Eine Nacht ist nicht genug
nickte, ohne sich jedoch von der Stelle zu rühren.
Emily bemerkte jenen Ausdruck in seinen Augen, der immer stärker wurde. Und obwohl sie ebenfalls von heftigem Verlangen erfüllt wurde, war sie auch ein wenig enttäuscht. „Möchtest du nicht gehen?“
Langsam verschwand der Ausdruck wieder, und Lucas Miene wurde undurchdringlich. „Doch, natürlich. Gehen wir.“
Luca bemerkte Emilys Nervosität, als sie sich im Wagen mit Ricardo unterhielt. Und als die Limousine vor dem prächtig beleuchteten Gebäude hielt, war ihr die Anspannung im Gesicht geschrieben. Doch dann straffte sie sich und hob das Kinn.
Im Ballsaal begrüßte Luca die Veranstalter und stellte ihnen seine Begleitung vor: „Das ist Emily, eine Bekannte, die gerade aus Neuseeland nach London gekommen ist.“
Emilys Herkunftsland schien eine Art Zauberwort zu sein, denn im Handumdrehen war sie mit den langweiligsten älteren Herren, die er kannte, in ein lebhaftes Gespräch über das Thema „Bungee-Jumping“ vertieft. Luca lächelte, trank einen Schluck Wein und lehnte sich zurück. Amüsiert beobachtete er, wie Emily mit ihren glänzenden Augen und der Aufmerksamkeit, die sie jedem schenkte, ihre Gesprächspartner einen nach dem anderen für sich einnahm. Sie wurde immer mehr Gästen vorgestellt, sodass die Gruppe um sie herum stetig wuchs.
Luca beobachtete die Szene und machte gelegentlich eine kluge Anmerkung. Dann bemerkte er den Blick, den einige – wie er wusste – absolut skrupellose Berater untereinander austauschten.
Einige Jahre nach Nikkis Tod hatte Luca sich an ihren Wettbewerben beteiligt: Alkohol, Exzess, Frauen. Diese unbefriedigende Phase hatte nicht lange angedauert, und seitdem konzentrierte er sich ausschließlich darauf, im geschäftlichen Bereich zu gewinnen.
Doch dann sah er, wie sie sich langsam näherten. Nein, dachte Luca entschlossen, als er den Ausdruck in ihren Augen bemerkte. Emily ist keins eurer Spielzeuge. Mit besitzergreifender Geste packte er Emily am Arm und zog sie mit sich.
„Wa…?“ Sie unterbrach sich und errötete, als sich ihre Blicke begegneten.
„Tanz mit mir.“ Luca legte den Arm um sie und zog sie noch enger an sich, als er sie auf die Tanzfläche führte. Dass gerade ein langsames Stück gespielt wurde, kam ihm sehr recht.
Ihr Gesicht war noch immer gerötet, doch nun zog sie vielsagend die Augenbrauen hoch. „Ich dachte, ich wäre nur deine ‚Bekannte‘?“
„Es wäre etwas unpassend gewesen, dich als ‚die Frau, mit der ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit schlafe‘ zu bezeichnen“, erwiderte Luca.
Emily kicherte, dann fanden sie sich in den Rhythmus der Musik ein. „Warum warst du so nervös wegen heute Abend?“, fragte Luca nach einer Weile. Sie zuckte die Schultern. „Weil ich nicht so weltgewandt und perfekt bin wie die anderen Leute hier.“
„Du kannst ihnen allemal das Wasser reichen“, erwiderte er und schüttelte sie sanft, als sie den Blick senkte. „Doch, wirklich. Du bist viel echter und großmütiger als die meisten hier. Sie spenden zwar Geld, aber du gibst mehr von dir selbst.“
Er wollte unbedingt, dass sie an ihre Begabungen und an sich glaubte. „Du hörst gut zu, du bist freundlich, witzig und bildhübsch. Der alte Thomas war nach dem Gespräch mit dir rosa angelaufen und ganz durcheinander.“
Jetzt war auch Emilys Gesicht rosa angehaucht, nicht vor Verlangen, sondern vor Freude. Ihr Lächeln war fast schüchtern, doch es war der Ausdruck ihrer Augen, der Luca besonders naheging: ein faszinierendes, aufrichtiges Leuchten.
Um zu einer unbefangeneren Stimmung zurückzufinden, bevor er etwas sehr Dummes sagen würde, fügte er hinzu: „Aber das Wichtigste ist natürlich, dass du Opern und die italienische Küche liebst. Du bist also eine wahrhaft kultivierte Frau.“
„Du bist wirklich engstirnig“, erwiderte sie, lächelte jedoch noch immer.
„Siehst du, du kennst sogar ziemlich lange Wörter.“
„Und überheblich.“
„Vergiss nicht meine lässige Eleganz.“
„Eingebildet.“
„Und ein ausgezeichneter Tänzer“, stellte Luca fest.
„Hatten wir ‚eingebildet‘ schon?“, gab Emily zurück.
Er lachte leise, löste sich von ihr, um sie herumzuwirbeln, und zog sie dann wieder eng an sich. „Ich habe lange nicht mehr so viel Spaß gehabt.“
„Du meinst wohl Sex!“ Ihre Augen funkelten übermütig.
„Stimmt. Und ehrlich gesagt, habe ich mich auch schon nach einer lauschigen dunklen Ecke umgesehen, aber es scheint
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