Eine mörderische Hoch-zeit
geguckt.«
»Haben Sie mit ihm gesprochen?«
Mavis legte den Kopf zwischen die Hände und versuchte sich zu konzentrieren, doch der Versuch, die Erinnerung zu halten, glich dem Unterfangen, Wasser nicht aus der geschlossenen Faust rinnen zu lassen. »Ich weiß es einfach nicht. Ich war völlig umnebelt. Ich erinnere mich daran, kilometerweit gelaufen zu sein. Zu Leonardo, mit dem Gedanken, dass dies das letzte Mal wäre, dass wir einander sehen. Ich wollte bei unserem letzten Treffen nicht betrunken sein, also habe ich, bevor ich in die Wohnung bin, ein Sober Up, eine Ernüchterungspille, eingeworfen. Dann habe ich sie gefunden und das war viel schlimmer, als betrunken zu sein.«
»Was war das Erste, was Ihnen nach Betreten der Loft aufgefallen ist?«
»Blut. Jede Menge Blut. Umgeworfene Möbelstücke, zerrissener Stoff, noch mehr Blut. Ich war derart in Panik, dass Leonardo sich was getan haben könnte, also rannte ich nach hinten in die Arbeitsecke, wo dann Pandora lag.« Daran erinnerte sie sich mit grauenhafter Klarheit. »Ich habe sie gesehen. Ich habe sie an ihrem Haar erkannt und daran, dass sie noch dieselben Klamotten wie vorher an dem Abend anhatte. Aber ihr Gesicht… es war gar nicht mehr da. Ich konnte nicht schreien. Ich habe mich neben sie gekniet. Ich weiß nicht, was ich dachte, was ich tun könnte, aber ich musste irgendetwas tun. Dann bekam ich einen Schlag und als ich wieder wach wurde, rief ich sofort bei dir an.«
»Haben Sie, als Sie in das Haus gingen, draußen auf der Straße irgendjemanden gesehen?«
»Nein. Schließlich war es mitten in der Nacht.«
»Erzählen Sie mir von der Sicherheitskamera.«
»Sie war kaputt. Manchmal macht es den Straßenpunks halt Spaß, diese Dinger einzuschlagen. Also habe ich mir nichts weiter dabei gedacht.«
»Wie kamen Sie in das Apartment?«
»Die Tür war nicht abgeschlossen. Also ging ich einfach rein.«
»Und Pandora war schon tot, als Sie dort ankamen? Sie haben nicht mit ihr gesprochen oder weitergestritten?«
»Nein, das habe ich doch schon gesagt. Sie lag ganz einfach da.«
»Vorher hatten Sie beide zwei tätliche Auseinandersetzungen gehabt. Haben Sie sich auch in jener Nacht in Leonardos Loft mit ihr geschlagen?«
»Nein, sie war tot. Dallas – «
»Was waren die Gründe für die Streitigkeiten, die Sie beide hatten?«
»Sie hat gedroht, Leonardos Karriere zu zerstören.« In Mavis’ zerschundenem Gesicht flackerten Verletztheit, Furcht und Trauer. »Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Er und ich waren ineinander verliebt, aber sie ließ ihn ganz einfach nicht gehen. Du hast selbst erlebt, wie sie sich aufgeführt hat, Dallas.«
»Leonardo und seine Karriere sind Ihnen also sehr wichtig.«
»Ich liebe ihn«, kam die ruhige Antwort.
»Sie würden alles tun, um ihn zu schützen, um ihn sowohl privat als auch beruflich vor Schmerzen zu bewahren.«
»Ich hatte beschlossen, aus seinem Leben zu treten«, erklärte Mavis mit einer solchen Würde, dass Eve warm ums Herz wurde. »Andernfalls hätte sie ihm wehgetan, und das konnte ich nicht zulassen.«
»Durch ihren Tod kann sie weder ihm noch Ihnen etwas tun.«
»Ich habe sie nicht umgebracht.«
»Sie waren bei ihr zu Hause, haben mit ihr gestritten, sie hat Sie geschlagen und Sie haben miteinander gekämpft. Dann haben Sie ihr Haus verlassen, sich betrunken, sind zu Leonardos Haus gegangen und haben sie dort vorgefunden. Vielleicht haben Sie dort erneut gestritten, vielleicht hat sie Sie erneut attackiert. Sie haben sich gewehrt und dann geriet die ganze Sache einfach außer Kontrolle.«
In Mavis’ großen, müden Augen lag erst Verwirrung und dann Schmerz. »Warum sagst du das? Du weißt, dass es nicht wahr ist.«
Eve beugte sich mit regloser Miene ein Stück über den Tisch. »Sie hat Ihnen das Leben zur Hölle gemacht, den Mann, den Sie lieben, bedroht. Sie hat Sie körperlich angegriffen und verletzt. Sie war stärker als Sie. Als sie Sie in Leonardos Apartment kommen sah, hat sie sich auf Sie gestürzt. Sie hat Sie niedergeschlagen und Sie haben sich dabei den Hinterkopf gestoßen. Da bekamen Sie Angst und schnappten sich den am nächsten liegenden Gegenstand. Sie haben sie damit geschlagen, um sich vor ihr zu schützen. Vielleicht gab sie trotzdem noch nicht auf, also haben Sie noch mal zugeschlagen. Wie gesagt, um sich vor ihr zu schützen. Dann haben Sie die Beherrschung verloren und immer weiter auf sie eingeschlagen, bis Ihnen klar wurde, dass sie tot ist.«
Ein
Weitere Kostenlose Bücher