Eine mörderische Hoch-zeit
oder hat sie es ihm angeboten?«
»Du meinst hier bei der Modenschau? Zuerst war er bei ihr. Weil Pandora es ihm vorgeschlagen hatte.«
Warte ’, dachte Eve, habe ich hier irgendetwas übersehen* »Pandora hat ihm gesagt, dass er Jerry fragen soll, ob sie bei seiner Modenschau als Model auftreten will?«
»Das war wieder mal vollkommen typisch.« Aus einem Impuls heraus zog Mavis eine kleine Tube aus der Tasche, entfernte ihren Lippenstift, studierte einige Sekunden ihren nackten Mund und entschied sich am Ende für ein dunkles Blau. »Sie wusste, dass Jerry nicht die zweite Geige spielen würde, obwohl es jede Menge Vorschusslorbeeren für die Entwürfe gab. Also würde Jerry durch die Frage, ob sie mitmachen wollte, in die Bredouille gebracht. Durch ein Ja hätte sie bestenfalls eine Nebenrolle bei der Show ergattern können, aber durch ein Nein hätte sie unweigerlich eine der heißesten Vorführungen dieser Saison verpasst.«
»Trotzdem hat sie Nein gesagt.«
»Hat so getan, als hätte sie bereits anderweitige Verpflichtungen. Wohl, um das Gesicht zu wahren. Aber sobald Pandora von der Bildfläche verschwunden war, rief sie Leonardo an, um ihm anzubieten, Pandora zu ersetzen.«
»Wie viel springt dabei für sie raus?«
»Bei der Vorführung? Vielleicht eine Million, aber das ist noch nicht alles. Als Star der Show kriegt sie auf sämtliche Klamotten den Großhandelsrabatt und gleichzeitig eine Gebühr dafür, dass sie die Sachen trägt. Und dann ist da noch die Medienklausel.«
»Die besagt?«
»Tja, die großen Models werden ständig von den Modekanälen, zu Talkshows und Ähnlichem eingeladen. Dort führen sie die Sachen vor und werden für ihr Erscheinen bezahlt.
Sechs Monate lang kriegen sie jede Menge Werbung und zugleich jede Menge Kohle, und mit ein bisschen Glück werden die Verträge sogar noch verlängert. Auf diese Weise bringt dieser eine Abend ihr gut und gerne fünf bis sechs Millionen zuzüglich diverser Sachleistungen ein.«
»Netter Job. Also verdient sie an Pandoras Tod mehr als sechs Millionen Dollar.«
»So kann man es ausdrücken. Allerdings ist es nicht so, dass sie vorher am Hungertuch genagt hätte, Dallas.«
»Vielleicht nicht. Aber auf alle Fälle ist sie ab heute noch um einiges reicher. Kommt sie noch zu der anschließenden Party?«
»Sicher. Schließlich sind sie und Leonardo die Stars des heutigen Abends. Wir sollten langsam los, wenn wir noch was zu essen erwischen wollen. Diese Modekritiker sind wie die Hyänen. Sie lassen nicht einmal die Knochen übrig.«
»Du warst jetzt eine ganze Weile mit Jerry und den anderen zusammen«, begann Eve, als sie in Richtung Ballsaal gingen. »Nimmt irgendwer von ihnen irgendwelche Drogen?«
»Himmel, Dallas.« Mavis zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Ich bin doch kein Spitzel.«
»Mavis.« Eve zerrte sie in einen mit eingetopften Farnen geschmückten Alkoven. »Fang nicht so an. Nimmt irgendwer von diesen Leuten irgendwelche Drogen?«
»Na sicher, irgendwelches Zeug macht natürlich hier die Runde. Vor allem Aufputschmittel und jede Menge Schlankheitspillen. Es ist ein hartes Geschäft und nicht alle Models können es sich leisten, ihren Körper nach Wunsch umformen zu lassen. Ein paar der Mittel sind bestimmt nicht legal, aber die meisten Sachen kriegt man in jeder Apotheke.«
»Und Jerry?«
»Sie ist eine Gesundheitsfanatikerin. Das Zeug, das sie regelmäßig trinkt. Und dann raucht sie ab und zu, aber sie sagt, es wäre eine spezielle Mischung zur Beruhigung ihrer Nerven. Ich habe nie gesehen, dass sie irgendwas genommen hätte, was mir nicht astrein vorgekommen wäre. Aber… «
»Aber?«
»Tja, sie ist wirklich eigen mit dem Zeug, das sie nimmt. Vor ein paar Tagen hat sich eins der anderen Mädchen nicht besonders wohl gefühlt. Hatte anscheinend einen Kater. Sie hat einen Schluck von Jerrys blauem Saft getrunken und da ist Jerry völlig ausgeflippt. Wollte, dass wir das Mädchen auf der Stelle feuern.«
»Interessant. Ich frage mich, was das für ein Saft ist.«
»Irgendein Gemüseextrakt. Sie behauptet, er wäre gut für ihren Stoffwechsel. Hat ziemlich damit getönt, dass sie das Zeug auf den Markt bringen und ganz groß Werbung dafür machen will.«
»Ich brauche eine Probe. Allerdings habe ich nicht genug gegen sie in der Hand, um einen Durchsuchungsbefehl zu kriegen oder das Zeug einfach beschlagnahmen zu können.« Sie machte eine Pause, dachte nach und begann zu lächeln. »Aber ich denke, das kriege
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