »Wenn du meinst.« Er trat beiseite und nahm uns unsere Mäntel ab.
    »Komm«, sagte Camille, griff nach meiner Hand und sah rasch auf die Uhr. »Wir fangen gleich an. Kurz vor neun ist eine gute Zeit.«
    »Wofür?«, fragte ich, als ich ihr in einen dunklen Raum folgte. Ehe meine Augen sich noch an die vollkommene Dunkelheit gewöhnen mussten, flammten auch hier überall Kerzen auf.
    »Camille, da bist du ja«, sagte ein Mädchen und aus dem Dämmer lösten sich erste Gesichter. Ich sah einen Kreis von vier oder fünf Mädchen und Jungen um einen Tisch sitzen, auf dessen Mitte umgedreht ein Glas auf einer Spielkarte stand.
    »Wir haben auf dich gewartet.« Das Mädchen drehte sich zu den anderen Jugendlichen, die um drei oder vier weitere Tische herum verteilt saßen. »Es kann losgehen. Wir sind komplett. Lasst uns beginnen! Lasst uns unsere Freunde rufen!«
    Camille lachte, als sie sich auf einem freien Stuhl niederließ und auf den Platz neben sich klopfte.

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