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Eine Liebe wie Magie

Titel: Eine Liebe wie Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Mal aus der Halle klopfen hörte, gab die Marquise ihre hübsche Pose auf und warf den Farbpinsel in den kleinen Kristallbecher mit Wasser, der auf einem Tisch neben ihrer Staffelei stand. Vor sich hingrummelnd ging sie zur Salontür und riß sie auf. »Tiswell!« Die Halle war leer. Nicht einmal ein Stubenmädchen war zu se-hen. Wofür bezahlte man diese Dienstboten überhaupt, besonders da man nie einen finden konnte, wenn man ihn brauchte? Die Marquise sah auf die Eingangstür und kämpfte mit sich. Sie fühlte sich unwohl. Damen öffneten keine Türen. So etwas tat man einfach nicht, schon gar nicht, wenn es sich wahrscheinlich sowieso nur um einen Dienstboten handelte, der irgendeine unwichtige Einladung zu überbringen hatte.
    Oder, überlegte sie weiter, es könnte auch eine Einladung zu etwas Besonderem sein, etwas, das sie auf keinen Fall verpassen wollte.
    Vielleicht sogar eine Einladung zum Essen im Carlton House. Oder vielleicht war es ja auch kein Dienstbote, sondern eine der feinsten Damen Londons, die auf ihrer Nachmittagsrunde nur mal eben unangemeldet vorbeischauen wollte.
    Es klopfte wieder. Wer auch immer dort vor der Tür stand, würde bestimmt wieder gehen, wenn jetzt nicht geöffnet würde, obwohl man sie wahrscheinlich nach Tiswell hatte rufen hören. Was, wenn es Lady Morsten oder Lady Trussington wären? Sie hoffte darauf, Lettie mit einem ihrer heiratsfähigen und äußerst begehrten Söhnen zu verkuppeln. Die letzten Wochen hatte sie mit beiden genau zu diesem Zweck enge gesellschaftliche Bande geknüpft, hatte ihnen geschmeichelt, ihre Garderobe gelobt, auch wenn sie eigentlich der Meinung war, daß sie geschmackloserweise zu wenig Volants hatte. Würde sie das Klopfen ignorieren, wäre alles verloren. Sie würden Lettie vergessen. Schlimmer noch, sie würden dafür sorgen, daß ihr Name von der Bestenliste gestrichen würde, wodurch sie in der nächsten Saison bei Almack’s nicht zugelassen werden würde. Statt dessen könnte diese kuhköpfige Lady Prudence dann einen dieser heiratsfähigen Burschen einfangen, und ihre wunderschöne Lettie wäre verlassen und erniedrigt wie das Ballkleid vom letzten Jahr.
    Die Marquise starrte zur Tür. Sie konnte es einfach nicht riskieren. Letties Zukunft stand auf dem Spiel.
    Sie pfiff auf allen Anstand, überprüfte den Sitz ihres Turbans im Spiegel, setzte ihr Willkommenslächeln auf und ging zur Tür. Sie öffnete die Tür. Sofort gefror ihr das Lächeln auf den Lippen, und die Röte stieg ihr ins Gesicht. Sie stand keiner Dame gegenüber, sondern einem jungen Mann mit einem Päckchen in der Hand.
    Er zog den Hut. »Guten Tag, Mylady.«
    Die Marquise starrte ihn an. Der bloße Gedanke, die Tür einem einfachen Boten geöffnet zu haben, brachte ihre Oberlippe zum Kräuseln. »Der Lieferanteneingang ist hinten«, sagte sie abschätzend und hatte bereits wieder die Klinke in der Hand, um die Türe zu schließen, bevor mögliche Passanten mitbekommen könnten, daß sie dastand und sich mit einem Dienstboten unterhielt.
    Allerdings zog der Mann sich nicht zurück, wie sie erwartet hatte. Statt dessen trat er noch einen Schritt näher an die Tür— und an sie.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Mylady. Hier besteht offensichtlich ein Mißverständnis. Ich liefere nichts an. Ich bin gekommen, um einen Besuch zu machen.«
    Charlotte wünschte sich plötzlich, sie hätte ihre Lorgnette zur Hand, die sie versteckt hielt, es sei denn natürlich, sie war allein und sicher hinter einer verschlossenen Tür. Daher kniff sie leicht die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und befaßte sich diesmal mit dem edlen Schnitt seines grauen Ausgehmantels, seiner prachtvollen gestreiften Weste und den glänzenden Schaftstiefeln. Hätte sie ihre Brille aufgesetzt, hätte sie bestimmt schon beim Öffnen der Türe erkannt, daß dieser Mann ein Gentleman war — ein Gentlemanbesucher —, aber sie hatte ihre Gläser natürlich nicht bei sich, denn so etwas gehörte sich nicht.
    Sie kniff ihre Augen weiter zusammen und konzentrierte sich auf sein Gesicht. Er war ein gutaussehender Mann, vielleicht dreißig Jahre alt. Sein volles, schwarzbraunes Haar reichte genau bis zur Kante des hochstehenden Kragens. Seine Augen waren braun. Nein, bernsteinfarben. Seinen Mund umspielte ein leichtes Lächeln, das man aber keinesfalls dreist nennen konnte. In der einen Hand hielt er ein teuer aussehendes Paket, die andere ruhte auf dem goldenen Knauf seines edlen Spazierstocks, die Krempe

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