Eine Marcelli geht aufs Ganze
Vaterschaft überprüfen lassen. Das Mädchen ist wirklich von mir.«
Francesca traute sich nicht, zu fragen, ob das gut oder schlecht war. »Jetzt weißt du es wenigstens.«
»Ich hatte sowieso keine großen Zweifel, aber, ja, jetzt weiß ich es mit Sicherheit.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe auch die Ballettlehrerin angerufen. Sie ist bereit, sich Kelly morgen anzuschauen. Offensichtlich muss man ein Vortanzen bestehen, um in die Klasse aufgenommen zu werden. Scheint eine große Sache zu sein. Kelly ist morgen früh um elf Uhr dran.«
»Soll ich sie hinfahren?«
Sam sah sie an. »Das kann ich dir nicht zumuten. Du hast ein eigenes Leben und das beinhaltet nicht Teenzilla.«
Francesca lächelte. »Stimmt, aber ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, dass ich dir helfen würde. Hey, ich habe den Vormittag damit verbracht, meinen Kleiderschrank aufzuräumen, nur um nicht an meiner Gliederung arbeiten zu müssen. Kelly zum Vortanzen zu fahren wäre eine viel sinnvollere Ersatzhandlung. Ich könnte gleich morgens herkommen, dann kannst du zur Arbeit gehen.«
Er sah so hoffnungsvoll aus wie ein Ertrinkender beim Anblick eines Rettungsbootes. »Wirklich?«
»Wirklich.«
»Ich werde mich bei Gelegenheit revanchieren.« Er führte ihre Hand zum Mund und gab ihr einen leichten Kuss.
Das Gefühl seiner Lippen auf ihrer Haut ließ Francesca erschauern, doch bevor sie etwas Dummes tun konnte, wie sich auf ihn zu stürzen und ihn anzuflehen, sie hier und jetzt zu nehmen, senkte er den Arm, bis ihre Hände auf dem Tischchen zwischen ihren Stühlen zu liegen kamen. Na gut. Vielleicht nächstes Mal.
»Ich habe so eine Theorie, was Kelly angeht«, sagte sie. »Sie kam mir, während ich den Kleiderschrank aufräumte. Ich glaube, sie leidet sehr.«
»Weil ihre Mutter sie mir aufs Auge gedrückt hat?« »Nicht nur. Meiner Meinung nach steckt noch mehr dahinter. So wie Kelly über ihr Leben in New York spricht, vermittelt sie den Eindruck, dort vollkommen allein gewesen zu sein. Sogar wenn man den Hang von Kindern zur Übertreibung bedenkt, klingt das alles immer noch ziemlich schlimm. Du hast erwähnt, dass Tanya jemanden heiraten will, der nichts von Kelly weiß. Wenn man diese Elemente miteinander verbindet, erhält man ein Kind, das sich ungeliebt und nicht willkommen fühlt. Vermutlich glaubt sie, so schrecklich zu sein, dass man sie verbergen muss. Dann verlässt ihre Mutter sie, und sie trifft einen Vater, über den sie nichts weiß. Kelly muss ganz fürchterlich verängstigt, einsam und extrem verletzt sein.«
Sam dachte einen Augenblick über ihre Worte nach. »Du meinst, deshalb ist sie so schwierig und schlägt um sich wie ein verletztes Tier?«
»Genau. Mit etwas Zeit und einer positiven Einstellung ihr gegenüber sollte sie bald ein völlig anderer Mensch sein.« »Und was, wenn der Mensch noch schlimmer ist?« Francesca lachte. »Das wird nicht passieren.« »Das kannst du nicht wissen.« Mit seinem Daumen strich er ihr über den Handrücken. »Ich habe mir im Internet ein paar Elternratgeber angesehen. Es gibt Dutzende, die sich mit Teenagern beschäftigen, und die Beschreibungen haben mir eine Heidenangst eingejagt. Ich will die Zeit zurückdrehen und sie als jüngere Version zu mir holen. Oder als ältere. Mit achtzehn. Was in den Büchern vollkommen fehlte, waren Angaben, was sie essen und wie viel sie schlafen soll.«
Francesca gab ihr Bestes, um das Kribbeln zu ignorieren, das seine Streicheleinheiten in ihr auslösten. Sie versuchte, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. »Sie ist kein Lama. Sie braucht kein besonderes Futter. Biete ihr gesundes Essen, und lass dir erzählen, was sie gerne mag. Und was den Schlaf angeht – am Ende des Sommers wirst du wissen, wie viel sie braucht, um morgens fit für die Schule zu sein.«
»Gesundes Essen? Ich wollte heute Abend was vom Chinesen bestellen.«
»Das ist ab und zu auch okay. Du musst nicht jeden Abend trockenen Tofu essen.«
»Ich esse niemals Tofu.«
»Immer noch der Mann fürs Steak?«
Er drehte sich zu ihr herum. »Ich bin ein Mann des einfachen Geschmacks. Ich weiß, was ich mag, und das nehme ich mir.«
Sie schmolz dahin. Sam beugte sich vor und küsste sie. Gerade als sie den Mund leicht öffnete, knallte im Haus eine Tür. Sam fluchte.
Francesca seufzte, als sie das F-Wort hörte. »Vielleicht nächstes Mal.«
8. KAPITEL
U nd eins und zwei und drei und jetzt!« Kelly bewegte sich im Einklang mit der Musik. Sie hielt die
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