Eine mörderische Hoch-zeit
gegenseitig ein Alibi geben, oder?«
»Hexe.« Wütend warf Jerry ihr Glas durch die Gegend und traf damit die unschuldige Garderobiere an der Schulter. »Sie können mir nichts anhängen. Sie haben nichts gegen mich in der Hand.«
Angesichts des sich verstärkenden lärmenden Durcheinanders kam Mavis angerannt. »Oh, Dallas. Wie konntest du das tun? Leonardo braucht sie noch für zehn andere Kostüme.«
»Sie wird ihrem Job nachkommen. Sie ist viel zu versessen darauf, im Rampenlicht zu stehen, um etwas anderes zu tun. Ich mache mich erst mal auf die Suche nach Roarke.«
»Er ist vorne«, erklärte Mavis müde, als Leonardo angelaufen kam, um sein Star-Model zu beruhigen. »Aber in deinem Aufzug solltest du dich lieber dort nicht blicken lassen. Hier, zieh das an. Es wurde schon gezeigt. Ohne das Überkleid und die Tücher wird es niemand erkennen.«
»Ich will doch nur – «
»Bitte. Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn du einen seiner Entwürfe tragen würdest. Es ist ganz schlicht geschnitten, Dallas. Und irgendwo finde ich bestimmt auch noch ein paar passende Schuhe.«
Fünfzehn Minuten später hatte Eve ihre zerfetzte Kleidung in die Tasche gestopft, und setzte sich neben Roarke in die erste Reihe. Er applaudierte gerade höflich einem Trio großbusiger Models, die in durchsichtigen Einteilern wild auf dem Laufsteg herumsprangen.
»Super. Genau in solchen Klamotten wollen wir die Frauen auf der Fünften spazieren gehen sehen.«
Roarke zuckte mit den Schultern. »Viele seiner Entwürfe sind wirklich äußerst attraktiv. Und ich hätte nichts dagegen, dich in dem Teil ganz rechts zu sehen.«
»Träum weiter.« Sie kreuzte ihre Beine, und der schwarze Satin, in den sie gehüllt war, begann leise zu rascheln. »Wie lange müssen wir hier bleiben?«
»Bis zum bitteren Ende. Wann hast du denn dieses Kleid gekauft?« Er fuhr mit einer Fingerspitze über die schmalen, über ihren Oberarm drapierten Träger.
»Gar nicht. Mavis hat es mir aufgezwungen. Es ist einer seiner schlichteren Entwürfe.«
»Behalt es. Es steht dir.«
Sie knurrte. Ihre zerrissene Jeans hätte erheblich besser zu ihrer momentanen Gefühlslage gepasst. »Ah, hier kommt die Diva.«
Jerry kam hervorgeglitten und mit jedem Schritt ihrer zarten Glasschuhe explodierte der Laufsteg in einem Meer von Farben. Eve achtete nicht weiter auf den wehenden Ballonrock und das knappe Oberteil – ein Ensemble, das den allergrößten Beifall fand. Während die Modekritiker eifrig in ihre Recorder sprachen und Dutzende von Interessenten hektisch über ihre Handys Bestellungen aufgaben, sah sie statt auf die Kleider in Jerrys Gesicht.
Mit einem gelassenen Lächeln wedelte sie Dutzende muskulöser junger Männer, die sie umlagerten, wie einen Schwarm lästiger Fliegen von sich fort und machte eine Reihe eleganter Drehungen, ehe sie am Ende geschmeidig auf eine Pyramide harter Männerkörper stieg.
Die Menge war begeistert. Jerry nickte lächelnd mit dem Kopf und bedachte Eve mit einem eisigen Blick aus ihren blauen Augen.
»Aua«, murmelte Roarke. »Ich möchte sagen, das war ein Volltreffer. Gibt es vielleicht irgendetwas, was ich wissen sollte?«
»Sie würde mir mit dem größten Vergnügen die Augen auskratzen«, erklärte Eve zufrieden. »Also scheint meine Mission erfolgreich gewesen zu sein.« Behaglich lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück, um den Rest der Show zu genießen.
»Hast du das gesehen? Dallas, hast du es gesehen?« Mavis drehte eine Pirouette und schlang die Arme um die Freundin. »Es gab stehende Ovationen. Sogar von Hugo.«
»Wer in aller Welt ist Hugo?«
»Der größte Name in der Modebranche. Er hat die Show mitfinanziert. Wenn er sich nach Pandoras Tod aus der Sache zurückgezogen hätte – tja, aber dank Jerrys schnellem Einspringen hat er das nicht getan. Vielleicht kommt Leonardo tatsächlich ganz groß raus. Auf alle Fälle kann er sämtliche Schulden zurückzahlen. Im Minutentakt gehen Bestellungen für seine Entwürfe bei uns ein. Nun kriegt er einen eigenen Salon und in ein paar Monaten wird es seine Sachen überall zu kaufen geben.«
»Das ist wirklich toll.«
»Jetzt wird alles gut.« Mavis stand auf der Damentoilette und musterte sich selbstkritisch im Spiegel. »Wenn ich ein neues Engagement bekomme, werde ich nur noch seine Klamotten tragen. Alles wird so werden, wie es sein sollte. Nicht wahr, Dallas?«
»Sieht ganz danach aus. Mavis, hat Leonardo Jerry Fitzgerald gebeten, für Pandora einzuspringen,
Weitere Kostenlose Bücher