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Eine magische Nacht. Roman

Titel: Eine magische Nacht. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natale Stenzel
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ständig bevorzugt hast.« Kane dachte kurz nach. »Und ich … nun, wir wissen beide, was ich getan habe. Ich habe ihn zu Unrecht zweitausend Jahre lang eingekerkert. Er könnte mit mir dasselbe machen und wäre dabei völlig im Recht, aber das hat er nicht verlangt. Allein das ist ein gutes Beispiel dafür, weshalb ihm der Thron gebührt. Er ist vernünftig und mitfühlend.«
    »Und er wird innerhalb von fünfzig Jahren tot sein«, entgegnete Oberon ruhig.
    »Hallo?« Janelle wirkte entsetzt. »Fünfzig Jahre sind ja nun auch nicht gerade nichts. Und was das ›Insekt‹ angeht … Meine Güte, warum rotten Sie uns dann nicht gleich alle aus, wenn unsere kurzen Menschenleben doch so unbedeutend sind?«
    Nachdenklich runzelte Oberon die Stirn. »In der Vergangenheit hatten wir das bereits einmal in Erwägung gezogen, aber aus irgendeinem Grund, den ich inzwischen vergessen habe, wurde das Thema dann fallen gelassen. Vielleicht sollten wir ja noch mal darauf zurückkommen.«
    »Oh, um Himmels willen.« Zornig funkelte Janelle ihn an.
    Oberon machte eine wegwerfende Handbewegung. »Und was den kleinen Riordan angeht …«
    Kane stöhnte entnervt. »Dad. Er ist nicht mal ein halbes Jahrhundert jünger als ich.«
    »Unterbrich mich nicht. Was deinen Bruder angeht …« Oberon schüttelte den Kopf. »Das werde ich mir überlegen müssen, schätze ich mal.« Nachdenklich sah er Kane an. »Ich sollte wohl wenigstens versuchen, dich zu verstoßen.«
    Kane nickte.
    »Warum?«, platzte Janelle heraus, als würde sie es nicht länger ertragen. »Warum sollte es nötig sein, ihn zu verstoßen? Warum muss überhaupt einer Ihrer Söhne verstoßen werden?«
    »Titania«, antworteten Vater und Sohn einstimmig.
    Wie als Aufforderung zu einer weiteren – vorzugsweise verständlichen – Erklärung riss Janelle die Augen auf.
    Kane musste einfach schmunzeln. Da stand er und brach die Verbindung zu seiner Familie, seiner Vergangenheit, seinem Volk ab. Selbst jeden Anspruch auf den Thron, für den er erzogen worden war, gab er auf … und noch immer schaffte sie es, ihn zum Lächeln zu bringen.
    »Kann ich helfen?«, fragte sie in übertriebener Naivität. »Ich fange mal an: Titania ist …« Ermunternd zog sie die Augenbrauen hoch.
    »Meine Frau«, antwortete Oberon kurz angebunden.
    »Und nicht meine Mutter«, ergänzte Kane in einem sachlichen Tonfall.
    »Ups?« Ihr Blick wanderte vom Vater zum Sohn.
    »Und ebenso wenig ist sie Riordans Mutter.« Nur mit Mühe gelang es Kane, seine Miene unter Kontrolle zu halten. Unter den gegebenen Umständen würde sein Vater einfach zornig werden müssen.
    Währenddessen taxierte Janelle Oberon mit deutlicher Missbilligung.
    Der König machte ein finsteres Gesicht. »Das ist jetzt mindestens zweitausend Jahre her.« Das schien er für eine ausreichende Erklärung zu halten.
    »Ach, Sie waren jung und hatten Frühlingsgefühle? Der mannbare Elfenkönig, der sich die Hörner abstößt?«
    »Ruhig, Janelle«, raunte Kane ihr zu.
    Sie ignorierte die Warnung. »Dann waren Sie also mit Titania verheiratet, als die beiden Jungs geboren wurden?«
    »Nein. Als Kane zur Welt kam, war ich mit Titania nur verlobt. Bei Riordans Geburt waren wir allerdings verheiratet. Und ja«, nahm Oberon die Frage vorweg, »Titania war wütend. Selbst heute noch ist sie alles andere als entzückt von den beiden.«
    »Was er damit sagen will, ist, dass sie immer nur einen von uns toleriert. Es gefällt ihr, wenn wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen. Dem favorisierten Sohn wird die Ehre zuteil, mit Oberon und Titania am Hof zu leben.«
    »Und der warst du?«, fragte Janelle.
    »Der war ich.«
    »Dann stand also das Leben mit diesem Pärchen gegen das Leben in einem Fels. Eine schwere Entscheidung.« Janelle schüttelte den Kopf. »Seid ihr beiden also fertig hier? Auf mich wartet ein Patient.«
    »Wenn ein Patient auf Sie wartet, warum haben Sie dann meinen Sohn in Ihrem Untersuchungszimmer verführt?«
    »Diesen kleinen Seitenhieb mussten Sie wohl einfach loswerden, nicht wahr?« Sie war rot geworden und machte ein böses Gesicht. »Noch genau fünfzehn Minuten werde ich alle aus diesem Raum fernhalten. Dann müsst ihr beide verschwunden sein.«
    Sie öffnete die Tür, schlüpfte hinaus und ließ sie laut hinter sich ins Schloss fallen. Nachdenklich betrachtete Kane einen Augenblick lang die verschlossene Tür.
    »Jetzt sag nur, das ist deine Hüterin.«
    Kane wandte sich wieder seinem Vater zu. »Das weißt du

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