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Eine Nacht ist nicht genug

Eine Nacht ist nicht genug

Titel: Eine Nacht ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Anderson
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bei mir?“
    Als Luca nichts erwiderte, zog sie die Augenbrauen hoch.
    „Ich kann nicht“, sagte er. Doch ebenso wenig konnte er ihre Forderung nach Antworten ignorieren.
    „Schnarche ich?“, wollte Emily wissen.
    „Nicht dass ich wüsste.“
    „Wovor hast du dann Angst? Verwandelst du dich etwa mitten in der Nacht in einen Werwolf? Hast du morgens entsetzlichen Mundgeruch oder sabberst aufs Kopfkissen?“
    Luca lachte bitter. „Du sagst wirklich die …“
    „Ich sage, was ich denke“, fiel Emily ihm ins Wort. „Im Gegensatz zu dir.“
    Ihre Worte brachten ihn zurück ins Hier und Jetzt. „Ich will dir nicht wehtun.“
    „Wer sagt denn, dass das passieren wird?“
    Doch Luca war sicher, dass er ihr bereits wehgetan hatte. Denn trotz ihrer betont energischen Worte sah er den Schmerz in ihren Augen und hörte das leise Flehen in ihrer Stimme.
    „Ich stehe morgens immer früh auf, um schwimmen zu gehen, und möchte nicht, dass du aufwachst.“
    Emily blickte ihn durchdringend an, ohne auf die vorgeschobene Erklärung einzugehen. Luca beschloss, offen und ehrlich mit ihr zu reden. Denn das hatte sie verdient.
    „Also gut“, begann er. „Ich schlafe nicht gern die ganze Nacht neben jemandem. Das ist mir zu viel Nähe.“
    „Zu viel Nähe?“, wiederholte Emily. „Zu viel Nähe? Das sagt ausgerechnet ein Mann, der gern … der …“ Sie errötete heftig.
    „Stimmt“, bestätigte Luca. „Das tue ich gern. Aber das ist nur Sex.“
    „Na klar“, erwiderte sie ironisch. „Nur Sex, weiter nichts.“
    Er wandte sich ab, um den verletzten Ausdruck ihrer Augen nicht mehr sehen zu müssen. „Hör auf, Emily. Mehr ist es nicht.“
    Doch er wusste genau, dass er sich etwas vormachte. Natürlich war es mehr. Sie unterhielten sich, und Emily brachte ihn zum Lachen. In ihrer Gegenwart konnte er sich entspannen, und ihretwillen sehnte er sich nach … nach mehr.
    Luca stellte fest, dass er trotz seines Vorsatzes ganz und gar nicht ehrlich gewesen war: Es ging nicht darum, dass er Emily nicht wehtun wollte – er selbst wollte nicht verletzt werden. Und doch verspürte er schon jetzt tief im Innern einen starken Schmerz.

12. KAPITEL
    Frühmorgens wachte Luca allein in seinem Schlafzimmer auf und verspürte zum ersten Mal eine leichte Wehmut. Wäre es nicht schön, jetzt neben Emily zu liegen und ihre Wärme zu spüren?
    Aber dann fielen ihm jene wahnsinnigen Momente wieder ein, als er sie in der Küche fast geliebt hätte, während die Gäste im Speisezimmer warteten. Aus der leichten Wehmut wurden heftige Schuldgefühle, denn er hätte niemals auch nur daran gedacht, so etwas mit Nikki zu tun. Doch er hatte sie auch nie mit solch fast verzweifelter Heftigkeit begehrt.
    Noch früher als sonst ging Luca zur Arbeit. Doch als er am Computer saß, drehte er sich mit dem Schreibtischstuhl zur Seite und blickte starr aus dem Fenster. Seit Jahren hatte er seinen Schmerz verdrängt und sich auf seine Arbeit konzentriert. Er hatte sich unbedingt der Welt beweisen wollen, was ihm ja auch gelungen war. Sein Unternehmen war äußerst erfolgreich. Aber warum hatte er dann plötzlich das Gefühl, dies sei nichts wert?
    Immer wieder landete er in Gedanken bei Emily. Sie war das Problem: Seit sie aufgetaucht war, fiel alles langsam auseinander. Die vergangene Woche war ungewohnt intensiv gewesen: nur sie beide, jeden Abend und jede Nacht. Die Nähe und die Vertrautheit, die immer weiter zwischen ihnen wuchsen, fand Luca beängstigend. Zu viel, zu schnell. Das schien das Motto seines Lebens zu sein.
    Ich muss die Dinge wieder im richtigen Verhältnis sehen, dachte Luca. Vielleicht sollten Emily und er öfter ausgehen und nicht so viel Zeit zu zweit in ihrer kleinen Welt verbringen. Er zog seinen Terminkalender heraus und ging die Liste der Veranstaltungen durch, die er normalerweise ignorierte. Auch für diesen Abend stand dort ein Event, das allerdings nicht ideal war. Luca atmete tief durch und beschloss, trotzdem hinzugehen. Vielleicht würde ihm dann wieder bewusst werden, was echt war und was nur eine vorübergehende Besessenheit.
    Nachdem er diese Entscheidung getroffen hatte, griff er zum Telefon.
    Emily wurde von ihrem Handy geweckt, das sie irgendwo in ihrem Zimmer fallen gelassen hatte. Als es hartnäckig immer weiter klingelte, stolperte sie schlaftrunken durchs Zimmer und fand es schließlich. „Hallo?“, meldete sie sich.
    „Bist du wach?“, fragte Luca.
    „Ich weiß nicht.“ Immerhin war es noch früh, und

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