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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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Einstein – eine geborene Führungspersönlichkeit – vom Tisch gesprungen und mit hoch erhobenem Schwanz zur Tür marschiert war, zerstreute sich auch die Meute der anderen Katzen.
    Lili legte die Hände in den Schoß. Und biss in den sauren Apfel. “Ich habe herausgefunden, dass Fluffy irgendwann letzte Nacht Zeuge eines Mordes war.”
    Sie hatte mit Verärgerung als Reaktion gerechnet, vielleicht sogar mit einem Zornausbruch. Stattdessen stützte Tanner Rutland einen Ellbogen auf den Tisch, hielt sich eine Hand vor den Mund und sah sie nur mit seinen himmelblauen Augen an. Einundzwanzig, zweiundzwanzig. Lili wartete fünf Sekunden auf die unvermeidliche Explosion.
    Doch er lachte.
    Dieser Tanner hatte offensichtlich ziemliche Probleme. Der arme Mensch hatte eine schmutzig blaue Aura wie Fluffy, aber es war zusätzlich noch jede Menge Grau darin. Grau war ganz schlecht. Es bedeutete Ängste, vielleicht sogar eine tief sitzende innere Feindseligkeit. Der Mann würde sich früher oder später einen Herzinfarkt einhandeln. Lili hatte den Verdacht, dass er sehr unter dem Tod seiner Frau litt. Wahrscheinlich war er deswegen völlig durcheinander. Jede Wette, dass er nie darüber reden würde. Niemals.
    Im Moment verwandelte sich das dunkle Blaugrau jedoch in ein fröhliches Hellgelb. Der Mann sollte öfter lachen. Es tat ihm gut.
    Nur war jetzt leider nicht der passende Zeitpunkt dafür.
    Tanner versuchte sich zu beherrschen und wischte sich über die Augen. “Tut mir leid, aber das war das Letzte, was ich erwartet habe.”
    “Was hatten Sie erwartet?”
    “Vielleicht dass der Bigfoot hinter Fluffy her war. Etwas in der Art.”
    Er lachte sie
aus!
Und er glaubte tatsächlich, dass sie ein verwirrtes Dummchen war. Egal. “Ich finde die Angelegenheit nicht sehr witzig.”
    “Ich zweifle nicht an dem, was Sie gesagt haben. Denn ich weiß, dass Sie es wirklich glauben.”
    Übersetzung: Sie mögen es ja glauben, aber sonst tut es kein Mensch, der halbwegs bei klarem Verstand ist.
    Sie hatte keinen blassen Schimmer, wie sie ihn überzeugen sollte. Außer zu versuchen, an seine Vernunft zu appellieren. “Haben Sie Fluffy nicht gesehen? Er hat einen schweren Schock.”
    “Ich habe Fluffy gesehen.” Das war alles, was er sagte.
    “Wenn ich Ihnen erkläre, wie ich mit Tieren spreche, würde das vielleicht helfen …”
    Er hob abwehrend eine Hand. “Das ist nicht nötig.” Dann sah er sie skeptisch an, als überlegte er, wie er seinen nächsten Satz am besten formulieren sollte. “Ich nehme an, Sie würden sich Fluffy gern ein zweites Mal vornehmen.”
    Sie lächelte, ja, sie strahlte ihn geradezu an. Er hatte es kapiert! “Ich kann alles aufklären, wenn ich ein bisschen mehr Zeit mit ihm verbringe. Vielleicht ist das, was ich gesehen habe …”, sie hob entschuldigend die Hände, “… nicht das, was ich zu sehen geglaubt habe.” Diese Möglichkeit bestand sehr wohl. Sie war sogar ein Hoffnungsschimmer.
    Tanner lehnte sich zurück, legte einen Fuß samt Sportschuh auf das Knie seines anderen Beins und umfasste seinen Knöchel mit beiden Händen. Dann setzte er sich um, legte den anderen Fuß auf das andere Knie und nahm sich sehr, sehr viel Zeit für seine nächste Frage. “Wie viel Geld verlangen Sie eigentlich für so etwas?”
    Jetzt hätte es ihr beinahe den Atem verschlagen. “Ich verlange nichts. Ich
helfe
den Tieren. Niemals würde ich mich dafür bezahlen lassen.”
    Sein Blick schweifte über die Kücheneinrichtung. Dann sah er – fast widerwillig – wieder Lili an. Und sie wusste, was er gerade dachte.
    “Ich habe Wanetta nicht darum gebeten, mir ihr Haus zu schenken.”
    Sie war es gewohnt, dass man sie für verrückt, lächerlich oder dumm hielt. Aber niemand hatte sie jemals beschuldigt, Profit aus ihren Fähigkeiten zu schlagen. Oder noch schlimmer, einer alten Frau ihr Haus abzuluchsen.
    Er räusperte sich. “Ich wollte Sie nicht beleidigen …” Was hieß hier “wollte nicht”? Er
hatte
sie bereits beleidigt! “Wanetta war eine kluge Frau. Damit wären Sie bei ihr nie durchgekommen.”
    “Ist das der einzige Grund, warum Sie mich nicht für durchtrieben halten?”
    Seine Augen wanderten über ihr Gesicht und blieben dann an ihren Lippen hängen. Lili wurde es heiß und kalt.
    “Nicht der einzige.” Er sah ihr in die Augen, und Lili versank in seinem Blick. “Ich glaube nicht, dass Sie lügen können.”
    Es war ein zweideutiges Kompliment, aber Lili akzeptierte es dennoch.

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