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Eine mörderische Hoch-zeit

Eine mörderische Hoch-zeit

Titel: Eine mörderische Hoch-zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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farbenfrohes Durcheinander geherrscht, nun jedoch waren die Tische umgeworfen und der Boden war mit Stofffetzen, und zerstörten Accessoires bedeckt.
    Wände, Samt und Seide waren blutverschmiert, als hätte ein jähzorniges Kind willkürlich mit Fingerfarben gekleckst.
    »Fass ja nichts an!«, herrschte sie Roarke aus einem Reflex heraus an. »Mavis?« Sie machte zwei Schritte, als sich einer der wehenden Vorhänge aus schimmerndem Stoff zu bewegen begann, Mavis hindurchtrat und schwankend vor ihr stehen blieb.
    »Dallas. Dallas. Gott sei Dank.«
    »Okay. Es ist alles okay.« Als Eve die Freundin näher ansah, seufzte sie erleichtert auf. Das Blut stammte nicht von Mavis, obgleich es auf ihren Kleidern und an ihren Händen klebte. »Du bist verletzt. Wie schlimm?«
    »Mir ist schwindelig und schlecht. Mein Schädel.«
    »Lass sie sich erst mal setzen, Eve.« Roarke nahm Mavis am Arm und führte sie zu einem Stuhl. »Kommen Sie, meine Liebe, setzen Sie sich erst mal hin. So ist’s richtig. Sie hat einen Schock, Eve. Hol ihr eine Decke. Legen Sie den Kopf nach hinten, Mavis. Seien Sie ein braves Mädchen. Machen Sie die Augen zu und atmen Sie eine Weile langsam ein und aus.«
    »Mir ist kalt.«
    »Ich weiß.« Er bückte sich, griff nach einem zerrissenen Stück glitzernden Satins und hüllte sie vorsichtig darin ein. »Atmen Sie tief ein und aus, Mavis. Tief und gleichmäßig.« Er wandte sich an Eve. »Sie braucht dringend einen Arzt.«
    »Ich kann keinen Krankenwagen rufen, solange ich nicht weiß, was hier vorgefallen ist. Also kümmere dich weiter um sie.« Unbehaglich trat Eve durch den Vorhang.
    Sie war unschön gestorben. Eve erkannte an den Haaren, wer die Frau einmal gewesen war. An den wunderbaren, dichten, flammend roten Haaren. Ihr betörendes, beinahe unwirklich schönes Gesicht hatte jemand mit wiederholten grausamen Hieben bis zur Unkenntlichkeit zerstört.
    Die Waffe hatte er auf dem Boden liegen lassen. Eve nahm an, dass es ein Spazierstock, irgendein modisches Accessoire war. Ein mit geronnenem Blut bedeckter, ungefähr anderthalb Zentimeter dicker silberner Stab mit einem reich verzierten Knauf in Form eines grinsenden Wolfs.
    Sie hatte den Stock erst zwei Tage zuvor in einer Ecke von Leonardos Atelier gesehen.
    Es war nicht mehr nötig, nach Pandoras Puls zu fühlen, aber sie tat es trotzdem. Dann trat sie, um nicht noch mehr Spuren am Tatort zu verwischen, vorsichtig einen Schritt zurück.
    »Himmel«, murmelte Roarke hinter ihr und umfasste ihre Schultern. »Was wirst du jetzt tun?«
    »Das, was ich tun muss. Mavis kann es unmöglich getan haben.«
    Er drehte sie zu sich herum. »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Sie braucht dich, Eve. Sie braucht eine Freundin und vor allem eine gute Polizistin.«
    »Ich weiß.«
    »Es wird für euch beide nicht leicht werden.«
    »Ich mache mich mal besser an die Arbeit.« Sie kehrte dorthin zurück, wo Mavis saß. Immer noch sah ihr Gesicht aus wie geschmolzenes Wachs, und das blaue Auge und die roten Kratzer bildeten einen gespenstischen Kontrast zu ihrer weißen Haut. Eve ging vor ihr in die Hocke und ergriff zärtlich ihre kalten, starren Hände. »Du musst mir alles sagen. Lass dir Zeit, aber erzähl mir alles ganz genau.«
    »Sie hat sich nicht bewegt. Überall war Blut und ihr Gesicht sah aus… Sie – sie hat sich nicht bewegt.«
    »Mavis.« Eve drückte ihre Hände. »Sieh mich an. Sag mir genau, was passiert ist, nachdem du hier angekommen bist.«
    »Ich kam… ich wollte… ich dachte, ich sollte mit Leonardo reden.« Sie erschauderte und hüllte sich mit ihren blutverschmierten Händen fester in den Stoff. »Als er das letzte Mal im Club war, um nach mir zu suchen, war er total aufgeregt. Er hat sogar den Türsteher bedroht, was gar nicht seine Art ist. Ich wollte nicht, dass er seine Karriere ruiniert, also dachte ich, ich könnte mit ihm reden. Als ich das Haus erreichte, hatte irgendjemand die Sicherheitskamera eingeschlagen, also kam ich einfach rauf. Die Tür war nicht abgeschlossen. Manchmal denkt er einfach nicht daran«, murmelte sie und ihre Stimme brach.
    »Mavis, war Leonardo hier?«
    »Leonardo?« Sie sah sich suchend um. »Nein, ich glaube nicht. Ich habe nach ihm gerufen, als ich das Durcheinander sah. Aber es hat niemand geantwortet. Und dann – dann war da all das Blut. Ich sah Blut. So viel Blut. Ich hatte Angst, Dallas, Angst, dass er sich vielleicht umgebracht oder sonst eine Dummheit begangen haben könnte, also rannte ich

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