Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
Vom Netzwerk:
Nummer, inzwischen kannte ich sie auswendig.
    »
Allo, vous êtes bien au…
«
    Nun langte es. Frustriert steckte ich mein Handy weg. Vielleicht könnte ich Mogens anrufen, um dem Drang, noch einmal Wolffs Nummer zu wählen, entgegenzuwirken, aber ich überlegte es mir in letzter Minute anders. Das hatte Mogens nicht verdient. Schließlich konnte er nichts dafür, dass er nicht Wolff war. Und Wolff konnte ich nicht noch ein weiteres Mal anrufen, er würde jetzt schon sehen, dass ich es dreimal hintereinander versucht hatte.
    Es war ein kalter Nachmittag und ich schlug den Kragen meines Trenchs hoch und vergrub meine Hände in den Jackentaschen. Camille war sicher zu Hause, also wollte ich dort nicht hin. Wohin dann? Ich ging langsam zur
Métro
. Wenn Wolff sich nicht meldete, dann war vielleicht etwas passiert, schoss es mir durch den Kopf. Vielleicht hatte er einen Unfall gehabt – er konnte beim Malen auf einer großflächigen Leinwand von der Leiter gefallen sein oder so etwas Ähnliches und lag nun hilflos auf dem Boden seines Ateliers. Vielleicht lag er dort sogar schon seit Stunden oder Tagen, seinen Verletzungen ausgeliefert? Mein Herz schlug schneller, als ich mir vorstellte, wie ich ihn rettete, den Krankenwagen rief und auf der ganzen Fahrt zum Krankenhaus seine wunderbar begabte Hand nicht losließ, während er mich liebevoll und mit brennenden Augen aus seinem blassen Gesicht ansah.
    Ich wusste, was ich zu tun hatte, als ich den Weg zur nächsten Metrostation einschlug. Wolff brauchte mich, da war ich mir mit einem Mal ganz sicher.
    Im
Marais
angekommen, begann es zu regnen, und ich war innerhalb weniger Minuten vollkommen durchweicht. Mein Pony klebte an meiner Stirn und mein Pferdeschwanz hing traurig triefend über meine Schulter. Wahrscheinlich war auch meine Wimperntusche verlaufen, aber was machte das schon, ich hatte ein Leben zu retten, dachte ich, als ich an der
Métro Saint Paul
ausstieg und über die Regenpfützen der
Rue Saint Antoine
hüpfte, ehe ich schließlich in die
Rue du Pavé
bog. Nur noch wenige Schritte und ich war an seinem Haus angelangt. Ich legte den Kopf in den Nacken, sah nach oben und versuchte auszumachen, welche der Fenster hoch oben im Dach des Gebäudes wohl zu Wolffs Atelier gehörten. Es war schwer zu sagen, denn in allen brannte Licht. Ich stand noch einige Atemzüge lang unentschlossen auf dem Bürgersteig, ehe ich die Straße überquerte und zu seiner Haustür ging. Meine Finger zitterten vor Aufregung. Tat ich das Richtige? Sicher doch, entschied ich und gab den Code ein: 2710, mein Geburtsdatum. Ich war schließlich ein leidenschaftlicher Skorpion, ermutigte ich mich und stieß die schwere Tür auf, nachdem ich das leise, einladende »Klick« gehört hatte.
    Als ich das Licht anschaltete, bleckte mir der Hund auf dem Mosaik mit den sechs Beinen und den scharfen Zähnen seine Zunge entgegen, auf der die Flammen tanzten. Ichstieg die Treppe hoch und stand schließlich vor seiner Tür. Im Gang ging plötzlich das Licht aus, und gerade als ich es wieder einschalten wollte, hörte ich hinter Wolffs Tür Musik und leise Stimmen. Jemand lachte und redete, ohne dass ich jedoch verstand, was er sagte. Ich schaltete das Licht nicht wieder ein, denn die staubige, kalte Dunkelheit des Treppenhauses schärfte meine Sinne. Atemlos presste ich mein Ohr an die Tür und lauschte, doch ich konnte noch immer nichts verstehen. Dann ärgerte ich mich über mich selber. Wenn es ihm gut ging, dann hätte er auch anrufen können.
    Ehe ich wusste, was ich tat, klopfte ich an die Tür. Drinnen verstummten die Stimmen augenblicklich, dann hörte ich Schritte durch das Atelier kommen.
    »
Oui? Qui est-ce?
«, fragte eine Männerstimme dumpf.
    »Ich bin es, Ava«, sagte ich krächzend. Ich räusperte mich, doch hinter der Tür blieb es still.
    »Ava? Wen möchtest du sehen?«
    »Dich natürlich, Wolff.«
    »
Ah non
, Wolff ist nicht da. Er kommt erst am Samstag wieder,
désolé
. Er ist in Deutschland, um den Erfolg seiner Ausstellung dort zu feiern.«
    »Erst am Samstag?«, fragte ich ungläubig, während ich drinnen nun eine Frau flüstern hörte. Weshalb hatte Wolff mir davon nichts gesagt? Mir wurde unwohl zumute, und ich kam mir albern vor, wie ich da so ungebeten vor der Tür stand.
    »Ja, erst am Samstag.
Salut

    Damit entfernten sich die Schritte hinter der Tür wieder. Ich stand allein in der stummen Dunkelheit des Ganges und wandte mich langsam um. Der leidenschaftliche Skorpion

Weitere Kostenlose Bücher