Eine mörderische Karriere
hindeutete, daß sie vielleicht auf der Party erschienen war, etwas getrunken hatte, wieder verschwand und dann wenig später getötet wurde. Obwohl es auch ebensogut möglich war, erklärte Barrodale, daß Georgia die Party verlassen und woanders einen oder zwei Drinks zu sich genommen hatte. Sergeant Barrodale erzählte Jane weiter, daß Georgia nicht an dem Ort getötet wurde, wo man sie gefunden hatte. Der Tod war an einem anderen Ort eingetreten; dort hatte man den Körper einige Zeit in derselben Position liegenlassen — Stunden, vielleicht auch Tage — , dann erst war er in den Wald gebracht worden, wo man ihn gefunden hatte. Der Mörder hatte Georgia so gut versteckt, daß ein Auffinden der Leiche höchst unwahrscheinlich war. Es war reiner Zufall, daß kleine Jungen beim Spielen in das dornige Brombeerengestrüpp gestolpert waren und ihre Leiche fanden.
Georgia war erwürgt worden, nicht mit einem Seil oder Stoff sondern von den Händen eines Menschen. Die Entstellungen durch Tiere verhinderten es, mit Gewißheit zu sagen, wieviel Kraft angewendet worden war, Spuren von Fingernägeln zu finden oder eine Vorstellung von der Spannweite der Hände des Mörders zu bekommen.
Jane schluckte und versuchte den Ansturm der Gefühle unter Kontrolle zu halten, die sie zu überwältigen drohten, als sie ihre Freundin Georgia als »Leiche« beschrieben hörte, der die schrecklichsten Dinge zugestoßen waren. »Glauben Sie, sie mußte sehr leiden? Gab es irgendwelche Anzeichen, daß sie... mißbraucht wurde? Irgendwelche Anhaltspunkte, daß man sie entführt und gefangengehalten hat oder so etwas Ähnliches?«
»Die medizinischen Anhaltspunkte sind mager. Es war heißt, sie lag im Wald, wo es viele kleine Tiere gibt, Insekten. Die Natur nimmt ihren Lauf, wenn man Tote drei Wochen herumliegen läßt, das müssen Sie sich klarmachen.« Er schaute sie an, um sich zu überzeugen, dachte sie, daß sie mit dem, was er ihr erzählte, umgehen konnte.
Sie brachte ein Lächeln zustande, um ihm zu zeigen, daß sie es akzeptieren konnte. »Sonst noch etwas? Was hatte sie an? Dieselbe Kleidung wie zu der Party?«
»Ihrem Ehemann zufolge ja. Es wäre schön, wenn das bestätigt werden könnte. Aber bisher haben wir mit niemandem gesprochen, der auf der Party war und sich erinnert, was sie trug. Das ist nicht weiter erstaunlich, wissen Sie. Seit der Party ist einige Zeit vergangen, und ich glaube, es wurde viel getrunken. In einem oder zwei Fällen glaubten Leute sich zu erinnern, aber es stellte sich heraus, daß sie frühere Begegnungen mit Georgia mit dieser vermischten. Ich schließe daraus, daß sie eine unvergeßliche Frau war, mehr aufgrund ihrer Persönlichkeit als aufgrund ihrer Erscheinung .«
Jane nickte. »Was sonst?«
»Nun, lassen Sie mal sehen.« Mechanisch lockerte er seine Krawatte. Jane vermutete, daß er sie extra für die Verabredung mit ihr angelegt hatte, da sie ihm nicht zu passen schien. Er trug einen verknitterten beigefarbenen Sommeranzug aus irgendeiner Synthetik, die Falten warf und das leicht flusige Aussehen hatte, das Acrylstoffe mit der Zeit bekamen. Seine blaue Strickkrawatte war bei weitem nicht lang genug, um seinen harten runden Bauch zu bedecken, der fast die Hemdknöpfe sprengte. Sein Jackett hatte er schon aufgeknöpft, kurz nachdem er sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte. »Aus unserer Sicht gibt es zwei Möglichkeiten. Nummer eins, sie wurde von einem Unbekannten getötet, irgendeinem Irren, dem sie nach Verlassen der Party begegnete. Nummer zwei, sie wurde von jemandem umgebracht, den sie kannte. Wir neigen eher zu dieser Lösung.«
»Warum?«
»Weil man sich solch große Mühe gab, ihre Identität zu verschleiern. Alles, was dabei geholfen hätte, sie zu identifizieren, wurde entfernt und versteckt. Das ist in Fällen, wo der Täter dem Opfer nicht bekannt ist, ungewöhnlich.«
»Oh.«
»Momentan sehen wir es so, daß der überwiegende Teil unserer Hauptverdächtigen auf der Party anwesend war. Aber wir verfügen nur über wenige Informationen, die uns helfen, den Kreis der Verdächtigen zu reduzieren. Niemand erinnert sich, wann sie gegangen ist, niemand weiß, ob sie allein gegangen ist, niemand hatte Grund, ihren Tod zu wünschen, und so weiter.«
»Und, was glauben Sie?«
»Wollen Sie das wirklich wissen? Die Wahrheit ist, momentan befinden sich die Ermittlungen in einer Sackgasse Natürlich haben wir mit ihrem Ehemann, Simon Arnott, gesprochen. Gewöhnlich überprüfen
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