Eine Marcelli geht aufs Ganze
noch an den DVD-Player, den du wolltest? Nun, den kannst du so lange vergessen, bis du gelernt hast, deinen Mitmenschen höflich und respektvoll zu begegnen.«
Fassungslos schaute sie ihn an. »Du machst Witze.«
»Überhaupt nicht.«
»Pft. Mir doch egal. Dann kaufe ich mir selber einen.«
Ach ja. Die Kreditkarte, die sie sich dank seiner Mutter leisten konnte. Darum würde er sich als Nächstes kümmern müssen.
»Wann rufst du die Ballettlehrerin an?«, fragte sie durch zusammengebissene Zähne. »Ich möchte, dass du es jetzt gleich tust.«
»Ich werde es tun, sobald es mir passt. Du kannst den Prozess beschleunigen, indem du dich zivilisiert benimmst, oder du kannst weiter warten. Es ist deine Entscheidung.«
Sie funkelte ihn wütend an. »Du bist nicht mein Boss.«
Nun wurde er doch lauter: »Da irrst du dich. Ich bin sehr wohl dein Boss. Ich weiß, dass du durch die Hölle gegangen bist, und das tut mir leid. Doch das gibt dir nicht das Recht, frech zu sein.«
Kelly schaute ihn an, als wäre er Hundescheiße unter ihren Schuhen. »Wenn du dir solche Sorgen darum machst, was ich sage, dann solltest du nicht brüllen. Oder gelten die Regeln nur für mich? Musst du dich nicht auch zivilisiert benehmen?«
Damit drehte sie sich um und verließ die Küche.
Sam hielt seinen Becher weiter fest, nicht sicher, ob er den Inhalt trinken oder den Becher quer durch den Raum schleudern wollte.
»Na, da hast du dir ja eine eingefangen«, stellte Gabriel fest.
»Wem sagst du das.«
»Ich schätze, sie einzusperren würde gegen irgendein Gesetz verstoßen«, sagte Sam.
Francesca war sich nicht ganz sicher, ob er das wirklich als Scherz meinte. »Du weißt, dass es das täte. Außerdem würde es das Problem nicht lösen.«
»Vielleicht doch. Du könntest mich melden, und dann würde der Staat sie mir wegnehmen.«
»Willst du das tatsächlich?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will einfach nur, dass es leichter zu ertragen ist.«
»Es ist doch erst euer erster Tag«, versuchte sie, ihn aufzumuntern.
Es war früher Nachmittag. Francesca war eine Stunde zuvor angekommen und hatte Kelly allein beim Mittagessen in der Küche vorgefunden, während Sam sich in seinem Büro eingeigelt hatte. Sie schienen nicht miteinander zu sprechen, und Kelly hatte ihre Anwesenheit kaum zur Kenntnis genommen.
Jetzt saßen Francesca und Sam auf der Terrasse und genossen den warmen Nachmittag mit seiner milden Brise. Sam hielt ihre Hand, was in Francesca den Wunsch weckte, sich über zerwühlte Laken zu unterhalten anstatt über seine Tochter. Doch das war im Moment keine Option. Was wirklich schade war.
»Es war ein langer Tag.« Er erzählte ihr von dem Vorfall am Morgen, als Gabriel gekommen war, um seine Urenkelin kennenzulernen.
Francesca zuckte zusammen. »Okay, wir würden sie also definitiv weder als schüchtern noch als zurückhaltend bezeichnen. Was hat dein Großvater dazu gesagt?«
»Nichts, was ich in Gesellschaft wiederholen könnte. Er war auch kein großer Fan meiner Exfrau und findet, dass Kelly ihr viel zu sehr ähnelt.«
»Was auch immer es dir bedeutet, aber ich finde, du hast die Situation sehr gut gehandhabt. Wenn sie einen DVD-Player haben will, hast du jetzt etwas, das du ihr vor die Nase halten kannst.« Sie schaute ihn an und lächelte. »Ich meinte das natürlich im übertragenen Sinne.«
»Ich weiß. Ich habe kein Interesse daran, ihr wehzutun. Ich würde es nur gerne mit einem normalen Teenager zu tun haben und nicht mit Godzillas Tochter.«
»Hat sie Zugang zu einem Computer?«
»Ja. Im anderen Gästezimmer.«
»Dann kann sie sich den DVD-Player selber kaufen. Sie ist gut in so was.«
Er grinste. »Nicht mehr. Ich habe ihre Kreditkarte gekündigt.«
»Wie das?«
»Ich habe die Kanzlei angerufen, die den Nachlass meiner Mutter verwaltet. Tanya hatte ihnen bereits gesagt, dass ich ab sofort das Sorgerecht für Kelly habe. Der Anwalt, mit dem ich gesprochen habe, sagte, ich hätte Anspruch auf die gleichen finanziellen Zuwendungen, wie Tanya sie hatte. Alle Ausgaben für Kelly plus fünftausend im Monat.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe ihnen gesagt, dass das nicht nötig ist.«
»Sie wird bestimmt durchdrehen, wenn sie herausbekommt, dass sie nicht mehr nach Herzenslust shoppen kann.«
Er lachte leise. »Ich weiß. Ich dachte mir, ich lass sie es selbst herausfinden.« Sein Lachen verschwand. »Der Anwalt hat mir noch etwas erzählt. Nach Kellys Geburt hat meine Mutter die
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