Eine Mutter fuer die kleine Cassie
großartige Idee. Ich wünsche euch beiden viel Spaß.” Er konzentrierte sich wieder auf seine Papiere. Sie saß reglos da, sagte kein Wort. Nach einer Weile hob er den Kopf.
“Ich meinte uns drei … Na ja, uns vier, wenn man Brittany mitzählt.” Sie lächelte matt. Er zog eine Augenbraue hoch. Sie seufzte. “Komm schon, Grant du musst, mal raus und etwas mit Cassie unternehmen. Wenn nicht für sie, dann für dich selbst. Du kannst dich nicht ewig in deiner Arbeit vergraben.”
Er zog die Augenbraue noch höher. Sie ignorierte es. “Und du bist nicht blind. Glaubst du wirklich, Cassie würde mit mir allein losziehen?”
Langsam legte er den Stift hin. Der Schmerz, den ihre Worte ihr bereiteten, raubte ihr fast den Atem. Worte, von denen sie niemals geglaubt hatte, dass sie auf sie und Cassie zutreffen könnten.
“Außerdem ist es der zweite Tag unserer Ehe, da finde ich, wir sollten zusammen etwas unternehmen. Du weißt schon, Flitterwochen im Schnee und so weiter …” Ihr hilfloser Versuch, die Stimmung aufzulockern, blieb erfolglos.
“Ich habe noch viel zu tun”, erwiderte er.
Sie hob das Kinn. “Am Samstag?” fragte sie spitz.
“Am Samstag”, antwortete er ernst. “Ich dachte, einer der Gründe, aus denen wir geheiratet haben, war der, dass du dich um Cassie kümmern kannst, während ich arbeite.”
Sie stand auf und sah ihm in die Augen. “Aber sie scheint nicht zu wollen, dass ich mich um sie kümmere. Aus welchem Grund auch immer. Und nur weil ich hier bin, nur weil wir verheiratet sind, heißt das nicht, dass du noch weniger Zeit mit deiner Tochter verbringen kannst”, sagte Sharon ruhig.
“Ich weiß. Aber ich muss das hier wirklich erledigen.”
Sie gab auf und seufzte.
“Diesmal lasse ich es dir durchgehen”, sagte sie, bevor sie sich umdrehte und hinausging.
5. KAPITEL
Cassie war in ihrem Zimmer mit einem Malbuch beschäftigt. Brittany lag schlafend auf dem Bett. Als Sharon an die offene Tür klopfte, schlug der Hund die Augen auf und trommelte mit dem Schwanz auf die Matratze. Cassie erstarrte und hob langsam den Blick.
“Es ist ein schöner Tag zum Schlitten fahren”, sagte Sharon und sah, wie Cassies Blick abweisend wurde. “Brittany und ich gehen jedenfalls. Wenn du mitkommen möchtest, kannst du das gern tun.” Sie schnippte mit den Fingern. Die junge Hündin sprang vom Bett und rannte zu ihr.
Cassie schaute erst aus dem Fenster, dann zu Sharon, schließlich auf Brittany.
“Es liegt ganz bei dir”, meinte Sharon, als wäre es ihr egal. In Wirklichkeit brach es ihr das Herz, dass das Mädchen so mit sich ringen musste. “Wenn du mit willst, zieh deinen Schneeanzug an.”
Minuten später saß Sharon in ihren Skisachen auf der Trittleiter in der Garage. Vor ihr stand der gesäuberte Schlitten. Brittany schnüffelte in den Ecken herum. Cassie war noch nicht da.
Sharon hatte nicht die geringste Lust, allein Schlitten zu fahren, aber …
Sie stand auf, klopfte sich die Hose ab, nahm die Schlittenleine und wollte gerade losmarschieren, als die Tür zum Haus sich einen Spalt weit öffnete. Sie blieb stehen. Der Spalt verbreiterte sich. Cassie steckte den Kopf hindurch. Schweigend. Wie ein wildes Tier im Scheinwerferlicht, das flüchten wollte, es aber nicht konnte.
Sharon lächelte zaghaft. “Bist du soweit? Dann lass uns gehen.” Sie schob den Hund und das kleine Mädchen durch die Seitentür, bevor Cassie es sich anders überlegen konnte.
Bald ertönte Cassies fröhliches Lachen und ging Sharon ans Herz, wie kein anderer Laut es vermochte. Und wenn Cassie zögerte, bevor sie sich nach einem Sturz wieder auf den Schlitten helfen ließ, so war auch das okay, denn sie lächelte. Und lachte. Und beim nächsten Mal fiel das Zögern kürzer aus. Und als Cassie sich einige Sekunden länger als nötig bei ihr anlehnte, ließ Sharon sich nicht anmerken, wie gut ihr das tat. Und als das Mädchen sich sogar umarmen ließ, wusste Sharon, dass die Krise bald vorüber sein würde.
Über zwei Stunden lang vergnügten sie sich im strahlenden Sonnenschein und der klaren, kalten Luft. Aber mit jedem Schritt, den sie sich dem Haus näherten, wurde Cassie stiller, bis nichts mehr an das lachende Mädchen erinnerte, das noch Minuten zuvor fröhlich herumgetollt war.
Traurig beobachtete Sharon die Verwandlung. Am liebsten hätte sie vorgeschlagen, noch eine Weile draußen zu bleiben, aber es war einfach zu kalt. “Stimmt etwas nicht, Cass?”
fragte sie
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