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Eine Mittelgewichts-Ehe

Eine Mittelgewichts-Ehe

Titel: Eine Mittelgewichts-Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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verlegen machen würde, daß alles, was er zu ihr sagen würde, gelogen wäre. Ich finde, das war klug. So versuchte Edith es weiter und wehrte das Gezwicke und Betatsche ab.
    Dann fand eine große Party statt, hauptsächlich mit Leuten von der englischen Abteilung und vom Kunstinstitut. Wegen ihrer Schriftstellerei wurde Edith gewöhnlich zu dergleichen eingeladen, und Severin kam immer mit; er genoß es, diese Leute aufzuziehen. Auf dieser Party zwickte Helmbart Edith wieder. Sie warf ihm einen Blick zu, erzählte sie mir, der »wirklich ärgerlich« war, dann ging sie zu Severin hinüber und sagte ihm, daß sie es wirklich satt habe. »Es war das einzige Mal, wo ich wirklich wollte, daß Severin für mich gegen jemand tätlich wird«, sagte sie. »Ich schämte mich, wie wütend ich war, weil Severin selten so zu Leuten ist. Ich weiß nicht mehr, was ich ihm gesagt habe, aber ich wollte, daß er Helmbart lächerlich macht. Ich habe wohl erwartet, daß er gegen den Saukerl ringt. Es war sehr unfair von mir. Severin hatte mir immer sehr viel Vertrauen in mich selbst vermittelt, mir zu verstehen gegeben, daß er fand, ich könne selber auf mich aufpassen - und da konnte ich's nicht.«
    Severin tätschelte ihr die Hand und hüpfte auf der Suche nach Helmbart in das Partygewühl hinein. Edith folgte ihm fasziniert. Severin schob sich von hinten an Helmbart heran, der gerade vier oder fünf anderen Leuten eine Geschichte erzählte. Helmbart ist ein großer Mann; Severin reicht ihm ungefähr bis zur Schulter. Auf Zehenspitzen hinter ihm stehend, muß Severin wie ein gefährlicher Kobold ausgesehen haben. Rasch zwickte er Helmbart kräftig in den Hintern und küßte ihn laut und feucht aufs Ohr. Helmbart ließ ein Hors d'reuvre in seinen Drink fallen, fuhr leicht zusammen, lief rosig an. Als er sah, daß es Severin war, reichte er den Drink dem neben ihm stehenden Mann; der Drink wurde fallengelassen. Helmbart wurde bleich; er dachte, er hätte gleich eine Schlägerei mit dem Ringertrainer.
    Und Severin sagte mit anzüglichem Zwinkern: »Was macht die Schriftstellerei, Helmbart?« Edith stand dabei, bei Severin eingehängt, und versuchte, sich das Lachen zu verbeißen. Aber als Severin das Gesicht des Mannes sah, brach er selbst in Gelächter aus, und Edith platzte laut heraus, bevor sie noch zusammen zur Tür hinaus waren - sie lachten, bellten förmlich wie Hunde. »Es hat mir ein so enormes Selbstvertrauen gegeben«, sagte mir Edith, »daß ich den Kopf zurücklegte und einen letzten Blick auf den armen, geilen Helmbart warf. Er lachte nicht; er sah absolut kastriert aus. Severin und ich kamen aus dem Lachen nicht heraus. Es war Spätnachmittag; die Kinder waren mit einer Babysitterin zu Hause und würden bald zu Abend essen. Wir fuhren herum. Ich legte meinen Kopf in Severins Schoß; ich machte seinen Reißverschluß auf und nahm ihn in den Mund. Er redete in einem fort und fuhr sehr schnell, den ganzen Nachhauseweg über. Ich weiß nicht, was er sagte, aber es war lustig; obwohl ich ihn im Mund hatte, konnte ich nicht aufhören zu lachen. Wir rannten zur Hintertür herein, durch die Küche, wo die Kinder und die Babysitterin waren, die Treppe hoch und ins Schlafzimmer. Ich schloß die Tür ab; er drehte im Badezimmer die Dusche auf, damit das Geräusch unsere Geräusche übertönte - wohl auch, damit die Kinder dachten, wir seien nach Hause gerast, um uns zu waschen. Wir wußten, die Babysitterin würden wir nicht täuschen. Mein Gott, wir sind aufeinander losgegangen wie Leoparden. Ich weiß noch, wie ich auf dem Bett lag, nachdem ich weiß Gott wie oft gekommen war, und den Dampf von der Dusche aus der Badezimmertür quellen sah. Wir duschten zusammen und seiften einander ein, bis wir glitschig waren, und dann zog Severin die Badematte in die Dusche und legte sie auf den Boden der Wanne, und wir legten nochmal von vorn los, und die Seife schäumte mordsmäßig, und Wasser prasselte herunter wie ein Gewitter, und die durchweichte Badematte saugte alles auf und schmatzte unter mir wie ein riesiger Schwamm.
    Als wir endlich nach unten gingen, sagten uns die Kinder, die Babysitterin sei nach Hause gerannt. Ich glaube, es war Fiordiligi, die sagte: ›Ihr habt aber lang geduscht!‹ Und Severin sagte: ›Na ja, deine Mutter und ich waren auch sehr schmutzig.‹ Und wir fingen schon wieder zu lachen an; sogar Fiordiligi, die nie lacht, fing mit uns zu lachen an, und Dorabella, die über alles lacht. Wir lachten alle, bis

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