Eine Mutter fuer die kleine Cassie
Freude. “Natürlich kann dein Daddy es nicht so gut wie ich, Mäuschen. Ich glaube, er hat zehn Daumen.” Sie ging zu Cassie. Die Kleine zögerte, dann ergriff sie ihre Hand. Es war, als würden die zarten Finger sich auch um Sharons Herz legen.
“Ich möchte einen französischen Zopf”, sagte Cassie.
“Das bekommen wir hin”, erwiderte Sharon lächelnd und ging mit Cassie auf den Flur.
“Hab ich dir schon erzählt, wie dein Daddy mir mal die Haare schneiden wollte?”
“Ja.” Cassie lachte. “Aber erzähl es mir noch einmal, Sharon. Bitte.”
Sharon drehte sich um, als sie Schritte hörte. “Guten Morgen, Grant”, sagte sie sanft. Er sah aus, als hätte er mindestens zwei Marathonläufe hinter sich.
“Geh schon vor, Cassie. Ich komme gleich”, sagte sie. Cassie rannte ins Badezimmer.
“Ich habe eine Besprechung und bin spät dran. Ich werde das Frühstück ausfallen lassen”, meinte Grant und wollte an ihr vorbeigehen.
Sharon nahm ihren Mut zusammen. “Könnten wir kurz miteinander reden?”
Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Sie stellte sich vor ihn. Ihre Blicke trafen sich, ihrer war fragend, seiner verschlossen. “Ich … Du hast da vorgestern etwas gesagt, und ich frage mich…”
Er kniff die Augen zusammen, als wollte er sich nicht an ihr Gespräch am Samstag erinnern. Sie ignorierte die stumme Warnung und sprach weiter. “Grant, ein guter Vater zu sein, heißt nicht unbedingt, für eine überquellende Spielzeugkiste zu sorgen. Oder für Schubladen und Schränke voller Kleidung.”
An seiner Wange zuckte ein Muskel. Sie straffte die Schultern. “Was ich meine, ist … Na ja, du brauchst nicht dauernd so viel zu arbeiten. Du musst niemandem etwas beweisen. Du bist ein guter Vater.”
Er zog eine Braue hoch.
“Ich meine … das bedeutet nicht, dass …”
“Ich glaube, ich weiß, was du meinst”, fiel er ihr ins Wort. “Und ich weiß deine Besorgnis zu schätzen. Aber ich arbeite so viel, weil der Job es nun einmal erfordert”, sagte er leise, bevor er sich umdrehte und davonging.
6. KAPITEL
Am Samstag morgen drohten graue Wolken über Valdez mit Schnee und legten sich auf die Stimmung in der hellerleuchteten Küche. In der Pfanne brutzelte Schinken und füllte den Raum mit seinem Duft. Grant wendete die Scheiben, während Cassie den Tisch deckte.
“Ich will etwas tun”, murrte sie.
“Das tust du doch”, erwiderte er.
“Daddy! Ich meine etwas, das Spaß macht.” Sie verdrehte die Augen. “Können wir Schlitten fahren, Sharon?”
Sharon hob den Blick von den Toastscheiben, die sie gerade mit Butter bestrich, und sah erst Grant, dann Cassie an. “Cass, es tut mir leid, aber ich kann nicht. Ich muss heute vormittag ein paar Stunden arbeiten. Vielleicht, wenn ich zurück bin.”
“Arbeiten? Am Samstag?” Grant hob eine Augenbraue und gab sich verblüfft. Sharon streckte ihm die Zunge heraus. Er musste lächeln und spürte, wie ihm wärmer wurde.
“Sharon will arbeiten. Daddy will arbeiten.” Cassie zog einen Schmollmund. “Was sollen Brittany und ich denn tun?”
Er wollte sie darauf hinweisen, dass er arbeiten musste, aber ein Blick auf Cassie ließ ihn schweigen. Seine Tochter sah aus wie eins dieser vernachlässigten Kinder auf den Postern, ihre Augen waren riesig und schauten ihn flehend an. Das schlechte Gewissen versetzte ihm einen Stich ins Herz. Sharon räusperte sich und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
Sie brauchte gar nicht erst auszusprechen, was sie dachte, er wusste es auch so.
Er musste wirklich arbeiten. Was er in seiner Aktentasche mit nach Hause gebracht hatte, war nur ein kleiner Teil dessen, was er noch zu erledigen hatte. Er wollte es gerade sagen, als Brittany zu winseln begann. Grant schaute in ein Paar trauriger Hundeaugen, dann wieder hinüber zu seiner betrübten Tochter. Sharon räusperte sich noch einmal, und Grant gab sich geschlagen.
Sharon hatte recht. Es würde nicht schaden, sich einen freien Samstag zu gönnen.
Schließlich konnte er morgen auch noch arbeiten.
“Was haltet ihr davon, wenn wir uns die Langlaufskier anschnallen und einen Ausflug unternehmen, wenn Sharon wieder da ist?” schlug er vor. Sharon und Cassie starrten ihn ungläubig an. Er runzelte die Stirn. “Ihr seht aus, als hätte ich gerade vorgeschlagen, Brittany zum Essen zu grillen.”
“Daddy!” jubelte Cassie mit strahlenden Augen. “Gehen wir wirklich Skilaufen? Und du kommst mit?”
Ihre Wangen röteten sieh vor Freude, als
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