Eine mörderische Hoch-zeit
bin als böser Cop schlichtweg besser. Damit musst du nun mal leben.«
»Ständig muss ich der nette Bulle sein«, murmelte er vergrämt, als sie einen hellen Korridor betraten, in dem wie auch in der Eingangshalle Gold und Marmor dominierten.
Genau im richtigen Moment öffnete Justin Young die dem Lift gegenüberliegende Tür. Außerdem, dachte Eve, trug er passend zu seiner Rolle als argloser, aber hilfsbereiter Zeuge eine legere, aber teure braune Leinenhose, ein weites Seidenhemd im selben Braunton und an den Füßen modische, dick besohlte Sandalen mit perlenbestickten Riemen.
»Lieutenant Dallas, Captain Feeney.« Sein wunderbar gemeißeltes Gesicht lag in sorgenvollen Falten, und die betörend schwarzen Augen bildeten nicht nur einen dramatischen Kontrast zu seinen dichten, goldfarben schimmernden Haaren, sondern blickten angemessen ernst. Er bot ihnen eine mit einem breiten Onyxring geschmückte Hand. »Bitte, kommen Sie herein.«
»Danke, dass Sie sich so spontan bereit erklärt haben, uns beide zu empfangen, Mr. Young.« Möglicherweise war sie wirklich inzwischen übersättigt, doch die erste dezente Musterung des Zimmers weckte in ihr die Gedanken übertrieben, überladen und vor allem überteuert.
»Welch Tragödie, welches Grauen.« Er winkte sie in Richtung eines riesigen, L-förmigen, mit grellen, weichen Kissen voll gestopften Sofas. An einer der Wände war ein Meditationsschirm auf einen Sonnenuntergang an einem Strand in den Tropen programmiert. »Es ist für mich unfassbar, dass sie tot ist, und vor allem, dass sie derart plötzlich und gewaltsam aus dem Leben scheiden musste.«
»Tut uns Leid, dass wir Sie derart überfallen«, setzte Feeney in der Rolle des guten Bullen an, während er sich bemühte, von dem Prunk des Raumes nicht allzu geblendet zu sein. »Dies ist für Sie sicher eine schwere Zeit.«
»Allerdings. Schließlich waren Pandora und ich miteinander befreundet. Kann ich Ihnen etwas anbieten?« Mit geschmeidiger Eleganz setzte er sich in einen Ohrensessel, der so tief war, dass er ein kleines Kind mühelos verschluckt hätte.
»Nein, danke.« Eve versuchte, sich aus dem Berg von Kissen auf dem Sofa vorzukämpfen.
»Dann werde ich alleine etwas trinken, falls es Ihnen recht ist. Seit ich von der Sache erfahren habe, bin ich nervlich ein vollkommenes Wrack.« Er beugte sich vor und drückte auf einen kleinen Knopf auf dem zwischen ihnen stehenden Tisch. »Ich hätte gerne einen Kaffee.« Mit einem schmalen Lächeln lehnte er sich wieder zurück. »Sie wollen sicher wissen, wo ich mich zum Zeitpunkt ihres Todes aufgehalten habe. Ich habe im Verlauf meiner Karriere in einer ganzen Reihe von Krimis mitgespielt. Habe sowohl Bullen als auch Verdächtige als auch Opfer gemimt. Allerdings war ich mit meinem Aussehen für die Rolle des Täters nicht geeignet.«
Er wandte seinen Kopf, als ein Haushaltsdroide, der, wie Eve halb entsetzt und halb belustigt wahrnahm, tatsächlich in die klassische Uniform des französischen Hausmädchens gehüllt war, mit einem Glastablett hereinkam, auf dem eine Tasse auf einer Untertasse stand. Justin nahm die Tasse herunter und hob sie mit beiden Händen vorsichtig an seine Lippen.
»In den Nachrichten wurde nicht genau gesagt, wann Pandora umgebracht wurde, aber ich glaube, ich kann Ihnen sowieso einen lückenlosen Bericht über meinen Verbleib in jener Nacht geben. Bis gegen Mitternacht war ich auf einer kleinen Feier in Pandoras Haus. Jerry – Jerry Fitzgerald – und ich verließen das Fest gemeinsam und haben in einem nahe gelegenen Privatclub noch einen Schluck getrunken. Ziemlich langweiliges Ding, aber zurzeit total in, sodass es sich für uns beide bezahlt macht, wenn man uns dort sieht. Ich schätze, es war so gegen eins, als wir beide gingen. Wir überlegten, ob wir noch einen Zug durch die Gemeinde machen sollten, aber ich muss zugeben, wir hatten bereits genug getrunken und auch keine allzu große Lust mehr auf Gesellschaft. Also kamen wir hierher und waren bis ungefähr um zehn am nächsten Morgen zusammen. Dann hatte Jerry einen Termin. Erst nachdem sie gegangen war und ich meine erste Tasse Kaffee getrunken hatte, habe ich die Nachrichten eingeschaltet und von der Sache mit Pandora gehört.«
»Damit wäre der Abend sicher abgedeckt«, erklärte Eve. Er hatte den Ablauf des Abends und der Nacht so flüssig wiedergeben können, als wäre es der Text zu einem gut geprobten Stück. »Natürlich müssen wir auch noch mit Ms. Fitzgerald
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