Eine Meerjungfrau am Haken
Dank für Ihre Hilfe, Mr. Chronis. Ich muss jetzt gehen.“
„Sie müssen wissen, wir Stinktiere haben einen straffen Zeitplan“, fügte Salem mit höhnischem Grinsen noch hinzu.
Auf dem Weg zurück zur Wäschekammer meinte Sabrina: „Jetzt bleibt mir nur noch eins, Salem. Ich muss noch mal mit den Keftiu sprechen.“
Dieses Mal jedoch wollte Sabrina als eine von ihnen auftreten und klarere Worte sprechen.
12. Kapitel
Am nächsten Morgen stand Sabrina früh auf, denn sie hatte vor der Schule noch einiges zu erledigen. Sie fragte sich, ob sie jemals wieder eine ganze Nacht würde durchschlafen können.
Das Haus war um diese Zeit ungewöhnlich still. Sie zauberte sich schnell ein Outfit und war auf dem Weg zum Frühstücken, als sie auf der Treppe auf etwas Warmes, Weiches trat.
„He, pass auf meinen Schwanz, auf, okay?“
„Was machst du denn auf der Treppe, Salem?“, zischte Sabrina zurück.
„Ich folge der Wärme!“, antwortete er, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Weil Sabrina ihn verständnislos ansah, erklärte er: „Zu Beginn der Nacht ist es unten am wärmsten, aber dann kühlt es ab und die Wärme steigt nach oben. Also folge ich ihr, ist doch klar.“
„Ich dachte, du kuschelst nachts mit Tante Hildas neuer Daunensteppdecke.“
Salem ließ sich auf dem Teppich nieder. „Sie ist noch im Schrank. Hilda legt sie tagsüber immer da hinein und holt sie erst nachts wieder raus, nur um mich zu quälen.“
Sabrina war überrascht. „Sie ist also letzte Nacht nicht nach Hause gekommen?“
„Stimmt. Und Zelda auch nicht. Die waren echt mies drauf, als sie gestern abfegten. Ob sie wieder so lange wegbleiben, wie beim letzten Mal?“
„Haben sie das schon mal gemacht?“
„Einmal, als sie so drauf waren, sind sie geradewegs in einen Tornado geweht. Der hat sie über einen Regenbogen hinweg nach Kansas getragen. Sie waren total entmagisiert und mussten eine Woche lang bei der Maisernte helfen, um sich das Geld für die Heimfahrt zu verdienen.“
„Hm, schon übel, irgendwie aber auch nicht“, sagte Sabrina emotionslos. „Schließlich waren sie es, die mich mit diesem blöden Öl des Vergessens kaltgestellt haben. Wären sie jetzt hier, müsste ich jede Menge Fragen beantworten. Warum ich heute schon so früh in die Schule gehe und so. Und wegen diesem doofen Öl könnten sie meine Antwort dann nicht hören. Wir würden uns also bis ans Ende aller Tage im Kreis drehen.“
Das Ende aller Tage, das war Sabrinas Stichwort. „Salem, ich muss los.“ Ihren magischen Finger hatte sie bereits erhoben.
„Halt“, rief Salem. „Was ist mit meinem Frühstück?“
„Iss irgendeinen Käfer“, murmelte Sabrina und verschwand.
„Na toll. Dann wird sich wieder jeder über meinen Mundgeruch beschweren!“
Im Wartungsgebäude war es kühl. Sabrina schaute aufmerksam in das Aquarium und beobachtete, wie sich größere Gruppen winziger Gestalten durch die Stadt bewegten. Einige säuberten die Straßen von Flechten, andere waren damit beschäftigt, am Fuße des Miniberges Geröll aufzuschütten.
Sabrina trat einen Schritt zurück, schloss ihre Augen und konzentrierte sich so fest sie konnte. Das war auch wichtig. Um alles richtig zu machen, musste sie mit mehreren Zauberformeln gleichzeitig jonglieren. Für eine junge Hexe kein Zuckerschlecken.
Der erste Spruch war ein kombinierter Schrumpf-und-versink-in-einer-Blase- Zauber. Und als Höhepunkt wollte sie die Gestalt der Meermenschen annehmen und ihre Ankunft mit ein paar spektakulären Effekten inszenieren. Sie öffnete die Augen, holte noch einmal Luft und richtete den Finger auf sich.
Wieder versank ihr Bewusstsein in einem Nebel.
Als sie zu sich kam, befand sie sich in ihrer Luftblase und glitt über den zentralen Platz der Stadt. Ihre Luftblase zerplatzte und für einen kurzen Moment fühlten sich ihre Beine an, als würden Tausende von Stechmücken über sie herfallen. Dann schwebte sie plötzlich frei im Wasser.
Alles in Sabrina wehrte sich dagegen zu atmen, doch sie zwang sich dazu. Zögernd saugte sie Wasser in ihre modifizierten Lungen. Was für ein komisches Gefühl! Obwohl sie Wasser atmete, drang dennoch Sauerstoff in ihre Lungen. Sabrina schaute nach unten, um den Rest ihrer Transformation zu prüfen.
Ihr blondes Haar war jetzt hüftlang und wehte wie eine goldfarbene Wolke um ihren Kopf. Ihre Busen waren von zwei juwelenbesetzten Muscheln und jeder Menge Perlenketten bedeckt.
Unterhalb ihres Bauchnabels war
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