Eine Nacht und tausend Geheimnisse
Bruder heimzahlen. Anstatt Gespräche mit Kunden zu führen und sich die Angebote der Konkurrenten anzusehen, musste er wertvolle Zeit vergeuden und mit einer großäugigen Blondine Achterbahn fahren. Das war einfach lächerlich. Dazu drückten die neuen Schuhe, die er sich passend zu der Jeans hatte kaufen müssen. Für die Geschäftsgespräche hatte er sich verständlicherweise nur Anzüge mitgenommen.
Wo blieb sie nur? Wieder blickte er die Straße entlang. Da, da war sie endlich. Und sah einfach bezaubernd aus. Das Haar trug sie offen. Die ausgeblichene, schmal geschnittene Jeans schmiegte sich eng um die reizvoll gerundeten Hüfte und die langen schlanken Beine, und die Bluse aus dünnem blauen Baumwollstoff ließ den Ansatz der Brüste erkennen. Trent spürte, wie sein Puls stieg. Kein Wunder, dass sein Bruder der Versuchung nicht hatte widerstehen können. Aber der Idiot hätte sich eben etwas mehr zusammennehmen sollen.
Jetzt hatte sie ihn erblickt. Sie verlangsamte ihre Schritte, und als sie vor ihm stand, hob sie das Kinn und sah ihn herausfordernd an. Unwillkürlich blickte er ihr auf den Mund. Wie gern würde er sie jetzt küssen! Ob Brent das an seiner Stelle getan hätte? Als ahne sie, was in ihm vorging, trat Paige vorsichtig einen Schritt zurück. Schade, aber verständlich. Dennoch war er enttäuscht. Denn er musste sich eingestehen, dass er sie nur zu gern geküsst hätte. Dabei sollte er ihr doch eher negative Gefühle entgegenbringen, weil sie die Familie und das Unternehmen bedrohte, auch wenn ihr das nicht bewusst war. Aber er begehrte sie. Doch so gern er ihr eigentlich beweisen wollte, dass er ein guter Liebhaber war, er wusste genau, dass er nicht mit ihr schlafen durfte. Sex würde die ganze Geschichte nur unnötig verkomplizieren. Er hatte schon jetzt genug damit zu tun, wieder auszubügeln, was Brent angerichtet hatte.
„Hallo! Ich dachte schon, du würdest kneifen.“ Paige lächelte ihn fröhlich an.
„So? Bist du es nicht, die hier schon über ein Jahr lang lebt und immer noch nicht den Mut hatte, Achterbahn zu fahren?“ Er grinste. „Ich hatte eigentlich gar nicht mit dir gerechnet.“
„Ganz schön unverschämt. Wir werden ja sehen, wer als Erster aufhören will.“
Lächelnd zog er zwei Papierarmbänder aus der Hosentasche und reichte Paige eins. „Hier, damit können wir so oft fahren, wie wir wollen. Und ich habe die Absicht, so lange zu bleiben, bis sie uns rauswerfen, weil sie schließen. Du kannst natürlich aufhören, wann immer du willst.“ Was war das? Er hörte sich ja beinah so an wie sein Bruder. Großspurig, selbstsüchtig und kindisch. Doch darüber konnte er nicht lange nachdenken, denn die Art und Weise, wie Paige den Kopf zur Seite neigte und ihn amüsiert ansah, brachte ihn sofort auf andere Gedanken. Auf sehr zweideutige Gedanken …
„Wetten, dass du es nicht so lange aushältst?“, fragte sie ihn lachend.
„Die Wette verlierst du. Komm, gib mir deinen Arm.“
Gehorsam streckte sie den rechten Arm aus. Mit der rechten Hand griff er nach ihrem Handgelenk, mit der linken schob er den Blusenärmel hoch und legte ihr das Armband um. Dabei strich er ihr wie unbeabsichtigt über die zarte Haut und fühlte zu seiner Überraschung, dass sein Körper darauf reagierte. Lächerlich, aber wahr, mit vierunddreißig reagierte er wie ein Teenager, der das erste Mal die Haut eines Mädchens streichelte. Schnell ließ er sie los, als hätte er sich verbrannt, und versuchte jetzt, sich das andere Band umzulegen. Verdammt, das konnte doch nicht schwieriger sein als bei der Armbanduhr.
„Lass mich das machen“, sagte sie und nahm ihm schnell das Band ab. Sie strich es glatt und legte es ihm ohne Schwierigkeiten um, wobei ihre kühlen Finger sanft über sein Handgelenk strichen. „So, das wär’s.“
Ihre Stimme klang leise und irgendwie atemlos, die Wangen waren leicht gerötet. Und als Trent ihr in die Augen sah, war nicht zu übersehen, dass sie von der Berührung genauso erregt war wie er. Wieder hatte er den dringenden Wunsch, den schlechten Eindruck auszulöschen, den Brent in seinem, Trents, Namen als Liebhaber gemacht hatte. Dieses glänzende volle Haar, wie gern würde er die Hand hineinstecken, ihren Kopf zu sich heranziehen und sie küssen, bis sie zu allem bereit war …
Nein. Nur keine unnötigen Verwicklungen. Das war alles schon kompliziert genug . Vielleicht sollte er sich auf den Appetit konzentrieren, der sich leicht befriedigen ließ. „Was
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