Eine Liebe wie Magie
glaube ich.«
Sein Mund begann zu lächeln. »Meinen Sie Circe, die Hexennymphe?«
»Ja, genau. Ich hielt das nie für einen sehr passenden Namen für eine Katze.«
Er beugte sich wieder hinunter, um das Tier ins Haus zurückgleiten zu lassen. »Sie ist schwarz«, sagte er, nachdem er wieder stand.
Charlotte sah ihn verwundert an und fragte sich, warum er die Farbe der Katze erwähnt hatte. »Ja, das ist sie.«
»Irgendwie überrascht mich das nicht.« Er grüßte zum Abschied mit dem Hut und setzte ihn auf. »Ich danke Ihnen, Mylady, daß Sie mein Päckchen an Lady Augusta weiterleiten.«
Charlotte stand an der Türe, jetzt unbesorgt, daß sie jemand sehen könnte, während der Gentleman, Lord Noah Edenhall von Devonbrook, zurück zu seiner Kutsche ging.
Und was für eine Kutsche! Nichts weniger als ein strahlender viersitziger Landauer, gezogen von zwei Grauschimmeln, die farblich genau zu seinem Mantel paßten. Sein Kutscher, bekleidet mit einer vornehmen Livree in gold und blau, ließ die Zügel schnappen, nachdem er Platz genommen hatte. Wie angewurzelt blieb sie stehen, bis er um die Ecke verschwunden war und sie das Rattern der Kutsche auf dem Kopfsteinpflaster nicht mehr hören konnte. Dann schloß sie die Tür. Wieder im Haus, inspizierte Charlotte das Paket und ärgerte sich, als sie erkannte, daß es so verschnürt war, daß sie es nicht öffnen konnte, ohne es zu beschädigen. Es miaute zu ihren Füßen. Sie sah kurz zum Treppenabsatz und warf der Katze einen unmutigen Blick zu. Augusta mußte aufgewacht sein, denn die Katze verließ niemals ihre Zimmer, solange sie noch im Bett war, vielmehr lag sie zusammengerollt neben ihrem Kopf auf dem Kissen, was Charlotte irritierte und worüber sie sich aufregte. Wo das Viech doch bestimmt Flöhe hatte!
Dann hörte sie, wie auf der oberen Etage eine Tür geöffnet wurde. Minuten später kam Augusta herunter. Sie hatte noch immer Nachthemd und Morgenmantel an, ihr dunkles Haar hing als trauriges Überbleibsel eines Zopfes zerzaust um ihre Schultern. Die lächerliche Brille saß auf ihrer Nasenspitze, und sie studierte ein Blatt ihrer unsinnigen »Formeln«, wobei sie weder Charlotte noch sonst etwas um sie herum zur Kenntnis nahm. Gott sei Dank war der Gentleman bereits wieder fort. Hätte er sie so zu Gesicht bekommen, hätte er sich bestimmt sein Päckchen gegriffen und wäre geflohen.
»Die Dienstmädchen sind dazu da, dir deinen Tee aufs Zimmer zu bringen, Augusta. Wir haben eine Klingel, um sie zu eben diesem Zweck zu rufen, daher mußt du nicht in solch inakzeptabler Aufmachung herunterkommen. Letztendlich bezahlen wir sie ja dafür.«
Augusta sah noch nicht einmal von ihrem Papier auf. »Sie können nie genau wissen, wann ich wach werde. Ich sehe keine Notwendigkeit, sie von ihren anderen Pflichten abzuhalten, wenn ich einfach herunterkommen kann.«
Charlotte rümpfte die Nase. Diese Diskussion hatten sie schon mehrmals gehabt, immer ohne Ergebnis.
»Wer hat denn da so an der Tür geklopft?« fragte Augusta. Sie hatte sich lange genug Zeit gelassen, die Morgenpost durchzusehen, die auf dem Tablett auf dem Hallentisch lag.
»Hat jemand etwas abgegeben?«
Charlotte sah sie an. »Es wurde etwas abgegeben, ja, aber von einem Besucher.«
Augusta gähnte desinteressiert hinter vorgehaltener Hand, während sie die Post weglegte und sich wieder ihrem Notizpapier widmete. Sie schlurfte zur Küche im hinteren Teil des Hauses. »Ein hartnäckiger Besucher, wie es schien. Das Klopfen hat mich geweckt.«
»Der Besuch war für dich, Augusta.«
Augusta blieb stehen und drehte sich zur Marquise um. Die Augen hinter ihren Brillengläsern waren plötzlich wach. Es hatte ja lange genug gedauert, aber endlich war ihre Aufmerksamkeit geweckt.
»Du mußt dich irren. Ich bekomme keinen Besuch.«
»Oh, ich irre mich nicht. Du hattest tatsächlich heute morgen Besuch.«
»Wer, in Himmels Namen, würde mich wohl besuchen wollen?« »Der Name auf der Karte, die er hiergelassen hat, liest sich Lord Noah Edenhall von Devonbrook .«
Augusta verzog das Gesicht. Offensichtlich gefiel ihre diese Nachricht nicht besonders. »Was wollte er?«
Also kannte sie ihn. Charlottes Neugier wuchs. »Er hat etwas für dich abgegeben. Dieses Päckchen.«
Augusta nahm das Paket und betrachtete es, als ob es irgendeine Seuche enthielt, die sie nicht auf die Menschheit loslassen wollte. Sie sah es eine Zeitlang an und legte es dann auf den Beistelltisch. Sie drehte sich um und machte
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