Eine Marcelli geht aufs Ganze
geherzt und in die Wange gekniffen wurde, bot ihr Grammy M einen Tee an, und Grandma Tessa befahl ihr, sich »zu setzen und die Füße hochzulegen«.
Da das Baby noch nicht einmal die Größe eines Radiergummis hatte, schien es ihr etwas übertrieben, sich bereits Gedanken über das zusätzliche Gewicht zu machen, aber Francesca wusste, dass die beiden es nur gut meinten. Sie versuchte, das Positive zu sehen, aber der einzige Gedanke, der in ihrem Kopf Gestalt annahm, war die Frage, was passieren würde, wenn Sam eintraf.
Katie warf ihr einen mitleidigen Blick zu und stand dann auf. »Kelly, ich wollte jetzt anfangen, die Schleppe mit Perlen zu besticken. Hast du Lust, mir zu helfen?«
Kelly grinste. »Klar. Erlaubst du mir wirklich, an deinem Kleid mitzunähen?«
»Natürlich. Es gibt ein spezielles Muster für den Saum. Ich dachte, das wäre das Richtige für dich.«
»Wow. Okay. Cool!«
Katie führte das Mädchen aus der Küche. Francesca sah ihnen nach. Sie spürte, wie das Damoklesschwert über ihr sich immer weiter absenkte. Ihre Mutter durchquerte die Küche, blieb vor ihr stehen und nahm ihre Hände.
»Wie weit bist du?«
Sie war so dumm gewesen, zu hoffen, Grandpa Lorenzo würde ein Geheimnis auch nur eine Sekunde lang für sich behalten. »Ist er gleich zum Haus zurückgerannt und hat es euch erzählt, oder hat er bis zum Abendessen gewartet, um es zu verkünden?«
Grandma Tessa runzelte die Stirn. »Lorenzo macht sich große Sorgen um dich. Das tun wir alle.«
»Francesca, Liebes«, murmelte Grammy M. »Geht's dir gut? Freust du dich über das Kleine?«
»Ich komme damit zurecht.« Von Freude konnte sie nicht sprechen. Nicht solange sie immer noch so verwirrt war.
»Weiß Sam es schon?«, fragte ihre Mutter.
»Nein. Und ich will auch nicht, dass eine von euch es ihm erzählt.«
Missbilligend schaute ihre Mutter sie an. »Francesca, wenn er der Vater ist...«
»Natürlich ist er der Vater. Ich schlafe nicht mit mehr als einem Mann zurzeit. Und nur fürs Protokoll: Es hat schon ewig keinen anderen Mann mehr gegeben.«
Grandma Tessa holte ihren Rosenkranz heraus und fing an zu beten. Francesca ging zum Tisch und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Das hier lief gar nicht gut.
»Ich weiß, dass ich es Sam sagen muss, und das werde ich auch. Ich brauche nur ein bisschen Zeit, um mir über einiges klar zu werden.«
»Denk nicht zu lange nach«, sagte Grammy M. »Die Hochzeit ...«
Francesca starrte sie an. »Lass mich eines klarstellen: Es wird keine Hochzeit geben. Keine Ehe. Kein Mr und Mrs. Ich werde das Kind alleine aufziehen.«
Die drei Frauen sahen aus, als wären sie gerade Zeuginnen eines Mordes geworden. Sie wirkten überrascht, geschockt und mehr als nur ein wenig konsterniert.
»Wenn du dir wegen Sam Sorgen machst, dein Vater wird sich gerne mit ihm unterhalten«, sagte ihre Mutter.
»Nein!« Francesca erhob sich. »Keine Gespräche. Gar nichts. Das ist mein Leben und ihr pfuscht mir da nicht rein. Habt ihr das verstanden?«
»Francesca ...«, setzte ihre Mutter an.
»Nein. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Ich will nicht, dass ihr euch einmischt. Ich meine es ernst.«
Die drei Frauen schauten einander an, dann wieder zu ihr und nickten. Francesca wusste, dass sie nicht mehr erwarten konnte. Sie hatten zugestimmt, sich nicht einzumischen, aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihnen glaubte.
Sam bog vom Freeway auf den zweispurigen Highway, der zur Hacienda führte. Es war Ende Juli, und der Nachmittag war warm und klar – perfektes kalifornisches Wetter. Eigentlich sollte er in seinem Büro sein und sich mit den verschiedenen Krisen befassen, die während seiner Abwesenheit unweigerlich auftauchen würden, doch stattdessen machte er blau. Und wenn er ehrlich war, würde er im Moment nichts lieber tun.
Er war sogar bereit, den Grund für seine gute Laune zuzugeben: Er konnte es kaum erwarten, Francesca wiederzusehen. Seit der Party am vierten Juli vor beinahe drei Wochen hatten sie kaum Zeit miteinander verbracht. Er war damit beschäftigt gewesen, Kelly kennenzulernen, Francesca hatte an ihrer Dissertation arbeiten müssen, und dann war da noch die fünftägige Krise dazwischengekommen, in der der Sohn eines französischen Bankiers entführt worden war. Da war nicht viel Zeit für Zweisamkeit geblieben.
In den letzten paar Wochen hatte er sich immer wieder dabei ertappt, sie zu vermissen. Es fehlte ihm, mit ihr zu sprechen, ihr zuzuhören. Ihm fehlte es, sie
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