Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Nacht ist nicht genug

Eine Nacht ist nicht genug

Titel: Eine Nacht ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Anderson
Vom Netzwerk:
auf?“
    „Ricardo natürlich“, erwiderte Luca und fügte kühl hinzu: „Er und Micaela arbeiten schon seit vielen Jahren für mich, Emily. Ich bezahle ihnen deutlich mehr als den Durchschnittslohn, und wir sind alle zufrieden. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen.“
    Doch Emily ließ nicht locker. „Und was ist mit den Bergen von Bettbezügen und Laken, die du die arme hochschwangere Micaela bügeln lässt?“
    „Du hast recht. Das ist eigentlich Zeitverschwendung, denn schließlich wirst du mir die Laken ja ohnehin wieder zerknüllen. Ich werde Bügeln also von ihrer Aufgabenliste streichen“, erwiderte Luca sarkastisch.
    Sein Eingeständnis erfüllte Emily keineswegs mit Genugtuung, denn schließlich ließ er sie niemals die Laken in seinem Schlafzimmer „zerknüllen“. Und dass er davon ausging, sie werde ihm auch weiterhin zur Verfügung stehen, machte sie wütend.
    „Nur weil dir praktisch alles in deiner Umgebung gehört, brauchst du noch lange nicht so arrogant zu sein, Luca“, stellte sie aufgebracht fest. „Bist du vielleicht deswegen geschieden – weil deine Frau irgendwann keine Lust mehr auf deine Überheblichkeit hatte?“
    „Ich bin nicht geschieden“, erwiderte Luca mit eiskalter Stimme.
    Fassungslos blickte Emily ihn an. Er war also noch immer verheiratet? Kein Wunder, dass niemand von ihr erfahren sollte und sie nicht bei ihm im Bett schlafen durfte! Aber wo war seine Frau – war sie vielleicht nur verreist? Emily war so wütend und erschüttert, dass sie nicht mehr klar denken konnte und den schuldbewussten Ausdruck ignorierte, der kurz auf Lucas Gesicht erschien. Sie wollte ihn anschreien, doch er kam ihr zuvor.
    Als er sprach, bewegten sich seine Lippen kaum. „Sie ist tot.“
    Wie erstarrt hielt Emily inne und konnte sich eine ganze Weile nicht rühren. Luca schien es ähnlich zu gehen. Voller Anspannung versuchte er, seine heftigen Gefühle unter Kontrolle zu halten.
    Von Reue, Verzweiflung und tiefem Mitleid erfüllt, atmete Emily heftig aus.
    „Luca“, sagte sie leise. „Es tut mir sehr leid.“ Nicht nur sein Verlust, sondern auch ihre Gedanken, die er ihr sicher angesehen hatte. „Warum hast du mir das nicht erzählt?“
    „Warum sollte ich?“, fragte Luca kühl.
    Emily zuckte zusammen, als er sie so unbarmherzig daran erinnerte, dass sie ihm nichts bedeutete und in seinem Leben keine Rolle spielte. Als ihr Tränen in die Augen traten, wandte sie sich ab.
    Luca fluchte leise. „Emily …“
    „Nein, du hast ja recht“, sagte sie schnell und ging zur Tür. „Es geht mich nichts an.“
    „Es tut mir leid, dass ich dich angefahren habe.“ Luca hielt sie am Arm fest. „Ich meinte es nicht so. Es ist nur sehr lange her, und ich denke nicht gern daran und rede auch nicht gern darüber.“
    Emily blinzelte, sah ihn jedoch nicht an. „Mir tut es auch leid. Ich hätte nicht so heftig sein dürfen.“
    „Warte hier“, bat Luca. „Ich werde kurz mit Micaela sprechen.“ Er ging hinaus.
    Emily hörte ein kurzes Gespräch, von dem sie natürlich kein Wort verstand. Dafür verstand sie jetzt, warum Luca zu ihr und der übrigen Welt auf Abstand ging: Er hatte nicht nur seine Frau begraben, sondern mit ihr auch sein Herz.
    „Das Essen findet um acht statt“, teilte er ihr mit, als er wieder im Türrahmen erschien.
    „Ich werde nicht hier sein, Luca.“
    „Oh doch, das wirst du.“ Als er zu ihr ging, schlug Emilys Herz sofort wieder wie verrückt. Wenn Luca ihr so nah war, konnte sie nicht mehr klar denken.
    „Du weißt, dass die Sache zwischen uns noch nicht beendet ist – das hast du selbst gerade zugegeben. Außerdem …“ Er atmete tief ein und schien sich zu zwingen, einen sorgloseren Ton anzuschlagen „Außerdem würdest du mir einen Gefallen tun, wenn du am Essen teilnimmst.“
    „Wie meinst du das?“ Sollte Luca etwa einen ebenso plötzlichen wie grundlegenden Sinneswandel durchgemacht haben?
    „Heute Abend kommen zwei Leute. Pascal, mit dem du gesprochen hast, kenne ich schon ewig. Er war mein Mentor und hat mir alles über Märkte beigebracht, was man wissen muss. Außerdem ist er seit fünfzig Jahren glücklich verheiratet und wünscht mir dasselbe. Deswegen hat er es sich zur Aufgabe gemacht, eine neue Frau für mich zu finden. Die ‚Kandidatinnen‘ bringt er dann immer mit hierher. Die aktuelle kenne ich bereits, sie arbeitet als Beraterin bei der Londoner Niederlassung seines Unternehmens. Deine Anwesenheit wäre da ein willkommener

Weitere Kostenlose Bücher