Eine mörderische Hoch-zeit
schwarzen Kaffee.
Dann bemerkte er das Blut.
Es war längst getrocknet und bildete eine widerliche Kruste auf seinem Arm und seiner Hand. Außerdem hatte er einen langen, ziemlich tiefen, ebenfalls verkrusteten Riss an seinem Unterarm. Blut, dachte er noch einmal, und ihm wurde schwindelig, als er es auch auf seinem Hemd und seiner Hose sah.
Er atmete keuchend auf, stieß sich von der Arbeitsplatte ab und starrte an sich herab. Hatte er sich mit jemandem geschlagen? Hatte er jemanden verletzt?
Übelkeit stieg in ihm hoch, während er versuchte, zwischen den großen weißen Flecken und verschwommenen Bildern irgendwelche Erinnerungen an den letzten Abend ans Tageslicht zu ziehen.
Oh, gütiger Himmel, hatte er vielleicht jemanden getötet?
Eve starrte grimmig auf den vorläufigen Bericht des Pathologen, als sie plötzlich ein kurzes, scharfes Klopfen an der Tür ihres Büros vernahm und, ehe sie auch nur Herein gerufen hatte, bereits jemand eintrat.
»Lieutenant Dallas?« Von seinem breiten Grinsen bis hin zu den ausgelatschten Stiefeln hatte der Mann das Aussehen eines sonnengebleichten Cowboys. »Verdammt, wirklich schön, die Legende mal in Fleisch und Blut zu sehen. Natürlich habe ich schon Bilder von Ihnen gesehen, aber in natura sind Sie noch viel hübscher.«
»Ich fühle mich geschmeichelt.« Sie kniff die Augen zusammen und lehnte sich zurück. Er war ebenfalls nicht übel. Weizenblonde Haare lagen in dichten Locken um ein gebräuntes, lebendiges, in Höhe der flaschengrünen Augen von attraktiven Fältchen durchzogenes Gesicht. Die Nase war lang und gerade, in der Ecke des immer noch grinsenden Mundes fand sich ein anziehendes Grübchen, und der Körper, nun, der Körper war durchtrainiert und muskulös. »Wer zum Teufel sind Sie?«
»Casto, Jake T.« Er zog eine Dienstmarke aus der engen Tasche seiner verblichenen Levi’s. »Drogendezernat. Ich habe gehört, dass Sie mich suchen.«
Eve studierte die Marke. »Ach ja? Haben Sie auch gehört, warum ich Sie suche, Lieutenant Jake T. Casto?«
»Wegen unseres gemeinsamen Spitzels.« Er trat ganz über die Schwelle und hockte sich lässig auf die Kante ihres Schreibtischs. Was ihn ihr nahe genug brachte, sodass ihr sein Geruch in die Nase stieg. Der Geruch von Seife und von Leder. »Das mit dem alten Boomer ist wirklich eine Schande. Schließlich war er im Grunde ein harmloses kleines Würstchen.«
»Wenn Sie wussten, dass Boomer mein Informant war, warum haben Sie dann so lange gebraucht, bevor Sie hierher gekommen sind?«
»Ich hatte in einer anderen Sache zu tun. Und ehrlich gesagt dachte ich, dass es in dem Fall nicht viel zu sagen oder zu tun gibt. Bis ich hörte, dass Feeney von der elektronischen Ermittlung sich der Sache angenommen hätte.« Wieder lag in seinen Augen ein amüsiertes, leicht ironisches Lächeln. »Feeney ist anscheinend so was wie Ihr privater Spürhund.«
»Feeney ist durch und durch sein eigener Herr. Was hat Boomer für Sie getan?«
»Das, was ein Spitzel für gewöhnlich tut.« Casto nahm ein Amethyst-Ei von ihrer Schreibtischplatte, bewunderte die Einschlüsse und rollte es von einer in die andere Hand. »Hat mir Informationen über Drogendealer verschafft. Lauter kleine Fische. Boomer hat sich eingebildet, er wäre einer von unseren Großen, dabei war das, was von ihm kam, immer eher bruchstückhaft.«
»Wenn man genügend Bruchstücke zusammensetzt, ergibt das manchmal ein ziemlich umfassendes Bild.«
»Deshalb habe ich ihn ja benutzt, Süße. In Bezug auf Kleinigkeiten war er ziemlich zuverlässig. Ein paarmal habe ich auf seine Tipps hin sogar irgendwelche mittelgroßen Dealer aus dem Verkehr gezogen.« Er grinste erneut. »Irgendjemand muss es schließlich tun.«
»Ja. Aber weshalb hätte ihn jemand derart zu Brei schlagen sollen?«
Das Grinsen schwand, Casto legte das Ei zurück auf den Tisch und schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Boomer war nicht gerade das, was ich liebenswürdig nennen würde, aber ich kann mir nicht vorstellen, weshalb ihn jemand genug gehasst haben oder weshalb jemand wütend genug auf ihn gewesen sein sollte, um ihn derart fertig zu machen.«
Eve beobachtete den Mann. Er wirkte solide, und der Ton, in dem er von dem toten Boomer sprach, erinnerte sie an die vorsichtige Zuneigung, die sie selbst einigen ihrer Informanten gegenüber empfand. »Hat er Ihnen in letzter Zeit etwas Besonderes angeboten? Irgendetwas, was anders, was größer war als sonst?«
Casto zog eine
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