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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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und Gang aufgerissen und Marie stand wie der Racheengel persönlich auf der Schwelle. Ich duckte mich unwillkürlich, so zornig wirkte sie.
    »Ah, da ist sie ja. Und du hast auch davon gewusst, Ava? Madame Sarakowa sagte mir, du wärst gestern an Camilles Ballettschule gewesen? Ist denn mein ganzes Haus voller Verräter?«
    Ehe ich realisierte, wie mir geschah, zog sie mich auch schon in den Salon.
    »Was ist hier eigentlich los? Darf ich selber nicht mehr wissen, was meine Familie so macht?«, rief Marie theatralisch, fasste mich am Ellenbogen und drehte mich zu Camille, die mit angezogenen Knien in der Sofaecke kauerte. Vor lauter Weinen waren ihre Augen rot und geschwollen, und sie war so blass, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Jetzt fing sie wieder an zu weinen.
    »Du hättest mir doch gar nicht zugehört. Und selbst wenn ich es dir erzählt hätte, hättest du es mir nie erlaubt. Papa ist anders, er versteht mich!«, rief sie und zeigte auf ihren Vater, der ihr mit Sorgenfalten auf der Stirn in einem Sessel gegenübersaß.
    »Er versteht dich! So ein Unsinn. Wenn ich daran denke, dass ich für dich meine Karriere aufgegeben habe!«, schrie Marie.
    Camille legte sich die Hände auf die Ohren, schloss die verweinten Augen und schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht mehr hören, Mama. Mein ganzes Leben lang hast du das wie ein Gebet wiederholt.
Nur für dich habe ich das alles aufgegeben … Wenn es dich nicht gäbe, wäre ich immer noch die größte Étoile der Oper … Du musst schaffen, was ich nicht erreicht habe
… Ich kann es nicht mehr hören!«
    »Wie kannst du es wagen, so frech zu deiner Mutter zu sein!«, rief Marie und machte einige drohende Schritte auf Camille zu, die sich in ihre Sofaecke duckte und sich schonwie zum Schutz ihre Hände über den Kopf legte. »Du könntest eine größere
Étoile
sein als ich!«
    »ICH WILL ES ABER NICHT!«, schrie Camille nun, sodass ihr Gesicht ganz rot wurde. »Hörst du mich, oder bist du so in deiner Welt gefangen, dass ich dich nicht mehr erreichen kann? Hörst du mir wenigstens einmal in meinem Leben zu? Bedeute ich dir noch was, außer dass ich deine eigenen ehrgeizigen Träume erfüllen soll? Ich will mein Leben so leben, wie ich es will, und ich will Ärztin werden.«
    »Du undankbares Geschöpf!« Nun holte Marie wirklich aus, wie um Camille zu ohrfeigen, doch Henri sprang aus seinem Sessel und hielt ihre Hand auf.
    »Marie! Tu das nicht. Das wird dir später leidtun.«
    »Leid? Mir tut nur eines leid, nämlich dass ich auf dich gehört und das Tanzen aufgegeben habe. Wenn ich denke, was ich hätte erreichen können, statt hier mit dir in diesem Haus zu sitzen …«
    Sie stockte, und Henri schien unter ihren bösen Worten in sich zusammenzufallen, doch er ließ ihre Hand nicht los.
    »Das kannst du nicht meinen«, sagte er leise. »Denk doch mal nach.«
    »Doch, so meine ich es.«
    Jetzt sprang Camille aus ihrer Sofaecke auf und umarmte ihren Vater. »Du weißt ja nicht mehr, was du sagst, Mama. Das Leben ist doch schon lange weitergezogen.
Dein
Leben ist schon lange weitergezogen, ohne dass du es gemerkt hast. Was ist denn so begehrenswert daran, eine
Étoile
zu sein,dass du mir dieses Leben so sehr wünschst? Ich hätte nie Zeit für irgendetwas, weder für Freunde noch für Familie oder sonst was, weil ich ja immer tanzen müsste. Ich hätte kaputte Füße, gehörte mit Ende zwanzig zum alten Eisen und wäre wahrscheinlich mein Leben lang magersüchtig. Das will ich nicht.«
    »Du könntest berühmt und bewundert werden …«, begann Marie und ihre Stimme klang tränenerstickt. Henri legte seinen Arm schützend um Camille. Sie bildeten eine Einheit, einen Wall gegen Marie und ihren sinnlosen Zorn.
    »Ich will es aber nicht«, sagte Camille plötzlich sehr ruhig. »Ich will eine gute Ärztin werden, später, wenn ich ein gutes und normales Abitur geschafft habe. Ich will eine echte Karriere und einen Beruf, den ich immer wieder und unter allen Umständen auf der ganzen Welt ausüben kann. Eine Ärztin wird immer und überall gebraucht. Ist es nicht schön, gebraucht zu werden?«
    Marie schüttelte den Kopf. »Ihr habt euch gegen mich verschworen. Das ist also der Dank. Das ist also der Dank!«, wiederholte sie schrill, machte auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Salon. Die Tür schlug sie hinter sich zu, sodass es durch das Haus hallte. Wir hörten ihre Schritte verklingen, dann wurde auch die Haustür zugeschlagen und nur einige Minuten später der

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