Eine Nacht ist nicht genug
du auch in der Arena di Verona an“, stellte er fest. Es hatte dieselbe tiefgrüne Farbe wie ihre Augen. Luca spürte, wie sein Mund trocken wurde und er an nichts anderes mehr denken konnte als an Emily. Sein Verlangen war stärker als je zuvor. Als er näher kam, sah er, wie sie schneller atmete, ihre Brüste sich anspannten und ihr Mund sich leicht öffnete.
Luca umfasste ihr Gesicht und streichelte ihr über die Wangen. Dann strich er durch ihr seidenweiches Haar und betrachtete ihr rosig angehauchtes Gesicht, die glänzenden, geweiteten Augen.
Luca hob Emily hoch und trug sie ohne Umschweife in ihr Zimmer, dessen Tür er sanft mit dem Fuß hinter sich zuschob.
Als er sie absetzte, sagte sie leise, die Lippen ganz nah an seinen: „Micaela … Marco …“
„Sie werden uns nicht hören“, beruhigte Luca sie und schloss ihren Mund mit einem Kuss. Und die ganze Zeit dachte er bewusst nicht nach und fragte sich nicht, warum seine Seele zu schweben schien, wann immer sie einander so nahe waren.
Emily zog die Decke über sich und sah zu, wie Luca nach einer kurzen Dusche aus dem Badezimmer kam und sich wieder anzog. Nun wirkte er gar nicht mehr wie ein düsterer Engel, so wie noch kurz zuvor. Sein Gesichtsausdruck war entspannt, und er lächelte leicht.
„Bist du deswegen nach Hause gekommen?“, fragte sie.
„Eigentlich nicht.“ Luca lächelte jungenhaft. „Aber es gibt ja immer ein Morgen. Und“, er küsste sie kurz auf den Mund, „heute Abend bin ich wieder da.“ Bevor Emily eine weitere Frage stellen konnte, war er schon hinausgegangen.
Kurz darauf hörte sie ihn italienisch mit Micaela reden. Emily war unbehaglich zumute, denn er hatte erst beim Verlassen des Zimmers seinen Gürtel geschlossen. Noch deutlicher hätte er kaum zeigen können, dass sie gerade ein Schäferstündchen miteinander verbracht hatten. Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Affäre fühlte Emily sich peinlich berührt.
Ganz sicher war Luca doch nur deswegen nach Hause gekommen. Auch wenn Emily es sehr genossen hatte, der Zweck war nur gewesen, einen Streit zu verhindern. Und es hatte die Situation mit Micaela und Marco, die sich im Stockwerk unter ihnen aufhielten, noch angespannter gemacht.
Für Luca zählte offenbar nur der Sex. Denn Emily wurde nicht im Geringsten in sein Leben einbezogen: Luca wollte nie mit ihr ausgehen, etwas besichtigen oder Ähnliches …
Doch wo blieb sein Sinn für Romantik?, dachte Emily verletzt. Konnte Luca sich nicht wenigstens so verhalten wie an jenem Tag in Verona, als er sie mit dem tollen Picknick, dem teuren Wein und seinen sinnlichen Andeutungen umschmeichelt hatte? Oder glaubte er, sich nicht mehr bemühen zu müssen, weil sie sich ihm sofort hingab, sobald er sie auch nur ansah?
Zu allem Unglück musste Emily sich eingestehen, dass dies stimmte. Ja, sie konnte ihm nicht widerstehen, denn noch nie hatte sie sich wohler gefühlt als in Lucas Armen.
Sie blieb im Zimmer, bis sie sicher war, dass Micaela und Marco das Haus verlassen hatten. Dann machte sie einen langen Spaziergang. Während sie mehrere Stunden am Fluss entlangging, überlegte sie, wie sie die unbeschwerte Stimmung retten könnte. Emily wollte die Affäre nicht beenden, doch vielleicht würde sie neue Regeln festlegen müssen.
Luca kam nach Hause, so früh das möglich war, ohne dass er sich offiziell freinahm. Tatsächlich war er schon seit Tagen mit den Gedanken nicht mehr bei der Arbeit. Und nachdem er vorhin wieder von zu Hause weggefahren war, hatte er, einem weiteren spontanen Einfall folgend, einen Umweg gemacht. Er wollte etwas für Emily finden.
Dabei hatte er die ganze Zeit vor seinem inneren Auge gesehen, wie sie in ihrem abgetragenen T-Shirt und dem alten Rock mit bloßen Armen am Klavier gesessen und so wunderschöne Musik gemacht hatte. Nie zuvor war Luca auf einen Vierjährigen eifersüchtig gewesen, doch er hätte alles darum gegeben, dort zu sitzen, wo Marco gesessen hatte – und jenes bezaubernde Lächeln und all jene Aufmerksamkeit zu bekommen.
Am liebsten hätte er sich einige Tage freigenommen und wäre mit Emily weggefahren, doch das war viel zu gefährlich. Schon jetzt war er in einer Lage, in die er sich eigentlich nie wieder hatte begeben wollen: Er hatte eine Geliebte, die mehr als ein paar Treffen überdauert hatte. Schlimmer noch, sie wohnte bei ihm. Und obwohl er versuchte, seine gewohnheitsmäßige Distanz zu bewahren, schwand diese mit jedem Tag mehr.
Luca wusste, dass er die Affäre
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