Eine mörderische Karriere
Bücherregale standen. Den Fußboden bedeckten verblichene, schmuddelige Perserteppiche, die teilweise übereinanderlagen. Die Möbel waren aus Rattan mit dunkelvioletten, weinroten und grünen blumenbedruckten Polstern, die die Farben der Teppiche Wiederaufnahmen. Aus diesem Dämmerlicht und all diesen Textilien stach Ariela heraus. Sie war eine große, schlanke Frau mit dichtem, welligem dunkelroten Haar, das in der Mitte gescheitelt war. Es hing ihr in die Augen und reichte ihr bis zur Mitte des Rückens. Sie hatte eine sehr blasse Haut, eine kleine, leicht sommersprossige Stupsnase und riesige leuchtend grüne Augen, wobei die Farbe von getönten Kontaktlinsen kam, wie Jane erkannte. Ihre Augen waren auffällig geschminkt, mit dicken schwarzen Linien darum herum, die leicht verwischt waren, um die Wirkung zu steigern. Sie war ganz in Schwarz — schwarzes Trägertop, das kleine hohe Brüste zeigte, breiter schwarzer Ledergürtel mit großen Silbernieten, schwarze, an der schlanken Taille und den schmalen Hüften enge Jeans und schwarze Ballerinas. Außerdem trug sie breite Silberarmreifen, Silberringe an allen Fingern und große Silberohrringe. Die Wirkung war umwerfend. Jane verstand auf Anhieb, weshalb Pat sie als Sexbombe bezeichnet hatte.
» Ich bin so froh, daß Sie kommen konnten«, sagte Ariela mit ihrer weichen, hauchigen Stimme, streckte die Arme aus und zog Jane ins Wohnzimmer. Ihre Berührung war wie eine Liebkosung. Sie nahm die Pizza, die Jane mitgebracht hatte, mit in die Küche und servierte sie anschließend auf einer großen Messingplatte. Dann ging sie wieder in die Küche und kehrte mit einer Flasche Rotwein, zwei bernsteinfarbenen Weinkelchen aus geschliffenem Glas und einem Aschenbecher zurück. Die beiden Frauen ließen sich auf Sitzkissen auf dem Fußboden nieder, vor dem Fenster. Ariela wickelte eine Lage Küchenpapier ab und breitete es anstelle von Tellern aus. Dann goß sie den Wein ein, wobei ihr das Haar über die Augen fiel. Sie strich es mit einer anmutigen, sinnlichen Geste zurück und steckte es hinter die Ohren, die, so stellte Jane fest, sehr klein und oben fast spitz waren. »Was für eine tolle Pizza«, sagte Ariela. Jane verzog das Gesicht, aber Ariela merkte es nicht. Jane schnitt die Pizza an und bediente sich, dann wischte sie sich die Finger an einem Stück Küchenpapier ab.
»Trinken wir auf Georgia... daß wir sie gekannt haben«, sagte Ariela und hob ihr Glas. »Auf Georgia — den besten Menschen, den ich je gekannt habe oder wohl jemals kennen werde — möge das Gute, das sie getan hat, sie überdauern und die Erinnerung an ihre Güte bleiben.«
Jane spürte, wie ihre Abneigung gegen Ariela verschwand, als habe es sie nie gegeben, und ein Gefühl der Zärtlichkeit an ihre Stelle trat. Es hatte den Anschein, als habe Ariela Georgia so geliebt wie sie. »Ein wunderschöner Toast«, meinte Jane und hob ihr Glas. Die beiden Frauen lächelten einander an und tranken.
»Woher kannten Sie Georgia?« fragte Jane.
Arielas Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. Sie schaute nach unten und neigte anmutig den Kopf, so daß ihr Haar nach vorne fiel und ihre Augen verbarg. »Man könnte sagen, Simon hat mich für Georgia verlassen. Aber das stimmt nicht ganz.« Sie blickte zu Jane hoch und steckte sich das Haar wieder hinter die Ohren. Jane schaute zurück in Arielas klare grüne Augen und spürte die starke Aufrichtigkeit eines Menschen in ihrem Blick, der sich selbst betrog.
»Simon ist viel älter als ich, wissen Sie«, erzählte Ariela. »Ich lernte ihn kennen, als ich für seine Agentur als Werbetexterin arbeitete. Es war ein Ferienjob, als ich noch die Universität besuchte. Das müßte etwa sechs Jahre her sein, schätze ich. Ich habe mich schrecklich in Simon verknallt... Ich hatte schon immer diese Schwäche für ältere Männer... mein erster Liebhaber, mit sechzehn, war einer meiner Lehrer von der High School... Er war verheiratet, und es wurde ein ganz schönes Chaos. Jedenfalls verliebte sich Simon auch in mich. Ich verließ die Universität, und wir heirateten. Aber... ich war sehr jung, fing gerade an zu schreiben und traf diesen Lyriker, und nach einer seiner Lesungen... Simon bekam Wind davon, und er hatte große Probleme damit. Nun, es lief nicht sehr gut mit uns... Langweile ich Sie?« Sie brach ab und blickte von ihrem Weinglas hoch, das sie in den Fingern gedreht hatte.
»Überhaupt nicht«, antwortete Jane wahrheitsgemäß.
»Ich eigne mich nicht
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