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Eine Nacht und tausend Geheimnisse

Eine Nacht und tausend Geheimnisse

Titel: Eine Nacht und tausend Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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dran.
    Sie lief so schnell auf den Eingang für die Hotelangestellten zu, wie es ihre hochhakigen Schuhe zuließen. In der letzten Nacht hatte sie lange wach gelegen, weil sie an Trents Kuss denken musste. Und dann hatte sie den Wecker nicht gehört. Das heißt, sie hatte ihn nicht hören wollen. Schnell zog sie die Plastikkarte durch den dafür vorgesehenen Schlitz und öffnete die Tür. Dies war der dritte offizielle Kongresstag, und ihr Plan, Trent zu verführen, würde sich heute ganz bestimmt nicht verwirklichen lassen. Denn aus Zeitmangel hatte sie noch nicht einmal das Haar waschen können und hatte sich so gut wie nicht geschminkt. In dem schlichten kleinen Schwarzen sah sie langweilig aus und stellte sicher keine Gefahr für Trent dar. Und ohne Ohrringe und ihre Armbanduhr fühlte sie sich irgendwie nackt.
    Deshalb konnte sie es sich nicht leisten, dem Objekt ihrer unlauteren Absichten zu begegnen, sondern musste Trent aus dem Weg gehen, bis sie sich in der Lunchpause einigermaßen ansprechend hergerichtet hätte.
    Vorsichtig blickte sie sich nach allen Seiten um. Glücklicherweise war niemand zu sehen, und so ging sie schnellen Schrittes in ihr Büro. Aufatmend ließ sie sich auf den Schreibtischstuhl fallen, stellte den Computer an und legte die Handtasche in eine Schublade. Das war ja noch mal gut gegangen.
    Doch dann räusperte sich jemand hinter ihr, und sie fuhr erschreckt herum. Vor ihr stand ihr Chef Milton Jones, eine beeindruckende Erscheinung mit dichtem weißen Haar, und musterte sie streng.
    Schnell sprang sie auf. „Guten Morgen, Milton.“
    Er wies mit dem Kopf auf die Wanduhr. „Sie sind spät dran.“
    Zwar ärgerte sie diese Bemerkung, denn normalerweise kam sie eine Viertelstunde zu früh, aber sie wusste, Milton war ein Chef der alten Schule und wäre davon nicht beeindruckt. „Ja, ich bin fünf Minuten zu spät, Entschuldigung. Aber es ist das erste Mal und wird nicht wieder vorkommen.“
    „Haben Sie schon Ihren Rundgang gemacht?“
    „Nein.“ Seltsam, sie hatte diesen morgendlichen Kontrollgang eingeführt, und nun schien Milton es von ihr zu erwarten. Lächelnd stand sie auf. „Aber das werde ich gleich nachholen.“ Zu dumm. Sie hatte gehofft, sich erst ein wenig herrichten, zumindest das Haar hochstecken zu können, aber das musste jetzt wohl warten. Vielleicht schaffte sie es ja, Trent nicht zu begegnen, bis sie die Gelegenheit gehabt hatte, etwas mehr aus sich zu machen. Leise seufzend griff sie nach dem Clipboard und dem Walkie-Talkie. „Bisher läuft ja alles sehr gut“, sagte sie. Bisweilen konnte es durchaus von Nutzen sein, sich auch mal selbst zu loben, das hatte sie inzwischen gelernt. Sonst wurde man leicht übersehen oder, was noch schlimmer war, alles, was man tat, wurde als selbstverständlich erachtet.
    „Ist ja erst der dritte Tag.“
    „Aber wir hatten einen sehr guten Start, von den anfänglichen Schwierigkeiten mit der Lautsprecheranlage einmal abgesehen.“ Als Milton sich nicht von der Stelle rührte, sah sie ihn fragend an. „Wollen Sie mich auf meinem Rundgang begleiten?“
    „Nein, keine Zeit“, erwiderte er. „Ich muss noch Verhandlungen wegen des kommenden Ärztekongresses führen. Falls irgendwelche Probleme auftauchen, sagen Sie mir bitte Bescheid. Aber erst, nachdem Sie sie gelöst haben.“ Damit drehte er sich um und ging den Flur hinunter auf sein Büro zu.
    Gott sei Dank! Erleichtert atmete sie auf. Milton war eigentlich ein sehr guter Chef. Als er sie eingestellt hatte, hatte sie kaum Erfahrungen im Hotelgewerbe besessen, denn nach dem Studium hatte sie nur in einem sehr kleinen Hotel gearbeitet. Was sie wusste, hatte sie von Milton gelernt, und dafür war sie ihm sehr dankbar. Aber heute konnte sie seine pingelige Art nur schwer ertragen. Immer noch war sie ganz durcheinander wegen Trents Kuss.
    Okay, ihrem Kuss. Sie hatte ihn geküsst.
    Ihre Schwestern wären stolz auf sie. Aber sie konnte es ihnen nicht erzählen, auch wenn sie es noch so gern getan hätte. Denn sie sehnte sich nach einer vertrauten Stimme und war während ihrer schlaflosen Nacht oft versucht gewesen, zu Hause anzurufen. Ashley hätte sie bestimmt erreicht, denn die musste zur Frühschicht ins Krankenhaus. Aber dann hatte sie es sich doch verkniffen, denn die Schwestern hätten sofort alles Mögliche vermutet, auch wenn Paige kein einziges Wort über den Kuss hätte verlauten lassen.
    So hellhörig sie waren, wenn es um Paige ging, so unfähig waren sie, ihre

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