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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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eingeschlafen. Außerdem trinkst du normalerweise keinen Wodka …«
    »Schon gut, schon gut. Es reicht, Herr Detektiv.«
    »Du warst auch nicht betrunken, als du heute Morgen den wilden Affen gemacht hast, oder?«
    »Nein.« Hamilton rutschte auf seinem Bett zurück und stellte die Wodkaflasche mit dem Wasser auf seinen Nachttisch. »Aber ich war wütend.«
    »Ja, deine grundlosen Überfälle auf die Beistelltischchen haben das zur Genüge gezeigt.«
    Hamilton stützte den Kopf in die Hände. »Es … es tut mir leid, Horatio. Diese ganze Geschichte hat mich so aus der Spur gebracht. Im einen Moment bin ich wütend und zum Kämpfen bereit, und im nächsten bin ich dermaßen niedergeschlagen, dass ich überhaupt nicht mehr durchblicke.«
    Und in beiden Fällen machte das Trinken es noch schlimmer.
    »Und warum dann das Theater mit Roscoe und Gilbert?«
    »Na, komm schon, Horatio. Was haben die denn hier zu suchen? Ganz im Ernst. Zwei Jahre lang habe ich keinen von den beiden gesehen, und dann tauchen sie plötzlich hier im Haus auf und belegen ein Gästezimmer. Das hat irgendwas zu bedeuten, und da hier sowieso jeder glaubt, ich laufe die ganze Zeit betrunken rum, hab ich gedacht, ich könnte das ausnutzen, vielleicht könnte ich sie überrumpeln. Aber was sollte das ganze Getue um Claude und Ehrgeiz?«
    Ich nahm mir einen Baseball von Hamiltons Tisch und warf ihn immer wieder hoch, während ich nachdachte.
    »V ersuchen wir es doch einmal so«, meinte ich dann. »Hamilton kommt von der Schule nach Hause und plötzlich ist er unglücklich. Er trinkt. Er hat keinen Spaß daran, wie sonst herumzusitzen, nichts zu tun und Videospiele zu spielen. Er greift unschuldige Möbelstücke an. ›Was stimmt denn nicht mit ihm?‹, fragt seine kürzlich wiederverheiratete Mutter. ›Lieber Himmel‹, sagt sein Onkel und neuer Stiefvater, ›wer kennt sich schon mit diesen lästigen Teenies aus? Aber ich hab’s – schalten wir doch ein paar von seinen früheren Kumpels aus der Middel School ein.‹«
    »Nie im Leben«, sagte Hamilton, doch er dachte darüber nach.
    »Aber sieh doch mal, wie sie vorgegangen sind. Sobald sie einen Aufhänger gefunden haben, sind sie genau auf den Grund zugesteuert, warum du so mieslaunig geworden bist.«
    »Und die glauben im Ernst, dass ich stinksauer bin, weil Claude mir bei meinem großen Plan, Elsinore zu übernehmen und reich zu werden, in die Quere gekommen ist?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich gebe zu, das deutet auf einen bemerkenswerten Mangel an Fantasie, doch …« Das, was dabei ganz offensichtlich war, sprach ich nicht aus.
    Hamilton stimmte zu.
    »Aber in Zukunft, finde ich, solltest du solche Klopper, wie Claude aus dem Weg räumen, lieber für dich behalten«, ermahnte ich ihn.
    »Ach, komm schon, das war doch eindeutig ein Witz.«
    »Für dich ist das vielleicht eindeutig, aber für zwei Typen, die ernsthaft glauben, dass du wütend bist, weil Claude zwischen dir und deinem Spaß steht, einen Learjet zu fliegen?«
    »Okay, dann denken sie halt, dass ich Claude umbringen möchte.«
    Ich fing den Baseball auf und beugte mich vor. »Hamilton, wenn sie Claude alles weitererzählen und glauben, du willst ihn umbringen …«
    Hamilton bekam schmale Augen. »Aber er kann doch nicht … Ich meine, er wird doch nicht ernsthaft annehmen …«
    »W enn du recht hast und Claude ein Killer ist – ich sage nicht, dass du recht hast, aber nur mal angenommen, er ist einer –, glaubst du dann nicht, dass das Streuen von Andeutungen, das Zerschmettern von Möbelstücken und die Frage an Roscoe und Gilbert, ob du ihn töten sollst, vielleicht doch keine so gute Idee ist?«
    Hamilton sage nichts dazu, aber ich wusste, dass er beunruhigt war, und das sollte er auch sein.
    »W er auch immer deinen Vater umgebracht hat, ist ein Mörder, und das bedeutet, er könnte es wieder tun – und das bedeutet, dass hier ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl angebracht ist.«
    »Und was können wir machen?«
    »Erst einmal können wir zur Polizei gehen, wie wir es von Anfang an hätten machen sollen.«
    »Nein«, sagte Hamilton.
    »Hör mal, ich weiß nicht, warum du da so stur bist …«
    »Nein! Du hast gesagt, du würdest mir helfen, und du hast geschworen, niemandem sonst davon zu erzählen. Wenn du nichts machen kannst, dann übernehme ich das.«
    »Nein, nein.« Ich seufzte. »Ich überleg mir was.«
    »Dann fang endlich damit an.«
    Etwas verschnupft warf ich den Ball wieder hoch. Schließlich war

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