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Eine Liebesehe

Titel: Eine Liebesehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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liebte ihn, bis ihr das Herz weh tat. Das Bild war beinahe fertig, und was sollte sie dann tun? Dann ging er fort, und sie sah ihn nie wieder. Der lange Nachmittag in der Küche, wo er stand und sie malte und sie ihn anschaute, war dann vorbei. Dann konnte sie nicht mehr zusehen, wie er arbeitete, wobei seine dunklen Augen sie gewahrten und doch nicht gewahrten. Manchmal meinte sie, daß er nur das Mädchen auf dem Bilde erblickte, und sie wurde eifersüchtig.
    »Es ist hübscher als ich«, sagte sie, um zu hören, daß er es abstritt.
    »Nein, das ist es nicht«, entgegnete er. »Das Bild ist zufällig sehr ähnlich.«
    »Meine Augen sind nicht so blau«, beharrte sie.
    »Es sind die blauesten Augen von der Welt. Ich kann sie überhaupt nicht blau genug malen«, gab er zurück.
    Dann war sie ein wenig getröstet und fiel wieder in Schweigen, und er arbeitete weiter.
    Mitte August war das Bild fast fertig. Er ließ nicht ab, etwas daran zu tun, aber sie wußten beide, daß es fertig war.
    »In einer Woche«, sagte er eines Tages unvermittelt, »wird es wirklich fertig sein.«
    »Dann werde ich Sie wohl nicht mehr sehen«, sagte sie leise, aber offen.
    »Warum nicht?« versetzte er fröhlich.
    Das Herz schwoll ihm, als sie dies aussprach, aber er wollte nicht, daß sie es merkte. Er wußte, daß er angesichts der Schönheit warm und schwach wurde, allzu leicht bereit, zu gefallen und zu lieben. Und Ruth war bezaubernd. Es entzückte ihn, daß sie genauso war, wie er gedacht hatte, genauso, wie sie aussah.
    Der wundersame Sommer neigte sich dem Ende zu. William war einfach tagtäglich hergekommen, oder er war nicht gekommen. Zwei Wochen lang war er sogar in Bar Harbor gewesen und hatte seine halb spielerische Freundschaft mit Elise erneuert. Ob sein Vater etwas getan hatte, um Monty zu helfen, wußte William nicht; er zog es vor, Familienschwierigkeiten möglichst aus dem Wege zu gehen. Daß seine Mutter die Sache in die Hand genommen hatte, vermutete er, weil sie Monty immer mehr beherrschte. Er bewunderte Monty beinahe, weil der Schwager das höflich hinnahm, und damit ließ er es bewenden, weil er nicht mehr davon wissen wollte.
    Elise war eigentlich sehr schön, aber er hatte kein Verlangen gespürt, sie zu malen. Er hatte sie sogar ein paarmal geküßt. Das erstemal, auf einem Ball in ihrem Elternhaus, hatte er sie auf die Terrasse geführt, die Aussicht aufs Meer bot. Das war bei den meisten Terrassen der Fall. Die Terrasse, die zum Hause seines Vaters gehörte, war sogar noch schöner als die, auf der er mit Elise stand, als die Mischung von Mondschein, Meer und warmer Nachtluft bewirkte, daß er den Arm um sie legte und die Lippen auf die ihren drückte. Der Kuß war recht wonnig, wohlriechend und warm. Sie wartete ein Weilchen, und er wußte, daß es geschah, um ihn sprechen zu hören. Wenn er um sie anhielt, so würde sie den Antrag annehmen.
    »Verzeih«, flüsterte er statt dessen.
    Sie wartete noch einen Augenblick und zog sich dann sanft zurück.
    »Da gibt es nichts zu verzeihen«, sagte sie leichthin.
    Nie war er so nahe daran gewesen, sie zu lieben, wie in dieser Sekunde.
    »Schau, ist das ein kleines Boot – so spät noch auf dem Wasser?« Sie hatte sich von ihm abgewandt.
    Er hatte sie noch einmal an einem andern Abend geküßt, und da hatte sie ihn nichts gefragt. Sie hatte sich ihm einfach überlassen, und zu seiner Überraschung gab sie den Kuß zurück. Diesmal war er es, der sich zurückzog. Wenn sie ihn nicht geküßt hätte, so fragte er sich bisweilen, hätte er sie dann heiraten wollen? Sie war schön, und ihre Schönheit wurde vertieft und verklärt durch das stolze Gleichgewicht, das sie bei allem, was sie sagte und tat, entwickelte. Diesen Stolz und dieses Gleichgewicht unter seinen Lippen brechen und wegschmelzen zu fühlen, hätte ihm, dachte er, die Vernunft nehmen sollen. Statt dessen wurde er dadurch abgestoßen. In dem Kuß war etwas Forderndes, und er schrak vor allen Forderungen zurück. Er wußte, daß er Elise nun und nimmer zu heiraten wünschte. Am nächsten Tage war er zu dem Bauernhaus zurückgefahren.
    Wenn er bei Ruth war, ließ sie ihn allein. Er konnte ungestört seinen Gedanken folgen. Und doch, wenn er sie ansah, wartete sie.
    »Sie werden in der Stadt zu tun haben«, sagte sie; »Sie werden sich nicht die Mühe nehmen, hierher zu kommen.«
    Er versprach ihr nichts. Er war sich seiner eigenen Wärme bewußt, und er hatte genügend Verstand, um zu wissen, daß die

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