Eine Marcelli gibt nicht auf
aber nicht unter diesen Umständen.
Was Julie – und Mia – anging, wusste Zach beim besten Willen nicht, was er tun sollte. Auf keinen Fall konnte die Hochzeit jetzt noch stattfinden – nicht wenn David hinter einer anderen Frau her war. Aber was sollte er sagen, und mit wem sollte er darüber reden? Er wollte nicht derjenige sein, der Mia aufklärte. Das lag in Davids Verantwortung.
»Was für ein verdammtes Chaos«, murmelte er, als er zurück zu seinem Wagen ging. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, was er deswegen unternehmen sollte.
Ausnahmsweise einmal war die Küche in der Hazienda leer. Francesca sah sich überrascht um, bevor sie zum Kühlschrank ging. Sie wollte gleich nach Los Angeles fahren, um eins ihrer Experimente durchzuführen, und würde später keine Gelegenheit mehr haben, etwas zu essen. Nicht wenn sie an Ort und Stelle sein wollte, sobald die Leute aus den Büros kamen und nach Hause eilten.
Sie füllte sich einen Rest Pasta in eine Schüssel und stellte sie in die Mikrowelle. Während das Essen erhitzt wurde, beugte sie sich vor und musterte die Tätowierungen an ihren Knöcheln. Auch wenn sie vorhatte, einen Schirm mitzunehmen, könnte es doch sein, dass der Regen ihre Beine traf. Leider war Wasser der ausgewiesene Feind von unechten Tattoos.
Trotzdem wollte sie es riskieren. Sie hatte einen relativ kurzen Rock und Pumps angezogen, sodass ihre Beine entblößt waren. Eine lange Weinrebe, kombiniert mit Rosen, schlang sich um ihren einen Knöchel, während ein Schmetterling den anderen zierte. Einen weiteren Schmetterling hatte sie auf die Rückseite ihres Schenkels angebracht, sodass jemand, der sie beim Gehen beobachtete, immer einen flüchtigen Blick darauf erhaschen konnte. Wenn sie Glück hatte, würde sie mit ihrem heutigen Outfit ein paar heftige Reaktionen provozieren.
Die Mikrowelle piepte. Francesca nahm die Schüssel heraus und angelte sich eine saubere Gabel aus der Schublade neben dem Geschirrspüler. Dann ging sie zum Tisch. Gerade als sie sich setzen wollte, knallte im Haus eine Tür zu.
Francesca stellte die Schüssel hin und ging dem Geräusch nach. Im Haus schien auf einmal eine merkwürdige Spannung zu herrschen, was dazu führte, dass ihr Herz schneller zu schlagen begann.
Als sie durch den Flur ging, konnte sie Stimmen aus der Bibliothek vernehmen. Obwohl die Tür geschlossen war, drangen einzelne Worte an ihr Ohr. Je näher sie kam, desto mehr konnte sie verstehen.
»Das ist die Strafe Gottes«, tönte die sonst so ruhige Grammy M so vehement, wie Francesca sie noch nie gehört hatte. »Es war vor dreißig Jahren falsch, und das ist es noch immer.«
»Gott hat keinen Grund, diese Familie zu strafen«, brüllte Grandpa Lorenzo. Etwas Schweres, vermutlich ein Buch, wurde auf den Tisch geknallt. »Wir sind seit Generationen gute Katholiken.«
»Das genügt dem Allmächtigen anscheinend nicht«, stellte Grammy M fest.
Francescas Vater ergriff das Wort.
»Das ist ein alter Streit, der nichts an der Sache ändert.« Er klang sehr frustriert. »Glaubt ihr denn, es gibt auch nur einen Tag, an dem Colleen und ich nicht bedauern, was wir getan haben? Glaubt ihr, es gibt einen Tag, an dem wir nicht an ihn denken?«
Francesca erstarrte. Sie wollte nichts weiter hören, aber sie brachte es nicht über sich, wegzugehen. Sie hörte leises Weinen und vermutete, dass ihre Mutter in Tränen ausgebrochen war. Grandma Tessa sagte etwas, allerdings so leise, dass Francesca es nicht verstehen konnte.
»Ich hätte stärker sein müssen. Ich hätte weglaufen sollen, statt dem zuzustimmen.«
Francesca hörte die Worte ihrer Mutter und zuckte zusammen.
»Wir alle tragen die Schuld daran«, sagte Grammy M, und ihre Stimme klang schmerzerfüllt. »Diese Last müssen wir gemeinsam tragen.«
Francesca machte einen Schritt rückwärts, dann noch einen. Sie wusste nicht, worüber ihre Familie sprach, aber sie hatte ein äußerst ungutes Gefühl. Schnell schnappte sie sich die Tasche und eilte hinaus zu ihrem Wagen. Kaum saß sie hinter dem Steuer, ließ sie den Motor an und drehte das Radio auf, so laut es ging. Vielleicht würde der dröhnende Rhythmus all das, was sie gerade gehört hatte, aus ihrem Kopf vertreiben.
Nervös ging Katie vor ihrem Haus auf und ab. Normalerweise fand sie es eher gemütlich als einengend, aber an diesem Abend nicht. Noch frustrierender war, dass sie sich nicht länger selbst etwas vormachen konnte, was den Grund ihrer Unzufriedenheit betraf.
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