Eine Nacht und tausend Geheimnisse
kneifen?“
Warum konnte sie den Blick nur nicht von diesen Händen lösen? Hände, die sie vor einem Jahr liebkost hatten, ohne dass sie das Geringste empfand. Und jetzt brauchte sie sie nur anzusehen, und ihr wurde heiß vor Verlangen. Was war los mit ihr? Nur mühsam gelang es ihr, den Kopf zu heben und Trent in die schönen klaren Augen zu blicken. „Ich meine ja nur, dass man viel behaupten kann. Gesagt ist noch nicht getan. Wie ist es, nimmst du die Herausforderung an und probierst ein paar Achterbahnen aus, solange du in der Stadt bist?“
Wieder sah er sie überlegen lächelnd an. „Ja. Unter einer Bedingung.“
Sie musterte ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen. „Und die wäre?“
„Dass wir zusammen fahren.“
Das hätte sie sich ja denken können. Wenn sie sich darauf einließ, dann würde sie die demütigende Nacht von vor einem Jahr nie vergessen. Und hatte sie sich das nicht von diesem Treffen versprochen? Ein Lunch, und schon war sie die Erinnerung los? Andererseits war sie noch nie vor einer Herausforderung zurückgeschreckt. Und positiv war auch, dass sie auf diese Weise einige von Las Vegas’ Attraktionen kennenlernen konnte. Das würde ihr zugutekommen, wenn die Schwestern sie besuchten.
Sie straffte die Schultern. Warum also nicht? Was hatte sie schon zu verlieren? Schlimmer konnte es kaum kommen. Trent hatte sie mit auf sein Zimmer genommen und war ganz offensichtlich wenig von ihr angetörnt gewesen …
„Was ist? Gesagt ist noch nicht getan …“, feixte er.
„Okay, einverstanden. Ich fahre mit dir Achterbahn.“
„Sag mir, wann und wo. Und dann werden wir ja sehen, wer zuerst um Gnade bettelt.“
Sie konnte nur hoffen, dass nicht sie es war.
3. KAPITEL
Die neuen Jeans saßen nicht, und Trent fühlte sich unwohl, als er draußen vor dem großen Vergnügungspark auf Paige wartete. Wahrscheinlich fühlte er sich so unbehaglich und hatte Gewissensbisse, weil er nicht ehrlich zu ihr gewesen war. Eigentlich war sein Benehmen nicht besser als das seines Bruders. Vielleicht waren seine Absichten edler, weil er es für Brents Ehe beziehungsweise für das Wohl der Firma tat. Dennoch, es geschah auf Kosten eines anderen Menschen. Und sosehr er sich auch bemühte, Entschuldigungen zu finden, Tatsache war, dass er Paige hinterging.
Während des Lunchs hatte er sehr vorsichtig und sehr aufmerksam sein müssen, um sich nicht zu verraten. Denn er wusste nicht, worüber Brent und Paige sich unterhalten hatten, und er durfte auf keinen Fall irgendetwas sagen, was dem widersprach. Andererseits wollte er möglichst viel über das damalige Zusammensein erfahren, damit seine Abschiedsszene auch glaubhaft werden würde. Und keine negativen Auswirkungen auf Brent und die Firma hätte.
Als Paige die Sache mit den Achterbahnen erwähnt hatte, hatte Trent die Idee gleich aufgegriffen, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen würde Paige das Hotel für ein paar Stunden verlassen, was die Gefahr verringerte, dass sie von anderen Messeteilnehmern mehr erfuhr, als gut für sie war. Zum Beispiel dass er, Trent, die Messe im letzten Jahr gar nicht besucht hatte. Und zweitens könnte er sich für die Dauer ihres Ausflugs etwas entspannen, weil er genau wusste, dass sie mit Brent nicht Achterbahn gefahren war. Denn sein Bruder konnte derartige Vergnügungen vertragen.
Etwas anderes allerdings beunruhigte Trent. Seit er die Führung des Unternehmens übernommen hatte, hatte er sich bewusst von allem ferngehalten, was seinen Adrenalinspiegel hätte puschen können. Er war nie mehr in eine Achterbahn gestiegen und hatte nie mehr ein Flugzeug selbst geflogen, so leidenschaftlich gern er das früher auch getan hatte.
Aber darum ging es jetzt nicht. Paige möglichst bald loszuwerden war wichtiger als sein schlechtes Gewissen. Dabei hasste er Situationen wie diese, in die er unvorbereitet hineingeschlittert war. Normalerweise hätte er den Ablauf einer solchen Verabredung genau geplant. Aber diesmal musste er sich nach Paige richten. Das fing schon damit an, dass er sie nicht abholen konnte, wie er es sonst getan hätte, da er sich nicht traute, sie nach ihrer Adresse zu fragen. Wer weiß, ob sie die nicht Brent gegenüber erwähnt hatte und sich jetzt wundern würde, wenn er fragte. Und Brent, dieser Idiot, nahm einfach nicht ab, wenn Trent versuchte, ihn telefonisch zu erreichen. Glücklicherweise hatte Paige diesen Treffpunkt selbst vorgeschlagen. Die ganze Situation war absurd, und Trent würde es dem
Weitere Kostenlose Bücher