Eine mörderische Hoch-zeit
sagen? Wann hast du Zeit, wann können wir uns mit ihm treffen?«
»Ah… hör zu. Es ist besser für dich – und das sehen deine tollen Anwälte gewiss genauso –, wenn wir beide nicht zusammen durch die Gegend laufen. Schließlich leite ich die Ermittlungen in einem Mordfall, in dem du die Hauptverdächtige bist. Es würde einfach nicht gut aussehen.«
»Du meinst, ich kann nicht – « Mavis klappte den Mund wieder zu. »Also gut, dann kann Leonardo seine Arbeit auch hier bei euch im Haus tun. Roarke hat sicher nichts dagegen, oder?«
»Ganz im Gegenteil.« Er nahm einen zufriedenen Zug von seiner Zigarette. »Ich denke, das ist die perfekte Lösung.«
»Wie in einer großen, glücklichen Familie«, murmelte Eve sarkastisch. »Die Ermittlungsleiterin, die Hauptverdächtige und der Bewohner des Tatorts, der zufällig obendrein der ehemalige Geliebte des Opfers und der gegenwärtige Lover der Verdächtigen ist. Seid ihr alle vollkommen übergeschnappt?«
»Wer sollte schon etwas davon erfahren? Roarkes Grundstück ist hervorragend gesichert. Und falls auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass irgendetwas schief läuft, will ich bis dahin so viel Zeit wie möglich mit Leonardo verbringen.« Mavis presste starrsinnig die Lippen aufeinander. »Also werde ich genau das tun.«
»Ich werde Summerset anweisen, einen Arbeitsraum herrichten zu lassen.«
»Dafür sind wir Ihnen wirklich dankbar.«
»Während ihr euer irrwitziges Kaffeekränzchen organisiert, muss ich noch rasch einen Mordfall lösen.«
Roarke zwinkerte Mavis zu und rief der davonstürmenden Eve mit freundlicher Stimme hinterher: »Was ist mit deinem Crepe?«
»Den kannst du dir in die Haare schmieren.«
»Sie ist vollkommen verrückt nach Ihnen«, kam Mavis’ Kommentar.
»Es ist beinahe schon peinlich, wie sie mir um den Bart geht. Möchten Sie vielleicht noch einen Crepe?«
Mavis klopfte sich auf den Bauch. »Warum eigentlich nicht?«
Ein zusammengebrochener Schaltkreis an der Ecke zwischen Neunter und Fünfundsechzigster brachte den Straßenverkehr zum vollkommenen Stillstand. Ohne sich um die Lärmverordnung zu scheren, machten die Fußgänger durch lautes Brüllen und die Autofahrer durch beständiges Hupen ihrem Ärger Luft. Eve hätte gern die Fenster geschlossen, um den Krach zu dämpfen, doch die Klimaanlage des Wagens spielte wieder mal verrückt.
Zu allem Überfluss hatte Mutter Natur beschlossen, New York mit einer Temperatur von beinahe vierzig Grad außer Gefecht zu setzen. Um sich die Zeit zu vertreiben, beobachtete Eve die dichten Hitzewellen, die über dem Beton tänzelten. Wenn es so weiterginge, wären bis zum Mittag sicher einige Computerchips verdampft.
Obgleich ihre Kontrollpaneele ein regelrechtes Eigenleben entwickelt zu haben schienen, erwog sie, einfach zu fliegen, doch diverse andere stressgeplagte Fahrer hatten bereits denselben Gedanken gehabt, sodass auch über ihrem Kopf lärmendes Chaos ausgebrochen war. Ein paar Hubschrauber der Verkehrswacht versuchten, das Knäuel zu entwirren, trugen jedoch stattdessen mit dem lauten Surren der Rotoren und den dröhnenden Befehlen, die sie über Lautsprecher erteilten, noch zu dem Durcheinander bei.
Sie merkte, dass sie beim Anblick des I-love-New-York- Hologramm-Stickers auf der Stoßstange des Wagens vor sich zu knurren begann.
Es wäre bestimmt das Beste, sagte sie sich schließlich, wenn sie bereits mit der Arbeit begann, während sie im Stau stand.
»Peabody«, befahl sie ihrem Link und nach kurzem, frustrierendem Knistern war die Leitung frei.
»Mordkommission. Peabody.«
»Hier Dallas. Ich hole Sie vor dem Westeingang der Wache ab. Geschätzte Ankunftszeit fünfzehn Minuten.«
»Sehr wohl, Madam.«
»Bringen Sie sämtliche Akten zu den Fällen Johannsen und Pandora mit und seien Sie…« Sie verstummte und starrte auf den Bildschirm. »Warum ist es bei Ihnen so ruhig, Peabody? Sind Sie nicht im Büro?«
»Heute Morgen haben es nur ein paar von uns bis hierher geschafft. Auf der Neunten gibt es einen Riesenstau.«
Eve spähte durch die Windschutzscheibe auf das Meer von Fahrzeugen. »Ach, tatsächlich?«
»Es lohnt sich, morgens die Verkehrsnachrichten einzuschalten«, fügte Peabody zu allem Überfluss hinzu. »Ich habe halt einen anderen Weg gewählt.«
»Ach, halten Sie die Klappe, Peabody«, murmelte Eve und kappte frustriert die Übertragung.
Die nächsten paar Minuten verbrachte sie mit dem Abhören der Nachrichten auf ihrem Büro-Link, dann
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