Eine Meerjungfrau am Haken
überall verteilen. Deswegen muss ich niesen.“
„Das ist ein Desinfektionsmittel“, erklärte er ihr. „Ich kann es mir nicht leisten, krank zu werden. Nicht jetzt! Apropos, kommen Sie doch mal mit!“
Sabrina versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. „Jetzt?“
„Genau das habe ich gemeint.“ Er schaute sie eindringlich an. „Sie sehen schrecklich aus. Ich hoffe für Sie, dass das nichts Ansteckendes ist.“
„Mr. Kraft, glauben Sie mir, ich bin nicht krank...“
„Doch, das sind Sie!“ Schon wieder kam das Spray zum Einsatz und Sabrina musste niesen. „Kommen Sie mit, aber halten Sie Abstand!“
Wie Sabrina befürchtet hatte, führte Mr. Kraft sie zum Wartungsgebäude. Er deutete auf das Aquarium. „Können Sie mir das hier bitte erklären?“
„Wie ,erklären’?“, fragte Sabrina unschuldig. „Die Aufgabe war, das Aquarium hierher zu bringen, und genau das habe ich getan.“
„Ja, aber wie haben Sie das getan?“, wollte Mr. Kraft wissen. „Sie haben die Aufgabe vor kaum 24 Stunden bekommen. Außerdem sollten Sie Plastikschachteln bei mir bestellen!“
Sabrina dachte fieberhaft nach. „Ja, sicher... So hätte man das auch machen können. Allerdings machte mir die erste Transportfirma, die ich anrief, das Angebot, das Aquarium für umsonst hierher zu transportieren. Sie wollten unbedingt einen Beitrag für die Gesellschaft leisten.“ Sabrina fand, dass sich das ganz vernünftig anhörte und lächelte den stellvertretenden Direktor hoffnungsvoll an.
Mr. Kraft lächelte nicht zurück. „Das kann ich nicht glauben, Miss Spellman. Keine anständige Firma macht etwas für umsonst.“
„Der Mann war sehr nett. Ich glaube, seine Firma ist neu.“ Sie zuckte die Achseln. „Wahrscheinlich hat er es nur wegen der Publicity gemacht.“
Mr. Kraft starrte sie an. Ist er sauer? Oder habe ich ihn einfach nur beeindruckt?, fragte sich Sabrina.
Endlich schien Mr. Kraft seine Niederlage einzusehen. „Wenn das so ist, muss ich mich wohl bei Ihnen bedanken.“
Sabrina entspannte sich. „Keine Ursache!“
„Täuschen Sie sich nicht, ich glaube Ihnen nämlich nicht, dass Sie das Aquarium auf diese Weise hierher bekommen haben. Aber ich vermute...“ – er starrte sie wieder eindringlich an – „dass ich niemals erfahren werde, wie Sie es wirklich bewerkstelligt haben.“ Damit ließ er das Thema zu Sabrinas Erleichterung fallen. „Durch Ihre Eile haben wir jetzt jedenfalls ein Problem: Ich hatte ganz bestimmte Pläne für dieses Objekt.“
„Pläne?“
„Genau. Ich wollte die Fische, die griechische Stadt und den ganzen Kram bis auf den Kies und ein paar Pflanzen loswerden.“
Sabrina sah ihn verwirrt an. „Aber was wollen Sie dann überhaupt mit Mesmers Aquarium?“
„Nun, wir werden das Aquarium für einen wahrhaft erzieherischen Zweck umfunktionieren. Wir werden darin Miniaturinszenierungen historischer Seeschlachten darstellen, und den Anfang wird die große Schlacht von 1805 machen: Admiral Horatio Nelson besiegt die französische und spanische Flotte bei Trafalgar.“ Mr. Kraft lief aufgeregt um das Aquarium. „Jeden Monat werden wir eine neue Szene darstellen. Die Boston Tea Party oder den Untergang der Titanic !“
„Und was ist mit Mesmer?“
„Das ist ja das Wunderbare“, erklärte Mr. Kraft. „Mit diesen Inszenierungen werden wir Einnahmen erzielen. Wie könnten wir Mesmer besser gerecht werden? Gegen eine geringe Eintrittsgebühr können Erwachsene sich die Inszenierungen ansehen. Der Filmclub der Schule nimmt die einzelnen Auftritte auf Video auf, damit sie im Geschichtsunterricht benutzt werden können. Und gegen eine Gebühr können wir diese Videos sogar an andere Schulen verleihen! Es gibt so viele Möglichkeiten! Die Fische und das Zeug werden wir natürlich verkaufen. Der Erlös wird den Inszenierungen zugute kommen.“ Er rieb sich die Hände. „Mesmer war selbst ein Unternehmer. Wie könnte er uns nicht verstehen?“
Sogar Sabrina verstand diesen Plan, wenn er auch noch so verrückt klang. Und er hatte tatsächlich einen erzieherischen Wert. Da das Aquarium jedoch ganz offensichtlich einer Hexe gehört hatte, war nicht vorauszusehen, was passieren würde. Die Fische stammten ihrer Meinung nach aus dem Anderen Reich und waren vermutlich unbezahlbar. Wahrscheinlich konnten sie nur in dem speziellen Milieu dieses Aquariums überleben. Sie zusammen mit dem Aquarium umzusiedeln, war eine Sache. Sie aus ihm herauszureißen, eine andere.
„Aber das ist kein
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