Eine Mutter fuer die kleine Cassie
schließlich.
Cassie zögerte, sah sie kurz an, starrte zu Boden und schüttelte den Kopf.
“Würdest du es mir sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist?” fragte Sharon, obwohl sie die Antwort fürchtete. Cassie zuckte mit den Schultern. Sharon wünschte, sie hätte den Mund gehalten, und ließ die Kleine in Ruhe.
In der Garage half Cassie ihr, den Schlitten zu verstauen. Danach zog sie den Schneeanzug aus, hängte ihn an einen Haken und ging zur Tür. Betrübt sah Sharon ihr nach. Plötzlich blieb das Mädchen stehen und drehte sich um. “Danke, dass du mich mitgenommen hast”, sagte sie und verschwand im Haus.
In ihrem Zimmer wartete ein Dutzend pinkfarbener Rosen auf Sharon. Auf der beigefügten Karte stand einfach nur Es tut mir leid in Grants schwungvoller Handschrift.
Lächelnd berührte sie eine zarte Blüte. Sofort verbesserte sich ihre Laune. Sie zog die warme Unterwäsche aus, eilte unter die Dusche, zog einen Jogginganzug an und ging in die Küche. Sie konnte es kaum erwarten, Grant wiederzusehen.
Cassie saß am Tisch. Grant öffnete gerade einen Karton aus dem chinesischen Fast-food-Restaurant. Sein Blick war unergründlich. Am liebsten hätte Sharon sich in seine Arme geschmiegt, aber natürlich tat sie es nicht, sondern ging an ihm vorbei zum Kühlschrank.
“Möchte jemand etwas trinken?”
Sie nahm drei Dosen heraus, stellte sie auf den Tisch und lehnte sich gegen Grants Schulter.
“Ich muss mich auch bei dir entschuldigen”. sagte sie leise. „Ich hätte dich nicht so unter Druck setzen dürfen. Aber lass uns nicht streiten, okay? Deine Entschuldigung ist angenommen. Die Blumen sind wunderschön.”
Das Essen schmeckte köstlich. Cassie erzählte begeistert, was sie im Schnee alles erlebt hatte. Sharon aß langsam und genoss die friedliche Atmosphäre.
Als Cassie und Grant abdecken wollten, scheuchte sie sie fort. “Du hast das Essen geholt”, sagte sie zu ihm. “Ich räume ab.”
“Einverstanden.” Er lächelte, verlegen ein wenig schief, und es ging ihr unter die Haut.
“So einfach kommst du mir nicht davon”, scherzte sie. “Du darfst Feuer machen.”
Zwei Stunden später lagen sie alle vor dem Kamin, in dem Flammen knisterten und Holz knackte. Aus der Hi-Fi-Anlage kam leise, sanfte Musik. Cassie lag auf dem Bauch und las ein Buch, Brittany neben sich. Das Mädchen sprach jedes Wort deutlich aus, um das Schnarchen der Hündin zu übertönen.
Grant hatte es sich auf der Couch bequem gemacht, das Gesicht zum Feuer. Sharon kuschelte sich auf dem Sessel unter eine Decke. Jeder Knochen und jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte. Für jemanden, der es gewöhnt war, an einem Schreibtisch zu sitzen, hatte sie sich zuviel zugemutet.
Sie streckte sich und stöhnte leise auf. Grant und Cassie sahen sie an. “Ich glaube, ic h habe es heute ein wenig übertrieben.” Sie warf die Decke ab und setzte sich auf. “Ich gehe heute besser früh zu Bett.”
“Bis morgen”, sagte Grant. Cassie sah ihr schweigend nach.
Sharon träumte, sie wäre in einem Rosengarten. Grant kam auf sie zu, ein Lächeln im Gesicht. Ihr Herz schlug doppelt so schnell wie sonst, und sie musste sich zwingen, ihm nicht entgegenzurennen. Dann stand er vor ihr. Sie spürte die Wärme seines Lächelns auf der Haut.
Es war ein einladendes, verführerisches Lächeln. Er ergriff ihre Hand. Ihre Finger schoben sich ineinander, als hätten sie es schon millionenfach getan. Er zog sie an sich und senkte den Kopf, bis sein Mund über ihrem schwebte. Ihr Atem vermischte sich, ihre Lippen berührten sich.
Und dann schrie er.
Ein herzzerreißender, ohrenbetäubender Schrei. Sharon fuhr hoch und zuckte zusammen, als ein zweiter Schrei durch die Nacht gellte.
Cassie! Sharon sprang aus dem Bett und rannte aus dem Zimmer, ohne an den Bademantel zu denken. Grant, nur mit Schlafanzughose bekleidet, hielt Cassie in den Armen. Sie hatte das Gesicht an seine bloße Brust gepresst und schluchzte unaufhörlich.
Sein Blick war finster, seine Miene zutiefst besorgt. Sharon setzte sich neben ihn aufs Bett und legte tröstend den Arm um seine Taille. Sie versuchte, nicht darauf zu achten, wie glatt seine Haut war, wie rasch seine Wärme in sie eindrang, während sie Schenkel an Schenkel, Schulter an Schulter dasaßen.
Sie legte eine Hand auf Cassies Schulter. “Cass”, flüsterte sie. “Es ist alles gut. Wir sind bei dir.”
Mit einem Aufschrei wich Cassie zurück. “Geh weg”, rief sie.
Entsetzt lies Sharon das
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