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Eine Marcelli geht aufs Ganze

Eine Marcelli geht aufs Ganze

Titel: Eine Marcelli geht aufs Ganze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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Sam versuchte, sich zurückzuhalten, bis Gabriel das Mädchen persönlich kennengelernt hatte. Vielleicht wäre sie an diesem Morgen erträglicher. Möglicherweise war ihre fordernde Art vom Abend eher auf Müdigkeit als auf eine generelle Anspruchshaltung zurückzuführen.
    Wohl eher unwahrscheinlich, dachte er grimmig. Sehr unwahrscheinlich.
    »Was auch immer kommt, ich übernehme die volle Verantwortung für sie«, erklärte er.
    »Das klingt, als wäre ich ein Hund, den du von der Straße aufgelesen hast«, sagte Kelly und schlenderte in die Küche. »Bekomme ich auch eine Leine und einen eigenen Wassernapf?«
    So viel zu der Illusion, dass eine Mütze voll Schlaf etwas ändern würde, dachte Sam.
    »Guten Morgen«, begrüßte er sie. »Gabriel, das ist meine Tochter Kelly. Kelly, das ist dein Urgroßvater Gabriel.«
    Der alte Mann musterte sie von Kopf bis Fuß. Sam sah, dass sie dieselbe tief auf der Hüfte sitzende Hose, aber ein anderes bauchfreies T-Shirt angezogen hatte. Es war grün, sehr eng und trug den Schriftzug ›Girls Rule‹. Sie war barfuß. Ihre Fußnägel waren lackiert, ihre Haut war blass.
    Kelly schob sich ein paar widerspenstige Locken hinter die Ohren und ging an Sam und Gabriel vorbei zum Kühlschrank. »Ja, ja. Wie du meinst. Haben wir was zum Frühstück da?«
    Sam musste sich zusammenreißen, um nicht zu explodieren. Gabriel klopfte mit seinem Gehstock auf den Fliesenboden.
    Kelly zuckte zusammen.
    »Was?«, fragte sie genervt.
    »Du solltest sie einsperren, bis sie ein paar Manieren gelernt hat«, sagte Gabriel zu Sam.
    Kelly stemmte die Hände in die Hüften. »In dem Jahrhundert leben wir aber nicht mehr.«
    Gabriels Augen verengten sich zu Schlitzen. »Du hast mir gar nicht gesagt, dass sie ein kleiner Klugscheißer ist, Sam. Das muss sie wohl von ihrer Mutter haben.«
    Kelly verdrehte die Augen. »Sind wir jetzt fertig? Kann ich endlich frühstücken?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Gabriel. »Kannst du?«
    Kelly starrte ihn an, als spräche er Russisch.
    Sam seufzte. »Du darfst jetzt etwas essen«, sagte er. »Können bezeichnet eine Fähigkeit, dürfen eine Erlaubnis.«
    »Oh, so einer bist du also.« Sie wandte sich wieder dem Inhalt des Kühlschranks zu und murmelte etwas in Richtung »seltsame alte Männer«.
    »Du hast viele Sommersprossen«, merkte Gabriel an.
    »Ach was. Danke für den Hinweis. Bis eben war ich mir nämlich nicht sicher. Ich hab immer mein Gesicht geschrubbt, aber sie wollen einfach nicht weggehen. Sommersprossen. Wer hätte das gedacht?«
    Gabriel blickte finster drein. »Können wir sie zurückschicken?«
    Ich wünschte, ich könnte, dachte Sam. »Wir brauchen alle ein wenig Zeit, uns aneinander zu gewöhnen.«
    Kelly schloss die Kühlschranktür. »Ich wäre auch lieber wieder in New York. Ich sag dir was, Grandpa. Gib mir eine Wohnung und ich komm klar. Ich gehe zur Schule, danach zum Ballettunterricht, und du musst dich nicht einmal daran erinnern, mich jemals gesehen zu haben.«
    Gabriel murmelte etwas Unverständliches. Sam fragte sich, ob er gerade nachrechnete, wie viel es ihn kosten würde, den Vorschlag in die Tat umzusetzen.
    »Du gehst nicht zurück nach New York«, verkündete er. »Du bist noch keine vierundzwanzig Stunden hier. Warum lassen wir uns nicht für ein paar Tage in Ruhe?«
    Kelly warf ihm einen bösen Blick zu. »Sag das ihm.« Sie ging zur Speisekammer. »Was hat die Ballettlehrerin gesagt?«
    »Ich habe nicht mit ihr gesprochen.«
    Kelly wirbelte herum. »Was? Ich habe dich um eine einzige Sache gebeten. Nur eine. Nicht zwanzig, nicht einmal fünf. Und du hast es nicht gemacht. Warum? Willst du mich einfach nur quälen, oder hast du einen echten Grund?«
    »Ich war beschäftigt.«
    »Mit Dingen, die dir wichtig sind. Nicht mit Dingen, die mir wichtig sind.«
    Sam umfasste seinen Kaffeebecher so fest, dass er fürchtete, er würde gleich in tausend Teile zerspringen. Sein erster Impuls war, Kelly auf ihr Zimmer zu schicken und ihr lebenslangen Stubenarrest zu geben. Obwohl er keine Ahnung hatte, was genau als Stubenarrest angesehen wurde. Aber sie wegzuschließen klang ziemlich gut.
    Er dachte darüber nach, ihr zu sagen, dass sie soeben die Chance verspielt hatte, jemals irgendeinen Ballettunterricht zu besuchen, verwarf die Idee aber schnell wieder. Sie jeden Tag für ein paar Stunden aus dem Haus zu haben, wäre für sie beide eine Wohltat.
    Nachdem er einen beruhigenden Atemzug getan hatte, sagte er: »Du erinnerst dich

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