Eine Meerjungfrau am Haken
normales Aquarium, Mr. Kraft“, intervenierte Sabrina. „Diese Fische sind außergewöhnlich und auch selten. Sollten wir nicht erst mal nachforschen...“
„Dafür ist keine Zeit“, unterbrach Mr. Kraft sie. „Die Trafalgar-Szene soll bereits nächsten Montag fertig sein. Dann trifft sich die Schulbehörde. Und zwar zufälligerweise hier bei uns.“ Aus einer Ecke des Raums holte er eine Leiter. „Bringen Sie mir den Eimer!“, befahl er.
Sabrina wunderte sich zwar, was er tun wollte, aber sie gehorchte. Mr. Kraft stellte die Leiter neben das Aquarium, stieg hinauf, öffnete einen der Deckel und griff hinein. Die Fische stoben aufgeregt zwischen seinen grapschenden Fingern auseinander. Er bekam einige Pflanzen zu packen und riss sie mit einer kurzen Bewegung aus dem Ozeanboden. Sand und Dreck wirbelten auf. Es sah aus, als hätte eine Minibombe eingeschlagen.
„Was tun Sie da?“ Sabrina war entsetzt.
„Was du heute kannst besorgen...“, antwortete Mr. Kraft und reichte ihr eine Hand voll tropfender Unterwasserpflanzen. „Ich habe schon mal angefangen. Machen Sie das jetzt bitte fertig, bevor sie nach Hause gehen.“ Er bemerkte Sabrinas Entsetzen. „Ja, junge Dame, Sie werden nach Hause gehen. Sie sind krank! Ich werde später ausreichend Plastikschachteln für die Fische vorbeibringen.“ Er stieg die Leiter hinab und schüttelte das Wasser von seinen Händen. „Und holen Sie die Stadt da raus. Sie ist schrecklich!“ Dann ging er.
Sabrina blieb schockiert und erschöpft mit einem Bündel nasser Pflanzen in den Händen zurück. Bestürzt schaute sie sie an und bekam einen weiteren Schock! An ihnen hingen winzige grüne, nach Luft schnappende menschenähnliche Gestalten. An Stelle von Beinen hatten sie Fischschwänze. Sabrina fielen fast die Augen aus dem Kopf.
In diesem Aquarium lebten tatsächlich Meerjungfrauen!
9. Kapitel
Sabrina starrte auf die winzigen Wesen in ihrer Hand und warf sie samt den Pflanzen schnell wieder zurück ins Wasser. „Ach du meine Güte! Das tut mir Leid!“ Ihr war natürlich klar geworden, dass die Meermenschen an der Luft am Ersticken waren.
„Was mache ich denn jetzt?“, fragte sie sich. „Ich muss herausfinden, was hier los ist!“
Das bedeutete, sie musste rein in das Aquarium! Da sie weder tauchen konnte, noch eine gute Schwimmerin war, musste sie das anders bewerkstelligen. Sie richtete ihren magischen Finger auf sich selbst.
Ihr Bewusstsein versank sofort in einem Nebel.
Als Sabrina wieder zu sich kam, glitt sie schwerelos durch den Raum. Alles um sie herum klang gedämpft, als ob ihre Ohren verstopft wären. Vor ihrem ausgestreckten Finger war eine unsichtbare Wand, die das Wasser von ihr fern hielt. Sie befand sich in einer Luftblase, die sich gerade im Landeanflug auf die Miniaturstadt im Aquarium befand.
Vorbeischwimmende Fische glotzten sie neugierig an und versuchten, die Blase anzuknabbern. Zu ihrer Erleichterung kam sie nur etwas vom Kurs ab.
Da Sabrina jetzt auf eine entsprechende Größe geschrumpft war, konnte sie die Einzelheiten der Stadt besser erkennen. Wunderschöne Villen gruppierten sich um einen riesigen Palast auf dem Gipfel des Berges.
Etwas Grünes zog an ihr vorbei. Sabrina schaute genauer hin und entdeckte die Meermenschen, die sie vorher ins Aquarium zurückgeworfen hatte. Sie hetzten zurück in die Stadt. Na, dachte Sabrina, die haben gerade den Schreck ihres Lebens bekommen.
Von unten näherte sich etwas Goldfarbenes. Bald schon erkannte sie, dass es sich um eine Gruppe bewaffneter Meermenschen mit gefährlich aussehenden Dreizacken handelte. Sie umzingelten Sabrina und richteten ihre Waffen auf den Fremdling.
Ihr Anführer war ein kräftiger Meermann mit dunkelgrünem Haar, dem ein bissgroßes Stück seiner Flosse fehlte. Er brachte seinen Dreizack gefährlich nahe an Sabrinas Luftblase heran und sprach sie an. Überraschenderweise konnte sie ihn trotz des Wassers deutlich verstehen. „Lande deine Blase unten im Hof, Mädchen!“, befahl er. „Mach langsam, und es geschieht dir nichts!“ Er hob eine Muschel an seinen Mund. Sie schien als eine Art Walkie-Talkie zu dienen. „Sagt dem Ehrenvollen Maav-En, wir haben hier ein weiteres Zeichen für das kommende Ende“, polterte er.
Ein kleines krabbenähnliches Wesen schoss aus der Muschel und eilte in Richtung Palast davon. Der Meermann schenkte dem Vorgang keinerlei Beachtung, er hatte seinen Blick fest auf die Fremde in der Luftblase gerichtet. Sabrina fiel nichts
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