Eine Nacht und tausend Geheimnisse
möchtest du zuerst? Essen oder mit der Achterbahn fahren?“
Sie sah ihn an, als wäre er nicht recht bei Trost. „Achterbahn fahren natürlich. Essen können wir hinterher. Falls du dann noch Appetit hast.“
Er lachte. Ganz schön schlagfertig, die Kleine. Ob Brent eine Ahnung gehabt hatte, worauf er sich da einließ? Wahrscheinlich war er auf Paiges harmlose Art und ihre großen staunenden Augen hereingefallen. Denn das war etwas völlig anderes als das zickige und launische Benehmen seiner Frau. Erstaunlicher war, dass Paige Brents oberflächlichen Charme nicht durchschaut hatte. Eigentlich war sie doch viel zu intelligent, um auf einen Typen wie Brent hereinzufallen.
Aber so muss es ja wohl gewesen sein, sonst wäre sie jetzt nicht hier .
Das durfte er nicht vergessen. „Keine Sorge, mein Magen kann viel aushalten. Womit wollen wir anfangen? Mit der Hauptattraktion oder mit irgendetwas weniger Halsbrecherischem?“
„Von mir aus können wir gleich den Canyon Blaster ausprobieren. Aber wenn du dich erst langsam darauf vorbereiten willst, können wir auch was Harmloseres nehmen.“
Bei dem herausfordernden Ton und dem frechen Funkeln in ihren Augen hätte Trent am liebsten losgelacht, aber er presste die Lippen aufeinander. Er wollte Paige McCauley nicht sympathisch finden. Er wollte sie lediglich davon überzeugen, dass er es war, mit dem sie vor einem Jahr geschlafen hatte. Dann würde er sie einfach abservieren, sodass sie wünschte, sie hätten sich nie wiedergetroffen. Auf diese Weise konnte er ziemlich sicher sein, dass sie den Hightowers generell aus dem Weg ging.
Aber wie sollte er das Ganze anfangen? Er drehte sich um und ging auf den Eingang zu. Paige folgte ihm und sah sich mit leuchtenden Augen um, als sie den Eingang passiert hatten. „Trent, das ist super!“
Auch er war überrascht, wie sehr er von der chaotischen Umgebung angetan war. Die Menschen schoben sich durch die Gänge, es roch nach Zuckerwatte, gebrannten Mandeln und gebratenen Würstchen. War er überhaupt schon jemals in einem Vergnügungspark gewesen?
„Da! Dahinten ist der Canyon Blaster ! Komm!“ Paige stürzte vorwärts, und Trent eilte mit langen Schritten hinter ihr her. Ihr kleiner Po in der engen Jeans war viel zu aufregend, als dass er sie hätte aus den Augen verlieren können. „Los, schnell!“, rief sie ihm über die Schulter hinweg zu.
Er beschleunigte die Schritte, bis er schließlich hinter ihr stand. Die Schlange vor der Achterbahn mit dem doppelten Loop und der doppelten Schraube war nicht sehr lang. Vor Aufregung hüpfte Paige auf und ab, und unwillkürlich ließ Trent sich anstecken. Wenn seine Familie ihn jetzt sehen könnte, wie er albern vor sich hin grinste und dabei die junge Frau neben sich wohlgefällig musterte, würde sie glauben, er habe ihr sein Leben lang etwas vorgemacht. Denn sie war der festen Meinung, dass er sich nur für das Geschäft interessierte. Doch das stimmte nicht. Aber irgendjemand musste ja die Verantwortung übernehmen.
In den letzten dreizehn Jahren hatte er genug damit zu tun gehabt, die Firma wieder auf den rechten Kurs und aus den roten Zahlen zu bringen, in die die Spielleidenschaft des Vaters sie gebracht hatte. Das war ihm letztendlich auch gelungen, sodass er daran denken konnte, das Unternehmen zu erweitern. Und nun tauchte diese Paige auf und stellte alles wieder infrage. Allerdings ohne dass es ihr bewusst war. Manchmal war ihm sein Leben in den letzten zwölf Monaten auch wie eine Achterbahnfahrt vorgekommen. Sosehr sie sich auch bemühten, die PR-Leute von Hightower Aviation hatten es nicht geschafft, die zwei einschneidenden Familienereignisse in der Presse positiv darzustellen. Vielleicht war das auch zu viel verlangt. Denn wie sollte man der Öffentlichkeit erklären, dass nach fünfundzwanzig Jahren plötzlich eine uneheliche Tochter der Mutter auftauchte? Oder dass eine seiner Schwestern versehentlich mit dem falschen Spendersamen befruchtet worden war, und das in einer der berühmtesten Reproduktionskliniken des Landes? Glücklicherweise war die neue Halbschwester ganz in Ordnung, und die andere Schwester hatte den biologischen Vater ihres Kindes geheiratet.
Aber einiges stand ihm noch bevor. Zum Beispiel diese Achterbahnfahrt. Nicht dass er sie nicht überstehen würde. Wahrscheinlicher war, dass er sie zu sehr genoss, dass er so sehr Gefallen an diesem ganz besonderen Kick fand, dass er dieses Gefühl des Adrenalinstoßes später immer wieder
Weitere Kostenlose Bücher