Eine Mutter fuer die kleine Cassie
verlegenen Lächeln hakte er sich bei ihr ein.
Die Trauung war eine schlichte Zeremonie im Büro der Standesbeamtin, einer schlanken Frau, die viel zu jung wirkte, um kraft Gesetzes Paare aneinander zu binden. Alles war ganz anders als bei seiner ersten, viel prächtigeren Hochzeit, und Grant war sicher, dass er nicht an Catherine würde denken müssen. Und gewiss würde er auch nicht den einfachen goldenen Ehering in seiner Tasche mit dem riesigen Brillanten vergleichen, auf dem Catherine bestanden hatte.
Obwohl er sich gegen die Erinnerungen wehrte, kamen sie in ihm hoch. Die Hoffnungen und Träume, die im Lauf der Jahre gestorben und zu Verzweiflung und Enttäuschung geworden waren. Und mit ihnen war auch seine Fähigkeit zu lieben gestorben, begraben unter dem Gefühl, versagt und seine Frau nicht glücklich ge macht zu haben.
Was zum Teufel fiel ihm nur ein, wieder zu heiraten? Plötzlich stand er wie gelähmt da und konnte Sharon weder ansprechen noch ansehen. Die Versuchung, einfach aus dem Raum zu rennen, wurde immer stärker.
Und dann herrschte Stille.
“Grant?”
Sharons sanfte Stimme drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr. Ihr Blick war voller Mitgefühl und Vertrauen. Neben ihm stand Sharon, seine Freundin, die Schwester, die er nie gehabt hatte. Er holte tief Luft, einmal, zweimal. Sie würde ihn nicht in Stich lassen. Und da sie einander nicht liebten, konnte er diesmal auch nicht versagen. Langsam legte sich die Angst, während er in seiner Tasche nach dem Ring suchte.
Er schob ihn auf Sharons Finger. Sie hatte eine kleine, schmale Hand mit wenigen hellen Sommersprossen. Er weigerte sich, sie mit Catherines zu vergleichen. Noch mehr Worte.
Sharon nahm seine Hand, und dann trug er den gleichen Ring wie sie.
Ihr Lächeln traf ihn wie ein aufmunterndes Streicheln. Ihre Wangen waren gerötet, als sie ihm in die Augen schaute, und lenkten seinen Blick auf die sanft geschwungenen Lippen, deren unglaublich einladender Anblick jeden Gedanken an Catherine vertrieb. Fort war seine verlässliche, vertraute Freundin, und einen Herzschlag lang sah er eine Fremde vor sich. Eine äußerst attraktive, begehrenswerte Frau.
Er riss den Blick von ihr los und konzentrierte sich auf die Standesbeamtin, die sie zu Mann und Frau erklärte. “Sie dürfen die Braut küssen”, sagte sie in die atemlose Stille hinein.
Langsam wandte Grant sich Sharon zu. Sharon legte den Kopf leicht nach, hinten, lächelte erwartungsvoll und zwinkerte ihm zu. Die Fremde verschwand, und plötzlich bekam er auch wieder Luft. Dies war Sharon. Seine beste Freundin.
Dies war Grant, ihr bester Freund, der ihr nicht mehr bot als einen kameradschaftlichen Kuss, um eine Abmachung zu besiegeln. Das sagte Sharon sich, als er langsam den Kopf senkte.
Mit zitternden Lidern schloss sie die Augen. Ihr Atem stockte, als sie seine Lippen auf ihren spürte. Der sanfte, zärtliche Kuss endete viel zu schnell.
Sie schlug die Augen auf und sah ihn an. Ein verwirrter Blick traf sie wie eine Berührung und ließ ihr Herz noch heftiger schlagen. Zwischen ihnen schien sich etwas abgespielt zu haben, das keiner von ihnen recht verstand, aber mit aller Macht fühlte. Dann räusperte Grant sich und trat zurück. Der Moment war vorbei, und Sharon fragte sich, ob alles nur Einbildung gewesen war.
Sie dankten der Standesbeamtin, sammelten die Papiere ein, verließen den Raum und eilten durch die Halle. Dort räusperte Grant sich noch einmal. “Ich schätze, das war’s.” Sein Lächeln war gezwungen, das Schweigen zwischen ihnen gespannt, als hätte die Zeremonie ihr Verhältnis zueinander verändert. Als wäre zwischen ihnen eine Mauer der Verlegenheit errichtet worden.
Sie wollte das nicht zulassen.
“Wer hätte das gedacht…” Sie lächelte, als er sie ansah. “Man braucht nicht mehr als drei Tage und fünfundzwanzig Dollar, um einen Mann oder eine Frau zu bekommen. Und da sagt man, alles wäre teurer geworden.”
Er zog einen Mundwinkel hoch, um ein Lächeln anzudeuten. Sie berührte ihn leicht am Arm, wie sie es in ihrer Kindheit so oft getan hatte. Doch diesmal war es anders. Jetzt war ihr Ehemann.
Nein, verbesserte sie sofort. Ja und nein. Es spielte keine Rolle, ob er ihr Ehema nn war. Er war ihr liebster Freund, und ihre Ehe würde an ihrer Freundschaft nichts ändern.
Sie legte den Arm um ihn. “Erinnerst du dich daran, wie wir in der dritten Klasse im Garten Hochzeit gespielt haben? Wir haben Gummibänder als Ringe
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