Eine Meerjungfrau am Haken
rief er: „Es steht geschrieben, wir Keftiu lebten einst in den Grenzenlosen Wassern, genossen den Reichtum des Meeres und waren sogar glücklich. Aber wir wurden vertrieben. Jetzt leben wir innerhalb der Grenzen des Harten Wassers, was an sich nicht schlimm ist. Es schmerzt allerdings, wenn man versucht, dort hineinzuschwimmen.“
Sabrina zählte zwei und zwei zusammen. Die Grenzenlosen Wasser... War das der Ozean? Und das Harte Wasser... das Glas des Aquariums? „Aber es muss doch etwas hinter dem Harten Wasser geben?“, fragte sie und hoffte, sie würde erfahren, was die Keftiu über das Aquarium wussten.
„Nur ich darf zu dem Großen Gesicht sprechen“, sagte Ugawp. „Aber es hat uns verlassen.“
„Das Große Gesicht?“, fragte Sabrina zweifelnd.
Amun Rahrah deutete auf eine weiße Steinmauer in der Mitte des Platzes. „Auf dieser Geheiligten Mauer erschien uns einst das Große Gesicht. Es schuf die Pflanzen und sorgte für Nahrung. Aber es zeigt sich nicht mehr, wir sind allein.“
Mesmer!, schloss Sabrina. Also stand er mit den Keftiu in Verbindung– und zwar indem er sich ihnen als eine Art Gott zeigte! Endlich erfuhr sie etwas Nützliches.
Sie wollte gerade fragen, ob sie das Große Gesicht anrufen konnten, als plötzlich eine riesige Hand nach ihr griff.
13. Kapitel
Die Meermenschen schrieen und stoben panisch auseinander. Eine riesige Hand ergriff einige Bäume und riss sie aus. Der aufgewühlte Dreck und die Algen verdunkelten alles.
„Die Riesige Hand ist wieder da!“, schrie Ugawp. „Wir haben vom Grenzenlosen Wasser geträumt und jetzt das. Geschieht uns recht!“
An der Hand erkannte Sabrina einen Goldring. „Es ist Mr. Kraft!“, rief sie. „Er wird das Ende bringen, wenn ihr mir nicht zuhört...“
„Keine Zeit!“, schrie Hyppshot. „Das Ende ist da! Das Ende! Hurra!“
Die sind ja total durchgeknallt, dachte Sabrina.
„Flieht!“, rief sie, als Mr. Krafts Hand wieder auftauchte. Die Rillen seines Fingerabdrucks erschienen ihr wie ein riesiges Labyrinth, doch zum Staunen blieb keine Zeit. Sabrina schwamm um ihr Leben und versuchte so viele Keftiu wie möglich aus der Gefahrenzone zu drängen.
Mr. Kraft riss eine große Pflanze aus. Dadurch entstand eine Strömung, die Sabrina zusammen mit einigen Keftiu nach oben zog. Mit Hilfe ihrer kräftigen Schwanzflosse erreichte Sabrina einen Meermann, dessen Flosse sich in der Pflanze verfangen hatte. Sie befreite ihn und einen weiteren Keftiu. Dann brach die Pflanze durch die Wasseroberfläche.
Ihr Magen drehte sich. Ich kann nicht atmen! Ich bin ein Fisch und kann hier draußen nicht mehr atmen!
Sabrina klammerte sich an die Pflanze. Mr. Krafts unmenschlich großes Gesicht raste an ihr vorbei. Sabrina war schlagartig bewusst, was zu tun war: Ich muss wieder ein Mensch werden und zwar schnell!
Tief unter sich sah sie einen Eimer. Er bewegte sich rasend schnell auf sie zu... Mr. Kraft hatte sie fallen lassen! Sie wurde panisch. Sabrina richtete ihren magischen Finger auf sich: Verwandle dich! Verwandle dich!
Hinter Mr. Kraft krachte es. Er drehte sich um und da stand... Sabrina Spellman, total durchnässt und mit einem Fuß in seinem Eimer. Sie fröstelte, lächelte und nieste. „Hallo, Mr. Kraft.“
„Was...?... Wie...?“ Ihm fehlten die Worte.
Sabrina ergriff die Gelegenheit. „Ganz schön kalt hier.“ Mit dem Eimer am Fuß schlurfte sie zur Tür. „Bin gleich wieder da.“
Kaum war sie aus der Tür, riss sie sich den Eimer vom Fuß und rannte davon.
Mr. Kraft hatte keine Ahnung, was vor sich ging. Er grübelte und grübelte, aber er kam zu keiner schlüssigen Erklärung für Sabrinas plötzliches Auftauchen. Warum war sie tropfnass? Und wie kam ihr Fuß in seinen Eimer?
Er entschied, die neue Colasorte, die er gerade getrunken hatte, musste schuld sein. „Das Dreifache an Zucker und Koffein!“ So stand es auf der Flasche. Gegen die drohende Epidemie an der Schule hatte er gleich einen ganzen Liter davon getrunken, und er bedauerte, das getan zu haben.
Sabrina Spellman war auf schnellstem Wege nach Hause gelaufen, konnte aber einfach nicht aufhören, an die Keftiu zu denken. Ja, sie waren nervig und sie waren sehr eigenartig. Aber für ihre derzeitige Situation konnten sie nichts. Sie fühlte sich verpflichtet, ihnen zu helfen. Nur wie?
Sie versuchte es mit Zeldas Methode: das Problem untersuchen und aus den so gewonnenen Fakten eine Lösung erarbeiten. Als Erstes schaute sie im Lexikon nach dem Begriff
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