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Eine Nacht ist nicht genug

Eine Nacht ist nicht genug

Titel: Eine Nacht ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Anderson
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keine zu geben. Schrecklich.“ Er berührte sanft ihre Nase mit seiner.
    „Spaß habe ich aber trotzdem.“
    Emily hob das Kinn. „Und wo hast du Tanzen gelernt?“
    „Im Internat, bei Ms. Brady.“ Wieder wirbelte Luca sie herum und zog sie dann eng an sich, wobei er ein Bein zwischen Emilys Schenkel schob.
    „Ich glaube dir gern, dass Ms. Brady dir Walzer beigebracht hat, aber diesen Tanzstil hast du sicher nicht von ihr“, sagte sie atemlos.
    „Na ja … Ms. Brady war noch ziemlich jung, es war ihr erstes Jahr als Lehrerin … und mein letztes Schuljahr.“ Er zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
    „Luca!“
    Dann ließ er die Arme sinken, sodass Emily tief nach hinten gebogen wurde und fast den Boden berührte. Dann beugte er sich über sie und lachte mit ihr, bis er nur noch daran denken konnte, wie gut er sich in ihrer Nähe fühlte.
    Noch immer lachend, richtete Emily sich wieder auf und schmiegte sich dann vollkommen entspannt in Lucas innige Umarmung. Sie hatte nicht mehr getanzt, seit … eigentlich konnte sie sich nicht daran erinnern, überhaupt jemals getanzt zu haben. Wegen der vielen Arbeit war sie immer zu müde gewesen, um in Discos zu gehen. Und zu Bällen und vornehmen Veranstaltungen wie dieser war sie nie eingeladen worden. Erst jetzt wusste sie, wie viel Spaß Tanzen machte – oder wie viel Spaß es machte, mit Luca zu tanzen. Vor allem wenn er sich so verhielt wie jetzt. Emily war ganz hin und weg.
    Einige Musikstücke später löste sie sich von ihm, denn sie brauchte eine Pause. Am Funkeln seiner Augen merkte sie, dass er genau wusste, was er in ihr auslöste – und wie glücklich sie war.
    Im Vorraum der Damentoilette begegnete Emily einer der Veranstalterinnen des Balls.
    „Wie schön, dass Sie heute Abend hier sind“, begrüßte die Frau sie lächelnd. „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass Luca kommen würde – schon gar nicht in Begleitung!“
    Emily erwiderte ihr Lächeln, wusste jedoch nicht recht, wie sie reagieren sollte. „Er ist wirklich äußerst großzügig“, fuhr die Frau fort.
    „Ja.“ Emily nickte. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Luca für die Krebsforschung spendete. Denn sie wusste noch, wie er ihr vom Tod seiner Mutter erzählt hatte.
    „Sie war ja noch so jung.“
    Wieder nickte Emily. Luca war damals ja erst sieben gewesen.
    „Und die beiden hatten gerade erst geheiratet!“, fügte die Frau hinzu und nahm den Deckel von ihrem Lippenstift. „Wirklich tragisch!“
    „Ja“, brachte Emily mühsam heraus. Sie war wie vor den Kopf gestoßen. Denn offenbar sprach die Frau nicht von Lucas Mutter, sondern von seiner Ehefrau.
    Tief in Gedanken ging sie zurück in den Ballsaal, wo Luca sich zu einer Gruppe von Gästen gesetzt, dabei aber einen Stuhl zwischen sich und ihnen freigelassen hatte. Das schien den Abstand zu symbolisieren, den er immer wahrte.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte Luca leise, als sie sich neben ihn setzte. „Du bist etwas blass.“
    „Ja, ich bin nur ein bisschen müde.“ Emily lauschte der Musik und wünschte, sie könnte genießen, wie er ihre Hand nahm und ihr übers Handgelenk strich. Doch es gelang ihr nicht.
    Als sie die Finger mit seinen verschlang, ließ Luca es zu. Dennoch wusste sie, dass zwischen ihnen ein tiefer Abgrund klaffte. Und sie musste versuchen, ihn zu überwinden.
    „Wie hieß sie?“
    Er sah sie fragend an.
    „Deine Frau“, platzte Emily heraus.
    Einen Moment lang wirkte Luca erschüttert. Dann verschloss er sich plötzlich vor ihr, und sie musste seine Hand festhalten.
    „Was ist passiert?“, fragte sie eindringlich, denn sie musste es wissen. „Und wie war sie?“
    Ruckartig entzog er ihr seine Hand. „Darüber will ich nicht sprechen.“
    Emily sah, wie sich Schuldgefühle auf seinem Gesicht spiegelten, bevor seine Miene ausdruckslos und undurchdringlich wurde.
    Luca stand auf. Ihm war so kalt, dass er fast zittern musste. „Hast du etwas dagegen, wenn wir jetzt gehen?“, fragte er schroff.
    Ohne zu antworten, stand Emily auf und zog sich die Stola enger um die Schultern. Er nahm ihren Arm nicht, sondern ging nur neben ihr zum Ausgang und machte sich auch nicht die Mühe, Ricardo anzurufen. Es ging schneller, einfach ein Taxi zu rufen. Und Luca hatte es eilig.
    Während der Fahrt nach Hause blickte er starr aus dem Fenster, doch er sah nur den Tropf mit dem starken Schmerzmittel, er roch das Desinfektionsmittel und hörte das Piepsen des Geräts, wenn das Medikament tröpfchenweise der

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