Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
wurde ihr
schlagartig bewusst, wie sehr sie sich in den letzten Wochen an ihn gewöhnt
hatte, an seine Ideen, seine Zärtlichkeiten, seine Leidenschaft, an seinen
unerschütterlichen Optimismus und seine selbstsichere Zuversicht. Ihr wurde mit
einem Mal klar, dass auch sie ihn nicht mehr missen wollte, so wie er sie. Wenn
er sie nun überhaupt noch wollte, nachdem er aus heiterem Himmel mit einem wie
aus dem Boden gewachsenen Ehemann konfrontiert worden war, mahnte sie sich
dazu, realistisch zu bleiben. Das Timing hätte nicht schlechter sein können,
nun musste sie versuchen, die Scherben wieder aufzusammeln.
Wie sie erwartet hatte, war das
Gartentor verschlossen und sein Auto stand nicht vor dem Haus. Alessandro war
nicht da.
Sie versuchte es noch bei Loris,
doch auch er hatte Alessandro nicht gesehen und keinerlei Ahnung, wo er sein
könnte.
„Hattet ihr Streit?“ erkundigte
er sich teilnahmsvoll, als er ihre bekümmerte Miene sah.
„Nicht direkt, aber es gibt
etwas, das ich ihm dringend erklären muss.“ Mehr wollte sie Loris dazu nicht
sagen. „Wenn du ihn sehen solltest, sag ihm bitte, ich muss ihn unbedingt
sprechen und suche ihn, ja?“
Loris versprach es und Lara fuhr
deprimiert nach Hause zurück.
Fieberhaft überlegte sie, welche
Möglichkeiten es gab, ihn zu finden, musste sich aber eingestehen, dass ihr
nicht das Geringste einfiel. Sie wusste weder, in welchem Hotel er arbeitete,
noch, wo er sich aufhielt, wenn er nicht zu Hause war. Sie hatten sich immer
verabredet, entweder telefonisch oder persönlich, und wenn sie sich trafen,
dann in dem kleinen Haus am Fluss oder bei ihr. Und die Chancen, ihm rein
zufällig zu begegnen, waren gleich null.
Da sie sowieso nicht zur Ruhe
kam, fuhr sie in den nächsten zwei Tagen immer die gleichen Runden – Goro, das
Haus, ihr Pub und wieder zum Haus.
Als sie am dritten Tag nach
Andreas‘ Abreise wieder vor dem kleinen Haus am Fluss ankam, traute sie ihren
Augen nicht – sein Auto stand tatsächlich vor der Tür! Mit zitternden Händen
klingelte sie und hörte mit pochendem Herzen, wie sich Schritte der Tür
näherten. Dann stand er endlich vor ihr. Sein finsterer Blick ließ keinen
Zweifel an seiner Gemütsverfassung. Wortlos ließ er sie eintreten und schloss
die Tür.
„Hallo“, begrüßte sie ihn mit
dünner Stimme. „Schön, dass ich dich endlich finde. Störe ich dich gerade?“
„Was willst du?“
Er klang unwirsch.
„Dir etwas erklären.“
„Warum du immer noch hier bist?“,
Zynismus troff aus seinen Worten, als er weitersprach, „wollte er dich etwa nicht
mehr zurückhaben, nachdem du ein italienisches Abenteuer hattest?“
Sie beschloss, nicht auf das
einzugehen, was er sagte. Sie musste es schaffen, dass er ihr zuhörte, damit er
ihr Verhalten verstand. Nur dann konnte sie hoffen, ihn zu besänftigen.
„Es war ein Fehler, dir nicht zu
sagen, dass ich verheiratet bin, das ist wahr. Aber kann ich trotzdem mit dir
reden?“
Er nickte, blieb aber barsch und
abweisend.
„Es handelt sich dabei ja auch
nur um eine völlig unwesentliche Kleinigkeit, also was soll’s!“
„Lass es mich bitte erklären! Hör
mir nur ein paar Minuten zu, danach gehe ich auch wieder, okay? Alessandro, mir
ist klar, dass ich dich sehr verletzt habe ...“
„Ich hätte mir denken können,
dass es einen Grund für dein sonderbares Verhalten geben musste.“
„Ja, den gab es auch, und zwar mein
eigenes schlechtes Gewissen, dass ich dir nicht schon früher die Wahrheit über
alles gesagt hatte! Es war falsch und absolut egoistisch von mir.“ Sie senkte
die Augen unter seinem brennenden, dunklen Blick. „Aber bitte lass es mich dir
jetzt erzählen und glaube mir, dass ich vollkommen ehrlich sein werde.“
„Und warum solltest du es jetzt
sein? Du hattest vorher ja auch keine Probleme, mich zu belügen!“
„Ich habe nicht gelogen“, stellte
sie richtig, „ich habe dir nur nicht alles gesagt, das ist für mich ein riesiger
und wichtiger Unterschied! Du hast mich nie irgendetwas gefragt in diese
Richtung, also brauchte ich auch nicht zu lügen.“
„Und wenn ich dich gefragt
hätte?“
Sie zuckte die Schultern.
„Weiß nicht. Dann wäre ich
wahrscheinlich schon früher ehrlich gewesen. Weißt du, anfangs fand ich, es
ginge dich nichts an, was ich erlebt hatte. Später wollte ich unsere
Unbeschwertheit nicht mit traurigen Details trüben und irgendwann war es für
mich so sehr in den Hintergrund gerückt, dass es beinahe nicht mehr
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