Eine mörderische Karriere
wir in einem Fall wie diesem als erstes den Ehegatten. Er scheint sehr betrübt über ihren Tod, und im Augenblick habe ich keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Er hat durch ihren fod keinerlei Geld geerbt oder sonstigen Vorteil daraus gezogen; jeder sagt, daß sie großartig miteinander auskamen. Sie waren erst zwei Jahre verheiratet, und sie schienen eine ziemlich gute Ehe zu führen.
Bei der Arbeit hatte sie Reibereien mit einigen ihrer Mitarbeiter. Wir haben ihr Projekttagebuch gelesen, sie hatte Probleme mit diesem Ivor, mit Red Kieran und mit Catherine Brooks. Aber nichts sehr Ernstes, wie es klingt. Oder wenigstens glaubte sie das nicht.
Malcolm Morton, ihr Chef, war auf sie angewiesen, um ein neues Produkt herauszubringen. Ihr Tod ist eine Katastrophe für ihn. Und Morton war nicht auf der Party, obwohl man sein Haus von dort zu Fuß erreichen kann und er an diesem Abend zu Hause war. Was Arnotts Ex-Frau betrifft, sie hat sich von ihm scheiden lassen, nicht andersherum, deshalb ist es schwierig, sich einen Grund vorzustellen, aus dem sie es getan haben könnte. Auf jeden Fall scheint sie gegenwärtig mehr als genug Liebhaber zu haben, als daß sie Arnott unbedingt zurückgewinnen wollte. Der beste Grund, sie ganz unten auf die Liste zu setzen ist allerdings, daß mehrere Leute sich erinnern, sowohl Arnott als auch seine Ex-Frau noch auf der Party gesehen zu haben, nachdem Georgia gegangen war.«
»Sie gehen von der Annahme aus, daß sie ermordet wurde, kurz nachdem sie die Party verließ?«
»Ja, davon gehen wir aus .« Er hatte seine Zigarette in einen Einwegaschenbecher aus Aluminium gelegt, und eine dünne Rauchsäule stieg zum Entlüftungsschlitz auf und erfüllte den Raum mit ihrem Geruch, so daß Jane leicht übel wurde. Sie verkniff sich die Bitte, er solle die Zigarette ausmachen, denn sie wollte den Informationsfluß nicht zum Erliegen bringen. Er nahm einen Zug; schaute sie an und lächelte sein kleines ernstes Lächeln. Dann drückte er die Zigarette aus, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und beobachtete Jane mit seinem milden, festen Blick.
»Der Ehemann fuhr nach der Party mit Ivor nach Hause«, fuhr er fort und wandte den Blick nicht von Janes Gesicht. »Seine Version lautet, daß Ivor auf der Party mit Georgia reden und sich wegen diesem und jenem entschuldigen wollte. Aber er trank zuviel und vergaß es. Arnott sagte, er erklärte sich bereit, Ivor in die Stadt mitzunehmen. Sie dachten, Ivor könnte mit Georgia reden, bei ihnen übernachten und dann morgens mit der U-Bahn nach Hause fahren — zu der Zeit, wenn sie nach Toronto zurückkamen, wäre sie schon geschlossen.
Doch als sie beim Haus der Arnotts ankamen, war Georgia nicht da, und am Morgen tauchte sie auch nicht auf. Und es gab auch keinen Anhaltspunkt dafür, daß sie zwischendurch nach Hause gekommen war. Sie wissen schon, das Verandalicht war nicht an, der Alarm noch eingeschaltet. Arnott meinte, er hätte schon nach einem Blick ins Bad sagen können, daß sie nicht dagewesen war. Er sagte, die Handtücher seien unberührt gewesen und kein Licht brannte. Arnott konnte es sich nur so erklären, daß sie noch überhaupt nicht nach Hause gekommen war. Daher gehen wir im Moment davon aus, daß sie entweder die Party mit dem Täter verlassen oder aber ihn draußen vor Pat Hornbys Haus getroffen haben muß und freiwillig oder unfreiwillig mit ihm weggegangen ist. Und daß sie kurz darauf getötet wurde.«
»Haben Sie das nachgeprüft?«
»Ja, aber bisher ohne Ergebnis. Schließlich fand diese party draußen auf dem Land statt. Alle fuhren im Wagen hin und kamen so auch wieder nach Hause. Die Paare liefern sich gegenseitig Alibis, wenn es auch nicht viel zu sagen hat. Viele der Singles bildeten Fahrgemeinschaften, so daß einer relativ nüchtern blieb und die anderen trinken konnten, soviel sie wollten. So ungefähr haben sie es mir jedenfalls erzählt.« Er lächelte wieder, ein freudloses, ungläubiges Lächeln. »Unter praktischem Aspekt sind ihre Geschichten einsichtig und einigermaßen stimmig.«
»Und, wie gehen Sie weiter vor?«
»Aus diesem Grund wollte ich mit Ihnen sprechen, Jane. Wir werden das Alibi von jedem einzelnen auf der Party viel gründlicher überprüfen müssen. Ich möchte meine Mittel gern so effizient wie möglich einsetzen, mich auf die wahrscheinlichsten Verdächtigen konzentrieren, wissen Sie. Ich glaube, Sie könnten mir eine Menge Zeit sparen.«
»Und wie
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