Eine Nacht mit Folgen
sich in London noch um seine Geschäfte kümmerte.
In London war es schon nach Mitternacht, aber Graham zahlte Jake ein sehr großzügiges Gehalt und wusste, dass er ihn in dringenden Fällen jederzeit stören konnte.
"Hallo", ertönte Jakes leicht verschlafene Stimme.
"Jake, ich bin es", sagte Graham. "Tut mir Leid, dass ich so spät noch störe."
"Kein Problem. Was ist los, Boss?"
Graham öffnete seinen Aktenkoffer. "Würden Sie gern nach San Francisco fliegen?"
"Zum Vergnügen oder geschäftlich? Vergessen Sie's. Was brauchen Sie?"
Er sah seine Papiere durch und nannte ihm einige Akten, die er ihm per E-Mail zuschicken sollte.
"Ich möchte, dass Sie Carita Lawrence mitbringen, und stellen Sie noch eine Sekretärin von einer hiesigen Agentur ein.
Ich möchte mir hier in San Francisco ein kleines Büro einrichten."
"Schon gemacht, Sir."
"Mieten Sie für sich und Carita Wagen", fuhr Graham fort.
"Steigen Sie mit Carita in meinem Hotel ab und mieten Sie einen der Konferenzräume an."
"Werden wir also einige Wochen bleiben?"
"Vielleicht ein paar Monate."
Jake zeigte keine Überraschung. "Gut. Ich werde noch heute nach New York fliegen und Sie dann morgen in San Francisco sehen. Carita wird wohl erst nach Thanksgiving kommen können."
Graham wurde klar, dass er den Feiertag vergessen hatte.
"Verflixt, jetzt habe ich Ihnen sicher Ihre Pläne durchkreuzt, nicht wahr?"
"Nichts, worauf ich scharf wäre", erklärte Jake in lustigem Ton. Graham musste lächeln, Familientreffen hatten Jake schon immer gelangweilt.
"Möchten Sie, dass ich noch etwas aus Ihrem Apartment in New York mitbringe?" fragte Jake. "Oder soll ich nur die Sachen mitbringen, die Sie hier in London im Hotel zurückgelassen haben?"
"Bringen Sie mit, was immer sich noch im Hotelzimmer befindet. Das reicht. Ich werde mir sowieso noch ein wenig Freizeitkleidung kaufen müssen. Ich dachte, vielleicht ein paar Jeans und T-Shirts?"
Es entstand ein kurzes Schweigen.
"Oh, sicher", sagte Jake und konnte seine Überraschung kaum verbergen. Sein Arbeitgeber hatte seit Jahren keine Jeans mehr getragen. Er räusperte sich. "Macht es Ihnen etwas aus, mir zu sagen, was eigentlich los ist?"
"Serena Jones bekommt mein Baby."
5. KAPITEL
Am Tag nach Grahams plötzlichem Erscheinen lag Serena auf der Seite in ihrem Schwangerschaftsyogakurs. Leise, angenehme Musik durchflutete den halbdunklen Raum, in dem eine wundervoll friedliche Atmosphäre herrschte. Dies war die Entspannungsphase am Schluss des Kurses, in der sie alle Sorgen und Ängste des Tages hinter sich lassen sollte.
Aber das war das Letzte, zu dem sie heute fähig war.
Sie konnte einfach nicht aufhören, an Graham zu denken.
Und an die Tatsache, dass sie ihn anrufen musste.
Als er ihre Wohnung gestern Abend verließ, hatte er ihr seine Geschäftskarte gegeben, auf die er seine private Handynummer geschrieben hatte.
"Ruf mich an, wenn du nachgedacht hast", hatte er gesagt.
"Aber warte nicht zu lange."
Wie lange ist zu lange? fragte sie sich.
Graham hatte auch das Hotel, in dem er abgestiegen war, darauf geschrieben und seine Telefonnummer.
Es war dasselbe Hotel, in dem sie auch ihre Liebesnacht verbracht hatten. Glücklicherweise nicht dieselbe Suite, aber nur den Namen des Hotels zu sehen beschleunigte bereits ihren Puls.
Sie erinnerte sich daran, wie die Suite ausgesehen hatte, als sie sie betreten hatte. Und in was für einem Zustand sie am nächsten Morgen gewesen war.
Überall hatten Kleidungsstücke herumgelegen.
Eine Lampe war von einem Beistelltisch heruntergefallen.
Die Laken waren unordentlich und zerknittert gewesen.
Fast konnte sie es komisch finden, dass das Zimmer ihre eigene Veränderung widerspiegelte. Von einer ordentlichen Jungfrau war sie über Nacht zu einer ziemlich wagemutigen Frau geworden, die schon bald eine allein erziehende Mutter sein würde.
Nun, ihr Leben war nicht völlig aus den Fugen geraten, aber sie musste zugeben, dass es sehr viel chaotischer als vorher war
- und das, obwohl sie sich das Baby mehr wünschte als alles andere auf der Welt.
Ein wenig Chaos ist einer sterilen lieblosen Ordnung vorzuziehen, dachte sie.
Aber dann waren da noch Graham und der Anruf, den sie noch machen musste. Er hatte ihr den Ball zugespielt, und sie musste jetzt reagieren. Denn jeder Tag, der verging, brachte sie dem Geburtstermin näher - der Ankunft ihres Babys.
Das Tempo der Hintergrundmusik begann sich zu ändern und signalisierte damit das Ende der
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