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Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Titel: Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarete Mitscherlich
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sozialistisch-revolutionären Zielen nicht trennen ließe.
    Zur Zeit von Helene Deutsch beteiligten sich viele Frauen aktiv am revolutionären Kampf, fanden aber in der Revolutionsliteratur selten Erwähnung. Frauen, die als Nihilistinnen bezeichnet wurden, waren in ihrer Mischung aus Verachtung und rücksichtsloser Ablehnung bestehender kultureller Werte und Institutionen besonders rigoros. Ihr Mut und ihre moralische Entschlossenheit zu totalem Einsatz fielen auf, gerade wenn man sie mit ähnlichen Haltungen bei Männern vergleicht, die diesen Bewegungen ebenfalls angehörten. Auch der prozentuale Anteil der Frauen an anarchistischen Bewegungen der Gegenwart ist, wie wir wissen, relativ hoch. Bei diesen Frauen wird ein rigoroses Über-Ich deutlich, ihr Einsatz ist konsequenter, und sie zeigen im Allgemeinen mehr Durchhaltevermögen als die Männer, mit denen sie zusammenarbeiten.
    Viele Feministinnen – sie werden darin von Simone de Beauvoir unterstützt – sehen in dem von der Gesellschaft als natürlich gepriesenen »mütterlichen Instinkt« eine unerträgliche Fessel, die die Befreiung der Frau unmöglich macht. Midge Decter erfasst das Typische solcher Einstellungen, wenn sie betont, dass die Feministinnen nicht mehr nur um Rechte kämpften, die denen der Männer entsprächen, sondern dass sie von der Gesellschaft die Befreiung vom Joch des Gebärens und den damit verbundenen gesellschaftlichen Einschränkungen erwarteten.
    Auch Helene Deutsch erlebte die Mutterschaft, wie ich gezeigt habe, keineswegs als problemlos. Das hinderte sie, die trotz aller Auflehnung Kind ihrer Zeit und deren Wertvorstellungen war, aber nicht daran, den Akt des Gebärens, das Mutterwerden als den Höhepunkt im Leben der Frau anzusehen, für den die Frau gerne jede kreative Möglichkeit hingebe. Dennoch scheinen manche Kampfziele und Ideale der Feministinnen unserer Zeit nicht minder zeitgebunden einerseits und defensiv andererseits zu sein. Es ist mehr als verständlich, wenn sie sich gegen Klischees wie Mütterlichkeit und Aufopferung als ureigene Bestimmung der Frau wehren. Wir alle wissen, in welchem Ausmaß solche Forderungen an weibliches Rollenverhalten vom Mann egoistisch ausgenützt werden können. Dennoch besteht die Gefahr, dass aus der antimütterlichen »Welle« eine Haltung wird, die liebevolle, einfühlende, mitmenschliche Beziehungen schlechthin ausschließt – zumindest soweit diese den Mann betreffen. Das wird an einem Buch wie Alice Schwarzers Der kleine Unterschied und seine großen Folgen [53] deutlich. In den Berichten der von ihr interviewten Frauen kommt der Mann durchgehend schlecht weg. Einfühlung in ihn und seine Situation wird bewusst, zumindest aber unbewusst, eindeutig abgelehnt.
    Apropos unbewusst: Wie bei allen Feministinnen gibt es im Grunde genommen auch bei Schwarzer die Vorstellung von unbewussten Motiven, die das Verhalten der Menschen irrational beeinflussen, nicht. Sie sieht in der verbalen Zusicherung einer Psychotherapeutin an ihre Patientin, die besagt, dass es ihr, Alice Schwarzer, mit ihren Befreiungsversuchen nicht anders ergangen sei als dieser, die wirksamste Behandlungsmethode, um die Grundlage für deren Emanzipation zu schaffen. Dass es unbewusste Identifikationen wie die Helene Deutschs gibt, Fixierungen an Verhaltensmuster, Ängste, Phantasien etc., die durch Erziehung über Jahrhunderte hinweg eingeprägt wurden und daher so schnell nicht aufzuheben sind, bildet für sie eine terra incognita , zumindest wird dieser Tatbestand gänzlich übersehen. Genauso wenig scheint Schwarzer zu bemerken, was sie eigentlich während ihrer Gespräche mit diesen Frauen macht, in welcher Weise sie sie beeinflusst. Mir scheint diese Art des Komplizentums der Autorin mit den von ihr interviewten Frauen unweigerlich dazu beizutragen, dass diese untergründige Schuldgefühle ihren Männern gegenüber entwickeln, weil sie sie entwertet, herabgesetzt, verraten etc. hätten. In der Folge verstärken sich masochistische Selbstbestrafungstendenzen, von denen Helene Deutsch uns so ausführlich berichtet.
    Mit welchen Idealen identifiziert sich Schwarzer nun aber? Die Ansichten von Helene Deutsch, ihre Vorstellungen von typischer Weiblichkeit und weiblicher Sexualität werden von Feministinnen abgelehnt und oft auch für Angriffe gegen die Psychoanalyse benutzt. Schwarzer wie alle Feministinnen unserer Zeit scheinen in Selbständigkeit, Leistungsfähigkeit, Unabhängigkeit, Erfolg verbindliche

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