Eine magische Nacht. Roman
ihrer Stimme rieselte Janelle die Wirbelsäule hinab. Die Frau war unheimlich. Zu schön, um wahr zu sein, und sie verströmte Gefahr.
Definitiv ein Fetisch.
Janelle räusperte sich und wagte es, Titania offen anzusehen. »Könnten
Sie
das nicht wieder ändern? Sie sind die Elfenkönigin. Ich nehme doch an, das bedeutet auch, dass Sie über die Macht einer Königin verfügen? Vielleicht sogar über ein Vetorecht gegen den König?«
Ihre Königliche Hoheit zuckte mit den Achseln, womit schwerkraftresistente Brüste unter einer Flut goldener Haare in die Höhe gehoben wurden. »Ich denke, dass ich es versuchen könnte. Aber das wäre eine solche Mühe. Nun, falls ihr mir einen kleinen
Leistungsanreiz
…«
»Was meinen Sie mit Leistungs…«, begann Janelle.
»Nein«,
fielen Riordan und Kane im Chor ihr grob ins Wort.
Janelle und Mina sahen sie überrascht an. Titania, die sich nicht im Geringsten zu wundern schien, reagierte bloß mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ganz wie ihr wollt. Dann werde ich mich jetzt verabschieden, nachdem ich unseren neuen Kronprinzen ja nun begrüßt habe.« Kokett lächelte sie Riordan an, was Mina sichtlich die Nackenhaare aufstellte. »Es ist ja so amüsant, einen Menschen als Thronerben des Elfenreichs zu haben.«
»Ja, wahnsinnig komisch«, erwiderte Mina in drohendem Ton.
Beschwichtigend legte Riordan seiner Verlobten eine Hand auf den Arm, während Titania bereits lachend unter Darbietung einiger Miniaturfeuerwerke verschwand.
Janelle riss die Augen auf und schüttelte sich, um den Schock loszuwerden. »Schauriger ging’s wohl nicht?«
»Ohne Witz.« Trotz ihrer Wut war Mina ganz blass geworden.
Interessiert beobachteten Riordan und Kane die beiden Frauen. »Die meisten Menschen finden Titania schon fast zu schön zum Hinsehen.«
»Oh, ihr Anblick ist tatsächlich schwer zu ertragen.« Janelle schauderte. »Aber dreh der Elfenkönigin nicht den Rücken zu.«
»Wahrscheinlich sind es diese Brüste«, murmelte Mina verächtlich. »Menschenmänner werden nur die anstieren und die große Quelle des Bösen dabei völlig übersehen.«
In schweigender Übereinstimmung nickte Janelle. »Also ist sie nur gekommen, um die Dinge aufzustacheln? Wegen dieser Erbschaftsgeschichte?«
»Ja. Und da wir schon davon sprechen«, wandte Mina sich an Kane, während Riordan nur noch resigniert zusah. »Was hast du dir dabei gedacht? Willst du unsere Zukunft sabotieren?«
Ruhig schaltete Janelle sich ein. »Es war eine blöde Aktion. So weit gebe ich dir recht. Aber ich glaube, dass er wirklich versucht hat, das Richtige zu tun.«
»Wenn man bedenkt, wo er normalerweise im Krieg zwischen Gut und Böse steht, muss ich wohl davon ausgehen, dass ihm die gute Seite extrem fremd ist. Da konnte er nicht anders, als etwas so Einfaches wie ›das Richtige tun‹ in den Sand zu setzen.« Schnaubend ließ Mina sich in einen Sessel fallen.
»Riordan wurde verstoßen, als der Fluch über ihn verhängt wurde. Kane hat lediglich versucht, das neben allen anderen schlimmen Sachen wieder rückgängig zu machen.«
»Dass ich verstoßen wurde, ist eine Sache, Kane. Aber als Thronfolger war ich nie vorgesehen. Das warst immer du«, stellte Riordan ruhig fest.
Kane runzelte die Stirn, leugnete aber nicht die Wahrheit dieser Worte.
Janelle musterte ihn prüfend. Kane litt gewaltig darunter. Seine Familie aufzugeben, sein Erbe, den Thron … Sie hielt es für möglich, dass er tatsächlich bereit sein könnte, den Thron gegen seine Freiheit einzutauschen. Das würde vielleicht als Wiedergutmachung gelten. Nur – Riordan schien den Thron nicht zu wollen. Und Kane wusste das. Waren es Schuldgefühle, die ihn antrieben? Ein Sinn für Gerechtigkeit? Oder nur das Bedürfnis, seine Suche abzuschließen und es einfach hinter sich zu bringen?
»Also, warum hast du das getan?« Riordan blieb zu Janelles großer Erleichterung hartnäckig am Ball.
»Ich denke, das ist doch wohl offensichtlich. Lasst mich die weisen Worte meiner Hüterin zitieren. Zwei. Tausend. Verfluchte. Jahre.« Kane zuckte mit den Achseln, und auch wenn er Janelle mit ernstem Blick kurz in die Augen sah, klangen Stimme und Worte höhnisch. »Jemand, der so lange wütend bleiben kann, sollte keine Position innehaben, in der er Macht über andere ausübt. Und Schluss.«
»Das mag ja sein«, überlegte Riordan laut. »Aber ich glaube auch, dass es sinnvoll ist, wenn ein Volk sich wünscht, dass sein Regent derselben Gattung angehört.
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