Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Ordnung?“
„Ja.“
„Die Firma?“
„Behältst du. Ich hab absolut
kein Interesse daran.“
„Ich werde dir deinen Anteil
ablösen. Das organisiere ich mit Bert.“
„Wirst du das finanziell denn
schaffen?“
„Das lass nur meine Sorge sein,
ich bin schließlich erwachsen.“ Er stand auf und streckte sich. „Dann fahre ich
jetzt wohl besser.“
Mit grenzenloser Erleichterung
sah sie ihn an. Dennoch pochten Gewissensbisse in ihr.
„Jetzt gleich? Bist du denn nicht
müde?“
„Nein. Ich habe in Bozen
übernachtet und da fahre ich jetzt auch wieder hin. Du wirst verstehen, dass
ich nur noch weg und dich von meiner Gegenwart befreien möchte.“
Sie folgte ihm in die Diele, wo
er seinen Mantel vom Haken nahm und ihn sich über den Arm warf. Distanziert
streckte er ihr die rechte Hand hin, die sie ergriff und kurz schüttelte.
„Leb wohl, Lara. Schade, dass es
so enden musste.“
Abrupt wandte er sich ab und
öffnete die Tür. Dann war er fort.
Lara stand einen Moment lang
benommen in der Haustüre. Sie fühlte sich, als sei sie gerade aus einem bösen
Traum erwacht. So schnell ging das also und ein Abschnitt ihres Lebens war
vorüber. Sie hatte keinen Sieg errungen, sie konnte sich nicht freuen. Bei
diesem Gefecht gab es nur zwei Verlierer.
Langsam ging sie ins Haus zurück
und schloss die Tür hinter sich. Ihre erste spontane Reaktion war, Alessandro
anzurufen, doch er antwortete nicht. Sie war versucht, Valerie zu fragen, warum
sie sie nicht gewarnt hatte, doch Andreas’ Bemerkung hielt sie davon ab: „Das
war nicht schwer zu erraten!“ Ihre Freunde hatten wahrscheinlich selber nichts
von seinem Vorhaben gewusst.
Sie zwang ihre Nervosität nieder,
packte ihren Koffer aus, mit mechanischen Bewegungen räumte sie sorgfältig ihre
Sachen in den Schrank, sortierte die schmutzige Wäsche aus und hielt
schließlich inne. Ihre Augen brannten, doch sie versuchte, nicht zu weinen.
„Lass gut sein“, schalt sie sich
selber, „das bringt jetzt wirklich nicht das Geringste!“
Es half nichts. Was sich da in
ihr lösen wollte, war die Anspannung der letzten Stunden, waren die inneren
Kämpfe der letzten Wochen und Monate, war die Trauer über den Verlust alter
Gewohnheiten.
Ihr Leben, so wie sie es gekannt
hatte, würde es nicht mehr geben, und wenn sie sich auch einerseits darüber
freute und es so gewollt hatte, war es doch ein schmerzlicher Prozess. Etwas in
ihr starb, um Neues entstehen zu lassen. War das Bekannte, Gewohnte auch zu
einer Last für sie geworden, so stand sie nun trotzdem vor der Leere, die das
Neue noch nicht ausfüllen konnte. Solange sie sich in dem ungewissen
Schwebezustand ihrer Flucht befunden hatte, war sie im Niemandsland gewesen,
das Alte noch nicht ganz abgestreift, das Neue noch nicht begonnen. Nun gab es
kein Zurück mehr und sie musste die Kraft aufbringen, sich der Zukunft zu
stellen, egal wie diese aussehen würde.
Schließlich schluckte sie heftig,
raffte sich auf und ging ins Bad. Sie wusch sich das Gesicht und starrte
angewidert in den Spiegel. Ihre Lider waren geschwollen, ihre Haut fahl und
blass. Lara seufzte. So würde sie Alessandro nicht unter die Augen treten
können.
Alessandro! Sie hatte zulassen
müssen, dass er kurzzeitig in den Hintergrund trat. Er durfte keine Rolle
spielen bei dem, was sie zu entscheiden hatte. Für sich selbst brauchte sie
einen Neuanfang, sie allein musste davon überzeugt sein, das Richtige zu tun!
Auf keinen Fall durfte sie ihre künftigen Entscheidungen von ihm abhängig
machen, mahnte sie sich. Dennoch musste sie ihm unbedingt erklären, was
geschehen war, denn mochte es auch falsch sein, bei ihm Trost zu suchen oder zu
erwarten, er war trotzdem ein positiver Aspekt ihres gegenwärtigen Lebens geworden.
Sie holte tief Luft, trocknete hastig ihr Gesicht ab und schminkte sich
sorgfältig.
Schon als sie zum wiederholten
Mal seine Nummer wählte, war sie sicher, dass er nicht zu erreichen sein würde
und ihre Befürchtung bestätigte sich. Sie überlegte, was sie tun konnte, dann
zog sie sich um, setzte sich ins Auto und fuhr los.
Als sie den Schotterweg
entlangfuhr, den sie nun schon so gut kannte, fiel ihr die erste gemeinsame
Fahrt wieder ein, auf der sie so panisch reagiert hatte und sie musste über
sich selbst den Kopf schütteln. Wie dumm war sie gewesen in den letzten Monaten
und was hatte sie alles falsch gemacht!
Als sie sich daran erinnerte, wie
Alessandro am Vormittag ohne Gruß und tief verletzt gegangen war,
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