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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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rausgehustet, aber das schien mir dann doch eine zu eklige und unangenehme Art zu sein, es ihm heimzuzahlen. Ich sah zu, wie er mein Handy öffnete, sich durch einige Menüs klickte und dann das Bild löschte, das ich gestern Abend aufgenommen hatte. Als er damit fertig war, klappte er das Handy wieder zu und warf es auf das Bett hinter mir.
    »Neunzehn neue Nachrichten«, sagte er. »Du musst ja ziemlich beliebt sein.«
    Ich zog mich mühsam am Bettpfosten hoch. »Meine Familie«, sagte ich. »Als ich dir gestern zum Motel gefolgt bin, hatte ich zum ersten Mal in der Woche Empfang.«
    Candy nickte und zündete sich eine Zigarette an. »Der Empfang hier draußen ist scheiße.«
    »Das erinnert mich dran, mich auch darüber beim Zimmerservice zu beschweren.«
    Candy lachte. Es war das erste waschechte Lachen, das ich in dieser Woche gehört hatte.
    »Du gefällst mir, Junge. Und einer ganzen Menge von den Angestellten auch. Sie wissen, dass du anders bist als die Deppen, die hier wohnen.« Er blies Rauch zur Decke hoch. »Sie wissen auch, dass du versuchst herauszubekommen, wer Mr Prince umgebracht hat. Sie wissen fast alles, was in diesem Haus vor sich geht.«
    Ich rappelte mich hoch, bis ich aufrecht saß, und Candy hinderte mich nicht daran. Dann untersuchte ich meinen Bauch. Er fühlte sich an, als wäre eine Autotür dagegengeschlagen.
    »W issen sie, wer ihn umgebracht hat?«, fragte ich.
    Candy schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht.«
    »Ja, du bestimmt nicht.«
    »Komm schon. Benutz mal deinen Verstand nicht nur dafür, wie du eine klugscheißerische Retourkutsche anbringen kannst«, sagte er. »Okay, ja, ich hab die Princes ausspioniert, damit Ford ein bisschen Druck bei seinem Übernahmeangebot machen konnte. Aber mehr hab ich nicht gemacht.«
    Ich versuchte, meinen Rücken zu strecken, wodurch sich ganz neue Welten von Schmerz erschlossen.
    »W ie die Geschichte, dass Branff wusste, dass Elsinore Marktanteile verliert«, sagte ich.
    »V erstehst du jetzt? Ist Candy nicht gut in seinem Job?«
    Ich grunzte. »Branff muss dich ganz schön gut bezahlen, damit du den Diener hier am Ende der Welt spielst.«
    Candy zuckte mit den Schultern. »Er bezahlt mich, aber es ist auch … ein persönlicher Gefallen. Eins musst du begreifen. Ich habe absolut nichts mit dem Tod von Mr Prince zu tun. Und Ford genauso wenig. Er ist wirklich nur an der Papierfabrik interessiert.«
    »Und an Mrs Prince.«
    Candy lachte. »Er hat kein Interesse an Trudy.« Er schlug die Beine übereinander und zog an der Zigarette. »Das kannst du mir ruhig glauben«, sagte er.
    »Und warum soll er Rex Prince nicht umgebracht haben? Das hätte ihn doch einen Schritt weitergebracht, die Fabrik zu übernehmen.«
    Candy schnalzte durch die Zähne. »Hast du nicht gesehen, wie sich Claude benimmt? Er liebt diesen stinkenden Ort genauso wie sein toter Bruder. Das ist sein wahr gewordener Traum. Endlich ist er König im Schloss und er will genauso wenig verkaufen wie sein Bruder.«
    Es machte Sinn, was Candy sagte, doch ich mag es generell nicht, Leuten recht zu geben, die mir gerade die Seele aus dem Leib gedroschen haben.
    »W eißt du, wir hätten diese Unterhaltung auch schon gestern Abend führen können, wenn du keine Angst gehabt hättest, dir deine hübschen Stiefel dreckig zu machen«, bemerkte ich.
    »Aber so ist es doch viel angenehmer, oder?«
    Ich versuchte, mich irgendwie so hinzusetzen, dass es nicht wehtat. »Das sagst du«, meinte ich. »W enn dein Job hier jetzt erledigt ist, fährst du dann zurück nach Charlotte?«
    Ich hatte nichts anderes getan, als Candys Nummernschilder von North Carolina mit seiner Verbindung zu Branff zu addieren, doch sein beeindruckter Blick sagte mir, dass meine Rechnung aufging.
    »Das kannst du laut sagen. Mein kleiner Einsatz in diesem Dreckloch hier war fast vorbei und dann ist Rex Prince gestorben«, sagte Candy. »Ford hat mich dazu gebracht, noch zu bleiben und rauszufinden, was möglich war. Aber ich weiß nicht, was es da noch mehr rauszufinden gibt. Außerdem fange ich im nächsten Monat mit den Proben zu Don Quixote am Actor’s Theater in Charlotte an.«
    Endlich verstand ich und nickte. »Der Akzent.«
    »Spielen nach der Strasbergmethode, señor .«
    »Und dein Outfit?«
    Candy sah verletzt aus. »Also, ich markiere das hier nur grob.« Er stand auf, um zu gehen.
    »W enn du Rex Prince nicht umgebracht hast, wer war es dann?«, fragte ich.
    Candy lächelte, ließ den letzten Rauch aus dem

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