Eine Luege ist nicht genug
es ja nicht so, als müsste man, um diesen Fall zu lösen, nur die Gegensprechanlage anknipsen und einen neuen Drink bestellen. Äh, ja, könnten Sie mir bitte eine neue Flasche Whisky hochschicken und, äh, oh ja, den Namen von dem, wer auch immer es war, der Hamiltons Dad gekillt hat? Ganz herzlichen Dank.
»Du hast beim Braunwasser-Schlauchboot-Rennen angehalten, hast aber nicht Hallo gesagt«, sagte ich. »Bist du ganz plötzlich zum Umweltschützer geworden, oder warst du nur da, um die geschäftlichen Interessen von Elsinore wahrzunehmen?«
Hamilton schob die Lippen vor und sah weg.
»W eißt du, sie hat immer noch was für dich übrig«, erzählte ich ihm.
Hamilton betrachtete seine Bettdecke. Ich dachte schon, er würde jetzt vielleicht darüber reden, warum er Olivia immer wieder von sich wegstieß, wo es doch so deutlich war, dass die beiden etwas füreinander empfanden, doch dann machte er ein finsteres Gesicht und wurde wieder zickig.
»Ich stelle fest, dass dich das nicht daran gehindert hat, sie anzubaggern.«
»Ich hab sie nicht angebaggert.«
»Aha? Bist du jetzt ganz plötzlich zum Umweltschützer geworden, oder hast du tatsächlich nur die geschäftlichen Interessen von Elsinore geschützt?«
Darauf reagierte ich gar nicht und warf weiter den Ball hoch.
»Das Theaterstück«, sagte ich plötzlich. Ich gab dem Ball etwas mehr Schwung und er knallte gegen die Decke. Ich duckte mich weg, als er runterkam, auf Hamiltons Tisch knallte und die Tastatur auf den Boden stieß.
»V erdammt, Horatio, pass doch auf, was du machst.«
»Das neue Theaterstück, das im kommunalen Theater am Freitag Premiere hat«, sagte ich und achtete nicht weiter auf ihn. »Alle gehen da hin, stimmt’s?«
Hamilton setzte sein uninteressiertes Geschichtsunterrichtsgesicht auf. »Nicht wenn ich es verhindern kann.«
»Du wirst da sein, und du hilfst mir, dafür zu sorgen, dass alle anderen auch da sind. Claude, deine Mutter, Roscoe und Gilbert, Paul Mendelsohn, Ford Branff. Und Olivia.« Wir wechselten einen Blick. »Ich kann … ich kann sie fragen, wenn du willst.«
»W as hat Olivia mit all dem zu tun?«
»V ielleicht nichts, aber wir können bisher niemanden ausschließen.«
»Du hast einen an der Klatsche«, teilte mir Hamilton mit.
»Sieh einfach zu, dass alle da sind«, sagte ich voller neuer Energie. Es war eine verrückte Idee, aber vielleicht funktionierte sie.
»W as spielen sie?«
» Rosenkranz und Güldenstern sind tot .«
»Klingt langweilig.«
»Keine Sorge«, meinte ich. »W enn du es schaffst, dass alle kommen, kannst du bis zum letzten Akt schlafen.«
»W arum? Was passiert im letzten Akt?«
»Dann finden wir raus, wer deinen Vater umgebracht hat.«
Zwölftes Kapitel
Das Schwimmen bei Nacht wird unterbewertet, trotz der besten Bemühungen der Rockband R. E. M. Von allen Annehmlichkeiten, die das Anwesen der Familie Prince zu bieten hat, mag ich den Pool mit seinen olympischen Ausmaßen und den Whirlpool am liebsten. Der Erbe des prinzlichen Vermögens saß in einem Klubsessel, während ich im Pool den Wassermann gab, wobei das weiche Schimmern der Unterwasserbeleuchtung neben den Sternen die einzige Beleuchtung war. Hamilton ist eigentlich der Schwimmer von uns beiden – während der letzten zwei Jahre war er in der Schulauswahl für die Wettkämpfe auf Bundesstaatsebene gewesen –, doch im Augenblick war der Inhalt einer Flasche das einzige Flüssige, womit er sich beschäftigte. Diesmal wirklich hochprozentig.
Ich tauchte bei Hamilton aus dem Wasser auf und hielt mich am Beckenrand fest. »W en hast du bis jetzt gekriegt?«
»Für das Theaterstück meinst du? Mom und Claude kommen natürlich. Ich hab einen der Angestellten Kontakt mit Branff aufnehmen lassen, und der sagte, er würde da sein. Wahrscheinlich als Ausrede, meine Mutter wieder zu treffen.«
»Oder um sein Übernahmeangebot anzuschieben.«
»Kommt aufs selbe raus«, sagte Hamilton. Er ließ den Rest seines Drinks im Glas kreisen und kippte ihn dann in sich rein. »Mit Paul Mendelsohn hab ich noch nicht gesprochen, aber der tut sowieso, was ihm Claude und Trudy sagen.«
Blieben noch Roscoe, Gilbert und Olivia. Doch es war noch Zeit, mit allen drei zu reden.
Hamilton wollte sich aus der Flasche nachgießen, doch sie war leer. Er drückte einen Knopf an einem Tischchen neben sich, und eine gespenstische Stimme antwortete aus der Gegensprechanlage an der Wand hinter ihm.
» Sí, Mr Hamilton?«
»Noch eine Flache Jack
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