Eine Nacht ist nicht genug
Außergewöhnliches, oder?“, verteidigte Emily sich. „Außerdem war Micaela nicht da.“
„Warum hast du es nicht einfach klingeln lassen?“
„Weil mir nicht klar war, dass ich etwas Verbotenes tue. Vielleicht solltest du mir mal eine entsprechende Liste schreiben.“ Als Emily aufgebracht den Klavierdeckel zuklappte, wurde ihr klar, dass dies die Gelegenheit war, die Regeln neu auszuhandeln. „Was soll ich zum Beispiel machen, wenn jemand klingelt? Mich im Kleiderschrank verstecken?“
„Jetzt sei nicht albern“, erwiderte Luca kühl.
„Bin ich auch nicht. Von mir aus kann ich gern dein Urlaubsaffärchen sein, aber ich werde nicht die Geliebte spielen, die sich verschämt verstecken muss.“
„Ich rufe Pascal an und sage das Essen ab.“ Luca wollte gehen.
„Warum?“ Emily hatte zwar nur kurz mit dem Mann gesprochen, doch sofort gespürt, dass er ein aufgeschlossener, herzlicher Mensch war. Außerdem brannte sie darauf, jemanden kennenzulernen, mit dem Luca persönlich zu tun hatte.
„Ich habe einen Ruf zu bewahren“, erklärte Luca unbehaglich.
„Was ist so schlimm daran, eine Freundin zu haben?“ An seinem Gesichtsausdruck merkte Emily, dass sie das falsche Wort gewählt hatte. „Eine Geliebte“, verbesserte sie sich. „Ach, warum muss das überhaupt definiert werden?“
„Weil es sich um ein geschäftliches Essen handelt und ich Privates und Geschäftliches trenne.“
Er wollte sie also niemandem vorstellen. „Das ist doch nur eine Ausrede, weil du zu deiner aktuellen Geliebten keine Beziehung aufbauen möchtest – außer im Bett.“ Außerdem glaubte Emily nach dem Gespräch mit Pascal nicht, dass es sich um ein rein geschäftliches Essen handelte. „Bin ich nicht gut genug, um deine Freunde und Geschäftspartner kennenzulernen?“ Also nur gut genug für Sex?, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Doch, natürlich“, erwiderte Luca mit leicht gerötetem Gesicht. „Nur wohnen normalerweise keine Frauen bei mir.“
„Gut, dann kann ich ja zurück ins Hostel ziehen. Viel Spaß bei deinem großartigen Essen heute Abend“, entgegnete Emily aufgebracht. „Du bist ein Mistkerl, Luca.“
Doch als sie an ihm vorbeigehen wollte, hielt er sie fest, sodass sie herumwirbelte. „Nein, du wirst nicht einfach gehen, nachdem du so etwas zu mir gesagt hast!“, rief er. „Was willst du eigentlich von mir?“
„Ich weiß es nicht!“, entgegnete sie ebenso lautstark. „Aber ich weiß, was ich nicht will: Geld und Geschenke.“
„Was bleibt dann noch übrig?“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Mehr als ein bisschen Spaß kann ich dir nicht bieten, Emily.“
„Ja, aber darunter verstehe ich mehr als Sex“, entgegnete Emily. „Du könntest mir auch Respekt schenken und dir etwas mehr Zeit für mich nehmen.“
„Wie du weißt, habe ich ein Unternehmen. Außerdem bin ich diese Woche mitten am Tag nach Hause gekommen“, erinnerte Luca sie.
„Ja, weil du ein Schäferstündchen mit mir verbringen wolltest!“
„‚Hemmungsloser Sex‘ – das war deine Idee.“
„Und deine Idee war das ‚Gesamtpaket‘“, entgegnete Emily.
„Du bist also der Meinung, dass dein persönlicher Animateur sich etwas mehr anstrengen sollte?“
„Allerdings.“ Emily, die sich nicht anmerken lassen wollte, wie verletzt sie war, wandte sich ab. „Ich sollte besser ausziehen.“
Ein langes Schweigen entstand. „Vielleicht hast du recht“, sagte Luca dann leise. „Aber du kannst nicht, stimmt’s?“
„Nein“, gab sie zögerlich zu. „Denn trotz allem will ich dich immer noch. Wenn du mich mit diesen Augen ansiehst und ich deine Stimme höre, sagt mein Mund etwas ganz anderes als mein Verstand.“ Sie sah ihn an. „Du bist für mich die Versuchung in Person, Luca.“
„Du für mich auch“, antwortete er und sah sie mit dunklen Augen grüblerisch an. Dann umspielte ein winziges Lächeln seinen Mund. „Andererseits halte ich es für gut, sich ab und zu der Versuchung hinzugeben. Man bekommt nicht allzu oft die Gelegenheit.“
Ich mit Sicherheit nicht, dachte Emily. Aber bei Luca standen die Frauen doch bestimmt Schlange.
Er seufzte. „Ich hatte die Einladung an Pascal ganz vergessen und werde jetzt Micaela Bescheid geben.“
„Du willst ihr so kurzfristig noch ein Abendessen aufhalsen? Soll sie etwa auch servieren?“, fragte Emily entgeistert.
Luca wirkte etwas perplex. „Selbstverständlich. Das gehört schließlich zu ihrer Arbeit.“
„Und wer passt dann auf Marco
Weitere Kostenlose Bücher